Tänze, Träume und Triumphe - das Fernsehballett wird vierzig

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Stuttgart, 01/01/2003

Zweieinhalb Stunden am Tropf des Neujahrskonzerts aus Wien gehangen, und mit zwei Balletttröpfchen gerade noch vor dem Verdursten gerettet. Dafür Tanz satt am Nachmittag, bei „Tänze, Träume und Triumphe“, einer Sendung zum vierzigjährigen Bestehen des Deutschen Fernsehballetts vom Mitteldeutschen Rundfunk.

Ich muss gestehen, wenig darüber gewusst zu haben (weder bei Friedrich noch bei Reclam gibt es ein Stichwort Fernseh- oder TV-Ballett). Und so leiste ich hiermit Abbitte bei Emöke Pöstenyi, der ungarischen Tänzerin und Choreografin, die vier Jahrzehnte lang diese Truppe dominiert und geprägt hat, und damit unzähligen Leuten in der DDR ein bisschen Freude und Glamour in ihr tristes Alltagsdasein gebracht hat. Und die es nach der Wende geschafft hat, die als Fernsehballett der DDR abgewickelte Kompanie von Grund auf neu zu strukturieren, so dass sie sich auch auf dem kapitalistischen Medienmarkt unserer Tage unter den schwierigsten Bedingungen behauptet.

Fast dreißig Jahre lang Adlershof, Parteifunktionäre und Kulturhaus Bitterfeld und heute Traumschiff MS Europa auf Nordkap-Kurs. Allen Respekt, der auch ihren sich durch keine Misshelligkeit beirren lassenden Mitarbeitern gilt – vor allem Günther Jätzlau und ihren Kollegen Susan Baker und Walter Schumann.

Welch ein Weg – von den „Alle meine Entchen“-Anfängen bis zu den heutigen Glitzershows! Und alle, die befragt wurden, gerade auch die vielen Tänzer, die stöhnten über die unsäglich harte Knochenarbeit, die Verletzungsanfälligkeit, die ständigen Schmerzen und die Aussicht auf ein frühes Ende ihrer Karriere, ausnahmslos alle waren sie sich einig, welch ein Glück es für sie bedeutete, auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen, nein, eben nicht zu stehen, sondern zu tanzen. Wieder wurde deutlich, welch einer Besessenheit es bedarf, um es in diesem Beruf zu etwas zu bringen, doch welch besondere Lebensglückserfüllung er für diejenigen bereithält, die sich ihm mit Haut und Haar (und allem, was sie sonst noch haben und sind) ausliefern!

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