Fantasie, Faszination, Farbe und Furor

„Dralion“ des Cirque du Soleil begeistert mit grandioser Artistik

Berlin, 31/08/2007

Aus der Bühnentiefe steigt ein Mädchen mit Bastrock auf, eine Dame in Blau schwebt herab, mit bizarrem Kopfputz gesellt sich eine Frau in Grün hinzu, das Dunkel speit einen Teufel in Rot aus. Erde, Luft, Wasser und Feuer sind beisammen, Eieruhr und rollendes Rad bedeuten ihnen, wie unaufhörlich die Zeit rinnt. Unter der gebauschten Verhüllung des Hintergrunds wird eine gigantische, transparente Stahlkonstruktion sichtbar, Spinnennetz und Kettenhemd, an der Lämpchen glühen und Opfer hängen. Zweieinhalb Stunden hält „Dralion“, das vor Unglaublichkeit strotzende Programm des Cirque du Soleil, Fantasie, Faszination und Furor dieses Einstiegs durch. Seit 1999 tourt die bestverkaufte Produktion des Großunternehmens aus Montréal durch die Kontinente und startet mit dem Gastspiel in Berlin, unterm Grand Chapiteau am Stralauer Platz nahe dem Ostbahnhof, nun seine Deutschlandtournee.

Mehr als 60 erlesene Artisten aus über zehn Ländern von Argentinien bis Elfenbeinküste zünden in elf Darbietungen ein Feuerwerk artistischer Höchstleistungen. Gleich eingangs zeigt eine Chinesin atemberaubende Äquilibristik im schier endlosen Einhandstand. Unter Anleitung des Feuerteufels (mit starker Ausstrahlung: Benjamin Pring) werfen sechs Männer fünf Meter lange Bambusstandarten empor, vollführen in der Flugzeit synchron Bodenakrobatik. Einem futuristischen Insektengefährt entsteigt Viktor Kee und präsentiert mit bis zu sieben Bällen Jonglage, deren Geschick seiner katzenhaften Geschmeidigkeit nicht nachsteht. Was drei Frauen und zwei Männern bei tollkühn verschraubten Sprüngen von zwei Trampolinen auf jene Metallwand und zurück gelingt, dürfte einzigartig sein. Acht Meter hoch, bis auf den Rand des Gerüsts, kommen sie, landen zwischen im Handstand auf Konsolen, scheinen Wandläufer zu sein. Zwei Artistenpaare am schwingenden Doppeltrapez leiten mit bravourösen Fängen und Würfen nach 75 Programmminuten in die Pause über.

Auch im zweiten Teil des Abends verknüpfen drei exzellente Clowns die Beiträge, denen eine brillante Inszenierung in traumschönen Kostümen, zu Gesang und Live-Musik den Eindruck eines durchlaufenden Stücks gibt. Asiens Wunderartisten, manche mehrfach eingesetzt, dominieren die perfekte Show mit dem unerhörten Überraschungswert. So balancieren zarte Schöne aus dem Reich der Mitte in einem Lichterballett auf Glühbirnen und auf Spitze ihre Gefährtinnen bis zum Drei-Frau-Hoch, springen zehn männliche Landsleute todesmutig durch Kaskaden hölzerner Ringe. Wesen aus Drache und Löwe, die titelgebenden Dralions, entern zu dritt eine riesige Kugel, am blauen Vertikalschal ereignet sich ein bezauberndes Schwebeduett, ehe vor dem großen Finale wahre Menschenpyramiden über Springseile hüpfen. Nicht nur Asien und Europa haben sich in „Dralion“ vermählt: Der Cirque du Soleil umschlingt den ganzen Globus und wirft die Enden dieses Bands in das Universum einer neuen Zirkusdimension.


Täglich außer Montag, Kartentelefon 01805-35 25 35 und 308 785 685
„Dralion“ gastiert ab 19.10. in Frankfurt, ab 7.12. in Neuss/Düsseldorf.

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