Morgen auf arte: „Suche nach Schwerelosigkeit“

Vladimir Malakhov - ein TV-Tänzerporträt

oe
Stuttgart, 21/01/2005

„Ich will eine Ballerina werden“, so der erste überlieferte Ausspruch des Knirpses aus der Ukraine, der sich noch nicht auskannte in der Terminologie des Balletts. Alle in dem fast einstündigen Film über Vladimir Malakhov, der morgen, Samstag, um 22.30 Uhr, auf arte ausgestrahlt wird, sind sich darin einig, preisen seine Weichheit, die Sanftheit seiner Landungen – auch wenn keiner beim Namen nennt, was unter den Kollegen, die nicht unmittelbar seiner Gewalt unterstellt sind, als sein Defizit gilt: seine Femininität. Und durch die er sich denn doch unterscheidet von seinen etwas älteren Rivalen Rudolf Nurejew und Michail Baryschnikov (die zu erwähnen in dem Film peinlichst vermieden wird).

Doch Kritik ist nicht zugelassen, nicht einmal von dem einzigen Kritiker, der zweimal zu Worte kommt. Im Übrigen ist ausschließlich Staranbetung angesagt – von Mama und Papa nebst Bruder, von den Pädagogen und Ballettmeistern und Ballettmeisterinnen, von seinen Partnerinnen auf der Bühne (aber von keinem seiner Tänzer und sonderbarerweise auch von keinem der Choreografen, die Rollen für ihn kreiert haben), und natürlich von seinen Fans, vor allem von denen aus dem Fernen Osten: der beste Tänzer der Welt, der Tänzer mit dem Jahrhundert-Körper (welches Jahrhunderts, des vorigen, des jetzigen?), der Tänzer der nicht spielt, sondern ist. Jedenfalls ist er der Strahlemann unter den heutigen Tänzerstars, der Mann mit den diamanten blitzenden Augen, der Softie aus dem Märchenreich des ewigen Lächelns, den man, der frappierenden Ähnlichkeit wegen, momentweise für einen Sohn von Horst Köhler halten könnte (ohne in ihm gleich auch einen künftigen Bundespräsidenten zu sehen).

Als Tänzer hat er ja durchaus auch seine Meriten, das beweist er in den Ausschnitten aus Balletten wie „Giselle“ und „Dornröschen“, aus „Voyage“ und „Ohne Worte“ – und vielleicht ist er ja auch wirklich am meisten er selbst als eine der Stiefschwestern in „Cinderella“. Als Intendant des Staatsballetts Berlin und als Choreograf hat er seine Ziele so hoch gesetzt, dass es wohl noch ein paar Jahre bedarf, sie zu erreichen. Was er bereits mit Hilfe seines Ballettmeisters Sándor Némethy erreicht hat, ist eine in der Tat erstaunliche künstlerische und technische Qualitätsverbesserung seiner Kompanie. Und unbedingt zugutehalten muss man ihm, dass er eine blutjunge Ballerina nach Berlin engagiert hat, Polina Semionova, der eine Weltkarriere vorauszusagen, man kein Prophet zu sein braucht.

Jedenfalls ist der Film von Carsten Fiebeler eine uneingeschränkte Sympathiewerbung für den inzwischen Siebenunddreißigjährigen aus dem fernen Krivoj Rog, von dem sich Berlin erhofft, eines nicht allzu fernen Tages in der Weltliga des Balletts mitzutanzen.

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