Lesley Leslie-Spinks erhält die Carina-Ari-Medaille

Der wichtigste schwedische Tanzpreis geht zum ersten Mal an eine Fotografin

Köln, 12/05/2004

Die Carina-Ari-Medaille, der wichtigste schwedische Tanzpreis, wird in diesem Jahr an die Ballettfotografin Lesley Leslie-Spinks verliehen. Der Preis wurde im Jahr 1961 eingerichtet, seine erste Trägerin war Birgit Cullberg. Die Medaille ist die prestigeträchtigste Ehrung im Bereich Tanz in Schweden, sie wird an Persönlichkeiten vergeben, die „sich um die Förderung der schwedischen Tanzkunst verdient gemacht haben“. Zum ersten Mal seit seinem Bestehen erhält eine Fotografin die Auszeichnung. Carina Ari (1897 - 1970) war eine schwedische Tänzerin und Mitglied der Ballets Suédois; sie hinterließ ihr großes Vermögen einer Stiftung zur Förderung des Tanzes in Schweden.

Es folgt die offizielle Verlautbarung der Jury, die ich von der Website der Stiftung übersetzt habe (Gert Weigelt): „Die Carina-Ari-Stiftung vergibt in diesem Jahr die Goldmedaille an Lesley Leslie-Spinks. In unserer Zeit, wo der Medienrummel immer stärker wird, kommt dem Pressebild eine besondere Bedeutung als Marktführer zu. In der Welt des Tanzes ist die Fotografie eine Fahnenträgerin, die es mit ihrer Kunst vermag, die Eindrücke des Betrachters zu bereichern - sowohl durch den Ausdruck als auch durch dessen (Medien-)„Abdruck“. Wir hier in Schweden haben das Glück, eine der besten ihres Faches, eine demütige Künstlerin, zu den unseren zählen zu können. Jemand, der mit seinem Werk das hohe internationale Ansehen der Tanzfotografie befördert hat. 

Nach ihren eigenen Worten ist Lesley Leslie-Spinks durch ein Versehen zur Foto-Autodidaktin geworden. Sie fing in den Ballettstudios von London an zu fotografieren und später tat sie das auch in Oslo; damals noch zu einem Zeitpunkt, als man ohne spezielle Genehmigung während einer laufenden Vorstellung fotografieren durfte. Anfang der 80iger Jahre bekam Lesley dann einen Wirkungskreis an der Königlichen Oper: dort nahm sie der damalige Theaterfotograf Enar Merkel Rydberg unter seine Fittiche.

Selbst unsichtbar, macht sie die Dinge für uns sichtbar, denn Lesley arbeitet am liebsten auf leisen Sohlen und mit kaum hörbarer Kamera – immer mit dem Blick auf das Wesentliche, was ihr Bild vermitteln möchte, und mit einem sicheren Gespür für Komposition und Licht. Das ganze so wie die besten Tänzer mit Rhythmus und Timing. Sie ist eine scharfsinnige Beobachterin, sie dokumentiert und vermittelt uns die Eindrücke, die letztlich haften bleiben. Lesley Leslie-Spinks hat in mehr als drei Jahrzehnten die Kunst verfeinert, die Flüchtigkeit der Bewegung einzufangen. In ihrer Arbeit für das Stockholmer Stadsteatern und nicht zuletzt als die „Hoffotografin“ des Cullberg-Balletts hat sie die Protagonisten auf der Bühne für die Nachwelt verewigt.

Es sind Bilder von seltener Kraft und Präsenz, manchmal roh und kontrastreich, dann wieder feinnervig und voller Poesie: eine gealterte Birgit Cullberg als Mutter Afrika in „Soweto“, die magische Aura des jungen Per Jonsson, Ana Lagunas aufrührerisch um-sich-tretende Schwanenkönigin, die choreografische Dynamik eines Kenneth Kvarnström oder Kultregisseur Robert Wilson in Aktion.

Mats Ek über Lesley Leslie-Spinks: „Eigentlich ist es ja unmöglich, Tanz in einem stillstehenden Bild einzufangen. Aber Lesleys Auge hat uns, in Koordination mit ihrem rechten Zeigefinger, das Gegenteil bewiesen. Ihr ausgeprägtes Gespür für den lebendigen Augenblick paart sich mit technischer Brillanz. Während vieler Jahre hat sie uns wieder und wieder Bilder beschert, die die eingefangene Bewegung im Betrachter zu neuem Leben erwecken.“

Die Carina-Ari-Medaille wird im Jahre 2004 an Lesley Leslie-Spinks vergeben, weil sie mit ihren unvergesslichen Bildern unsere Augen für die Mannigfaltigkeit des Tanzes öffnet.“ Gunilla Jensen Die Jury bestand aus: Prof. Bengt Häger, Vorsitzender der Carina-Ari-Stiftung Ellen Rasch, ehemalige erste Solistin des Königlich Schwedischen Balletts Leif Jakobsson, Programmdirektor des Schwedischen Fernsehens SVT Jan Zetterberg, Ehem. Intendant von Dansens Hus in Stockholm Gunilla Jensen, Kritikerin und Dramaturgin.

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