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Matinee der John-Cranko-Schule

Stuttgart, 26/03/2007

Die Aufführungen der John-Cranko-Schule haben sich in Stuttgart längst zum Geheimtipp entwickelt - es sind regelrechte kleine Galas aus virtuosen Solos und schönen Gruppenchoreografien, die nicht einfach den Ausbildungsstand an der Ballettschule des Staatstheaters vorführen, sondern einfach hemmungslos Spaß machen. Vor den üblichen Abschlussaufführungen zum Ende der Spielzeit gab es am Samstag einen außerplanmäßigen Auftritt im Schauspielhaus, bei dem, wie so oft, vor allem die jungen Schüler glänzten. Mit ihrer ansteckenden Begeisterung und geradezu diebischen Freude am Tanzen stehlen sie oft genug den Älteren die Schau. Wobei es die angehenden Berufsanfänger aus den beiden Akademieklassen natürlich viel schwerer haben - bei ihnen gelten im Grunde die Maßstäbe für fertige Balletttänzer, obwohl sie meistens in den ersten Jahren im Engagement noch so viel an Ausdruck dazugewinnen. So fehlte der sehr großen Polin Anna Mendakiewicz und ihrem absolut zuverlässigen kanadischen Partner Matthew Crockard-Villa zwar nicht die Technik, sondern einfach ein wenig lyrische Emphase für ihren schönen Pas de deux aus Kenneth MacMillans Schostakowitsch-Ballett „Concerto“.

Neben den filigranen Solistinnen Anais Bueno Garces und Isabela Mayart waren in weiteren Klassiker-Ausschnitten auch drei virtuose Sprungwunder zu bestaunen: Norbert Lukaszewski, der gerade beim Tanzolymp in Berlin eine Goldmedaille gewonnen hat, der Ukrainer Oleksandr Shpak, der bereits einen Vertrag fürs Berliner Staatsballett in der Tasche hat, und der Japaner Arata Miyagawa. Alle drei verblüfften mit spektakulärer Technik (wobei Lukaszewski sicher am ausgefeiltesten und elegantesten phrasierte), aber alle drei sind leider etwas zu klein für die wirklich großen Starrollen. Fließend-modern, eher neoklassisch als wirklich zeitgenössisch waren die vier Improvisationen, die fünf Akademieschüler jeweils selbst choreografiert hatten: die beiden Damen Magdalena Wessels und San Ha Lee, der ausdrucksvolle Alvaro Dule zu Corelli-Musik sowie das Tango-Paar Julia Meunier und Maxime Quiroga.

Neben zwei live begleiteten Choreografien der Stuttgarter Flamenco-Spezialistin Catarina Mora waren die Höhepunkte der Aufführung die großen Ensemblestücke, zunächst die „Etuden“ zu Musik von Carl Czerny und Knudage Riisager. Als (gekürzte) Hommage an das Original von Harald Lander haben sieben Lehrer diese getanzte Ballett-Exercice ihren Schülern auf den Leib choreografiert, die hier von klein bis groß, von Vorschule bis Akademie nacheinander ihre Basisübungen zeigen - akademisch tipptopp getanzt und dabei strahlend locker auf die Musik. Ludmilla Snéjina-Königs rasanter „Irische Tanz“ im „Riverdance“-Stil ist schon fast ein Klassiker der John-Cranko-Schule; zweimal mussten die Schüler der zweiten und dritten Klasse den Schluss wiederholen, bevor zum großen Finale sämtliche Mitwirkende auf die Bühne strömten und das Publikum kein Halten mehr kannte.
 

Nächste Aufführungen im Opernhaus: 8. und 21. Juli im Opernhaus

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