Mehr Gaga als Gala

Die Sphaera Gala „Musical Meets Ballet“

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Stuttgart, 28/11/2004

Wieder einmal heilfroh, dass dies nicht vorgibt, eine seriöse Kritik zu sein, sondern ein Journal, also, wenn auch vom Duden als veraltend gebrandmarkt, eher eine Art Tagebuch! Denn bei aller Sympathie für Jongky Goei, diesen Hansdampf auf allen Kontinenten, und seinen gemeinnützigen „Sphaera“-Verein zur internationalen Förderung von Bühnenkunst, glich seine jüngste Initiative, betitelt „Musical Meets Ballet“, im Theaterhaus Stuttgart weniger einer Gala als einer Chaos-Veranstaltung. Und aller warmherzig-johlender Applaus der vollständig versammelten Stuttgarter Tanz-Fans konnte über das magere künstlerische Ergebnis dieses Drei-Stunden-Programms nicht hinwegtäuschen – zumal wenn man es mit der so professionell vorbereiteten jüngsten Galavorstellung der Birgit-Keil-Stiftung in Ludwigsburg verglich.

So aus dem Lamäng kann man doch heutzutage keine Gala mehr organisieren! Das lag nicht allein an den bedauerlichen Absagen ursprünglich angekündigter Tänzer und dem Kuddelmuddel der Programmänderungen. Schon die Widmung des Abends an Uwe Scholz erschien so dürftig formuliert, wie es seinem bedeutenden und verdienten Ruf in dieser Stadt keineswegs angemessen war. Wie denn die Ansagen der Moderatorin durchweg von einer zwar charmanten, gleichwohl herzlichen Unbedarftheit strotzten. Und die diversen Musical-Exkursionen der Stuttgarter Nostalgiker und Junioren ließen die Gedanken sehnsüchtig in Richtung Möhringen schweifen.

So blieb es bei der Begegnung mit ein paar interessanten Tänzerpersönlichkeiten – beispielsweise mit Rüta Jezerskyte und Boris de Leeuw aus Amsterdam, den Zwillingsbrüdern Otto und Jiří Bubeníček samt ihrer Hamburger Ballerinenkollegin Heather Jurgensen, dem noch als Frédéric Gafner aus seiner Stuttgarter Zeit erinnerten, inzwischen fünfunddreißigjährigen Remigranten aus New York, der sich heute Foofwa d‘Imobilité nennt (und dessen albernes Solo ernstlich daran zweifeln ließ, dass er ein paar Jahre lang bei Merce Cunningham getanzt hat), mit den Münchner Étoiles Lucia Lacarra und Cyril Pierre sowie dem Debüt der neuen Stuttgart-St. Petersburger Tänzerpartnerschaft von Alicia Amatriain und Andrian Fadeyev. Wobei die Klassiker noch relativ am besten abschnitten, aber selbst John Neumeier mit seinen Bernstein-Stückelungen sich relativ verloren ausnahm. Man wagt gar nicht, sich vorzustellen, wie eine solche „Gala“ wohl in London, Paris oder New York aufgenommen worden wäre!

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