Leuchtturm Tanz

2. Symposium „Politik für den Tanz“ in Essen beendet

Essen, 02/05/2007

Am 29. April 2007 – dem Internationalen Tag des Tanzes – fand in Essen das 2. Symposium „Politik für den Tanz“ mit den Schwerpunkten „Der künstlerische Tanz in der kulturellen Bildung und politischen Wahrnehmung heute“ statt. Veranstaltet wurde das Symposium vom Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland e.V., der Ständigen Konferenz Tanz und dem Fonds Darstellende Künste.
Auf dem Podium und mit Fachleuten Künstlern, Publikum und Fachleuten aus Verbänden und Institutionen des Tanz in Deutschland diskutierten: Gitta Connemann (MdB, Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“), Hortensia Völckers (Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes - KSB), Prof. Dr. Max Fuchs (Präsident des Deutschen Kulturrates), Prof. Martin Puttke (Sprecher der Bundesdeutschen Ballett- und Tanztheaterdirektoren Konferenz - BBTK) sowie von Seiten der Veranstalter Jürgen Flügge (Vorstandsvorsitzender des Fonds Darstellende Künste), Ulrich Roehm (1. Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland und des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik) und die Geschäftsführer der Ständigen Konferenz Tanz Adolphe Binder und Michael Freundt.
Im Bereich der kulturellen Bildung sind in den letzten Jahren herausragende Projekte in der Vermittlung von Kunst und Kultur durch Künstler und Kunstförderer angeschoben worden. Hierzu zählen die Initiativen „Tanz in Schulen“, die Vermittlungsprojekte des Tanzplan Deutschland oder auch die Projekte der „Ausbildungskonferenz Tanz“. Langfristig, darin waren sich die Teilnehmer des Symposiums einig, sind jedoch mehr finanzielle Mittel für künstlerische Vermittlungsarbeit – in Schulen und Theatern, mit allen Generationen und allen sozialen Schichten – notwendig. Aber auch die langfristige Verankerungen der angeschobenen Projekte in den Budgets der kommunalen Bildungs- und Kulturverwaltungen wie der zuständigen Länderministerien sind übergreifende Forderungen, welche die Vertreter des Tanzes für den gesamten Kulturbereich stellen. Der Bund wiederum ist gefordert, wenn es um innovative Konzepte und bundesweite Modellprojekte geht. Konkret und aktuell in Bezug auf den Tanz heißt dies auch die Qualität der Ausbildung und die Qualität der künstlerischen Arbeit in den Schulen zu stärken – durch Förderung des Austausches und der wissenschaftlichen Begleitung, wie dies in anderen Sparten in Evaluationsstudien und Wettbewerben der Hochschulen mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geschieht. Mit Blick auf die Wahrnehmung des Tanzes in der Politik führte das Symposium noch einmal den dramatischen Abbau von Tänzerstellen in den letzten 15 Jahren vor Augen. Martin Puttke, Sprecher der BBTK, verwies hier auf landesweit 2428 feste Stellen im Jahr 1993 im Vergleich zu 1867 Stellen im Jahr 2007. Dass der Tanz selbst in Essen, der Kulturhauptstadt 2010, zum Spielball von Spardebatten werden kann, darauf hatte Ulrich Roehm bereits bei der Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2007 am Vorabend des Symposiums verwiesen. Wenn anerkannt wird, dass Kultur und Bildung zu den Grundelementen unserer demokratischen Gesellschaft gehören, dann darf der Tanz nicht länger als Verfügungsmasse in den Kulturbudgets gehandelt werden, dann braucht es eine starke Förderung für starke Künstler, die mit starker Stimme in die Gesellschaft eingreifen. Dies bedeutet konkret, dass Tanz- und Ballettensembles an öffentlichen Häusern nicht weiter zum „Bauernopfer“ von finanziellen Fehlplanungen werden dürfen und dass die künstlerische Produktion im Bereich der zeitgenössischen Tanzszene durch Kommunen, Länder und den Bund nachhaltig gefördert werden muss.
Dass ein Bewusstsein für die Autonomie des Tanzes in der Kulturpolitik bereits reift, dass die Künstler und Verbände des Tanzes aber noch deutlicher, fundierter und vehementer ihre Interessen artikulieren müssen, darauf wies die Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ Gitta Connemann hin. Hieran werden sich die Künstler, die künstlerischen Verbände und Institutionen des Tanzes orientieren. Tanz ist eine politische Kunstform, die wesentlich zur lebendigen Kultur unserer demokratischen Gesellschaft beiträgt. Der Tanz ist eine autonome Kunstform, die gleichberechtigt mit anderen Genres in der Ausbildung, der Produktion wie im Umfeld von Tanzwissenschaft und Dokumentation gestärkt werden muss. Das bedeutet mehr finanzielle Mittel und einen verantwortungsvollen Dialog der Kulturpolitik mit den Künstlern.

Kommentare

Noch keine Beiträge