Triumph für einen Altmeister
Béjart Ballet Lausanne im Tempodrom Berlin
Im Tempodrom entführt Holiday on Ice mit „Mystery“ in magische Welten
Durch hohe Spitzbögen zwischen gewundenen Metallsäulen gleiten zum Playback-Spiel eines Teufelsgeigers die Kufentänzer mit fesch weißem Winterdress in die Eishalle, in die sich zum Gastspiel von „Holiday on Ice“ das Tempodrom an der Möckernstraße verwandelt hat. Blau schimmernde Tropfsteinhöhlenarchitektur überwölbt die künstlich gekühlte Arena. Aufwändig ist auch die neue Show des 1943 begründeten Unternehmens ausgestattet: „Mystery“ verspricht mit rund 50 Mitwirkenden in etwa 350 Kostümen einen eisgetanzten Streifzug durch magische Welten.
Er beginnt bei „Alice im Jazzland“. In Nickerbockers unterm blauweißgestreiften Kleid trifft sie abenteuerliche Figuren: Erdbeertörtchen mit Sahnehaube, skurrile Musiker an schrägem Tisch mit übergroßen Gedecken, Skatkarten, ein Maskenwesen, den Hasen. Jeder darf sich läuferisch präsentieren.
Ohne dramaturgisch motivierten roten Faden reihen sich weitere Einblicke ins Reich der Mystik. Zwei der schönsten sind Solistinnen vorbehalten. Mit wieviel Können und Charme die Russin Victoria Zhukovtsova Eiskunstlauf und hoch überm Zuschauer fliegende Akrobatik an Reifen verbindet, lässt sich nur noch mit Magdalena Brzeskas rhythmischer Sportgymnastik auf Tuchuntergrund vergleichen. Zu einem Song von Prince verblüfft die vielfache Deutsche Meisterin als Gaststar mit dynamischer Ballbalance und im wirbelnden Bänderspiel, später nochmals zur tenoralen Bravour eines Pavarotti.
Neu arrangiert erklingt im weiteren, was das Wort magic im Titel führt. Zu „Magic Mystery Tour“ der Beatles fährt ein gelber Bus ein, dem Lehrerin und Schüler entsteigen, „Magic Moments“ gibt den musikalischen Rahmen für eine Liebelei, „It’s a Kind of Magic“ bietet dem souveränen Russen Alexander Goncharov Gelegenheit zu einem sprungtechnisch gespickten Solo. Das Ensemble in Jeans unter goldenen Cowboyhüten, Puschel schwenkende Girls und Feuerwerk leiten in die Pause über.
Künstlerisch stärker wirkt der zweite Teil. Zu Anfang haben in fantasiereicher Verkleidung die Sternkreiszeichen vom Löwen bis zu den Zwillingen, hier ein formidables Läuferpaar mit effektvoll gestemmten Hebefiguren, ihren Auftritt. Ein Csárdás zu Liszts Ungarischer Rhapsodie, eine Elfenhochzeit im Gnomenland, zu modernisiertem italienischem Belcanto und mit Augenbrauen zuckenden, knorrigen Baumriesen, sowie eine Girlsreihe der Kobolde zu Musik aus „Carmina burana“ unterhalten vielfältig. Gelungenster Beitrag der von Anthony van Laast inszenierten, von Robin Cousins, englischer Eiskunstlauf-Elegant der 1980er, choreografierten Show ist eine besinnliche Szene mit Goncharov um unerfüllte Liebe im nächtlichen Park. Weibliche Schmetterlinge mit illuminierbaren Flügeln krönen das Finale der fast zweieinhalbstündigen „Mystery“-Tour. Ein Zuwachs an Ausstrahlung und Künstlertum stünde manchem der Eissportler und damit der Show gut zu Gesicht.
Bis 16.03., Tempodrom, Möckernstr. 10, Kreuzberg, Kartentelefon 01805/44 14
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