Leoš Janáček: „Das schlaue Füchslein“

oe
Bregenz, 31/07/2003

Eine etwas überraschende Werkauswahl für die letzte Inszenierung der Ära von Alfred Wopmann im Festspielhaus. Denn dort hatte es ja in den letzten Jahren immer ausgesprochene Repertoire-Raritäten gegeben, und dazu kann man Janáček späte Oper „Das schlaue Füchslein“ inzwischen glücklicherweise nicht mehr rechnen. Doch für den scheidenden Wopmann handelt es sich wohl um ein Bekenntniswerk: Über das Altwerden und die Sehnsucht nach Jugend und Freiheit, über das Eins sein des Menschen mit der Natur, über deren ewigen Kreislauf des Geborenwerdens, des Älter- und Reiferwerdens, des Abschieds und der Ankunft einer neuen Generation.

Noch einmal hat er ein neues englisches Team als Produzenten importiert: den Regisseur Daniel Slater und den häufig mit ihm zusammen arbeitenden Ausstatter Robert Innes Hopkins und damit einen nicht so glücklichen Griff getan wie in der Vergangenheit mit Pountney und Lazaridis oder mit Jones und McDonald: zu bieder, ja zu unbeholfen präsentiert sich das Bühnengeschehen mit seinen ständigen Überlappungen von Menschen- und Tierwelt – und das Röhrenschacht-Bühnenbild mit seinen leichten Prager Jugendstilreminiszenzen wirkt auch nicht gerade fantasiestimulierend. So dass Janáček auch diesmal wieder seinen unwiderstehlichen poetischen Zauber eher aus dem Orchester bewirkte, mit den unter Vladimir Fedoseyev musizierenden Wiener Symphonikern, die das feine Gespinst der musikalischen Strukturen wie eine Spitzenklöppelei aufdröselten.

Mit von der Partie war auch die Choreografin Aletta Collins, die schon einmal in Bregenz dabei war: bei der sensationellen Produktion von Saint-Saëns‘ „Samson et Dalila“, in der sie das überwältigend orgiastische Bacchanal choreografiert hatte. Diesmal nun also als Choreografin eines Tänzerpaares, das eigentlich gar nicht vorgesehen ist, das sich aber nahtlos ins Geschehen einpasst – nämlich als Projektion zweier Liebender, ihrer Anziehung, ihrer Zögerlichkeit und ihrer schließlichen Vereinigung – als Allegorie eines sich in Freiheit erfüllenden Eros (im Gegensatz zu den allen möglichen Zwängen unterworfenen Menschen und Tieren).

Es erscheint so als eine Art Bewegungs-Leitmotiv an mehreren Stellen und hilft nicht nur, die ausladenden Zwischenspiele auszufüllen, sondern gefällt auch als Bewegungs-Kontrapunkt zu der sonst so oft beliebig-läppischen Bewegungsführung der Akteure. Collins hat die verschiedenen Episoden in einem flüssig-geschmeidigen, sich in seinen weiblichen und männlichen Elementen komplementär ergänzenden Modern-Dance-Stil choreografiert, schlicht, ohne technische Kinkerlitzchen, aber nicht simpel, außerordentlich sensibel der Musik angepasst, fast holzschnittartig, doch in ganz weichen Kurvaturen. Die beiden Tänzer, Anna Williams und Tom Roden, tanzen das mit einer schönen Ruhe und Klarheit, exakt auf den Punkt gebracht, die sich wohltuend von den aktionistischen Unbeholfenheiten der Sängerdarsteller (inklusive des aufgeregten Kinderchors) unterscheidet.

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