Stark
Fotoblog von Dieter Hartwig
Die 17. Tanztage laden mit abwechslungsreichen Angeboten in die Sophiensaele
Zwei volle Wochen sind sie diesmal lang, die Tanztage in den Sophiensaelen. Der 17. Durchgang des beliebten Festivals zu Jahresbeginn präsentiert vom 3. bis 16. Januar zehn Programme, in denen mehr als 25 Choreografen ihre Stücke zeigen. Über zehn davon sind Uraufführungen. Am knapp 50 Seiten umfassenden Informationsmaterial fallen die gigantomanischen Biografien vieler Mitwirkender auf, wie spät mancher der Beteiligten zum Tanz gefunden hat und wie hoch der Anteil ausländischer Künstler ist. Das spricht auch für die Anziehungskraft, die Berlin als Kapitale des Tanzes mittlerweile auf Kreative und Suchende aller Zungen ausübt. Positiv schlägt ebenso zu Buche, dass Choreografiestudenten sowohl der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ als auch des als Pilotprojekt laufenden Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz in den Marathon einbezogen sind.
Sehr auf die eigene Erfahrung, innere Befindlichkeiten und die Körperrecherche scheinen die Arbeiten thematisch fixiert; ob sich auch die problemgeladene Zeit, das Umfeld, in dem die Choreografen leben, darin spiegeln, bleibt abzuwarten.
Allein 18 kürzere Stücke stecken in den sieben zwei- respektive dreiteiligen Abenden. Peter Pleyer, in diesem Jahr verantwortlich für die Auswahl, trägt damit kluger Weise gleichfalls dem Bedürfnis nach Kurzweil Rechnung wie der Arbeitsweise von Anfängern und kann so manch Debütwerk geschickt kaschieren. Auf besonderes Interesse dürften wieder die „Jungen Choreografen“ stoßen. Hermann Heisig, Jürgen Bogle, Marc Philipp Gabriel sowie, als Duo, Sükrü Adil Timur und Annika Eilers heißen sie diesmal: Körper und Raum, geschlechtliche Identität, Entdeckung des Individuums, Tanz als Ausdruck des Lebens lauten ihre Themen. Wie die vielen Mehrteiler funktionieren, darauf darf man gespannt sein. So verarbeitet Frank Willens einen Text von T. S. Eliot, während Diane Busuttil die Einsamkeit einer TV-Närrin untersucht. Digitales Tanztheater von Vidal Bini und Robert Clark korrespondiert mit Irina Müllers Halbstünder um Vergänglichkeit. Gregory Stauffer experimentiert mit Holz, erstmals nähert sich der Musiker Bo Wiget dem Tanz. Sieben Tänzer lassen David Brandstätter und Malgven Gerbes einander begegnen. Stephan Ehrlichs Frauensolo, Hanna Sybille Müllers Eigenporträt und Ehud Darashs Männerduett bilden das eine Triple; das andere aus Susanne Martins Dvorák-unterstütztem Solo, Anna Melnikovas „Tristan und Isolde“-Paraphrase und einer Studie des Häst Duo um Verlangen leitet das Festival ein.
Eigene Abende gestalten Antje Schur und Régine Westenhoeffer, die das Zarte und Zerbrechliche zweier Frauen bloßlegen, Hyoung-Min Kim mit einem bizarren Trio und Juli Reinartz mit einem Solo für drei Tänzer. Ein Atelierbesuch bietet an zwei Tagen Einsicht in choreografische Arbeitsweisen, die digitale Installation von Vanessa Huber-Christen und Lorenz Huber im Foyer der Sophiensaele ist täglich zu besichtigen.
3.-16.1., Sophiensaele
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