Heinz Clauss gestorben

Ehemaliger Stuttgarter Solist und Direktor der Cranko-Schule

Stuttgart, 08/09/2008

Am Freitag ist Heinz Clauss gestorben, Solist des Stuttgarter Balletts von 1967 bis 1976 und Direktor der John-Cranko-Schule von 1976 bis 1990. Clauss war neben Marcia Haydée, Birgit Keil, Richard Cragun und Egon Madsen einer der bedeutendsten Tänzer im Ensemble John Crankos, der zahlreiche Hauptrollen für ihn choreografierte. Internationale Anerkennung erfuhr Heinz Clauss auch als Interpret und Vermittler der Werke George Balanchines. Heinz Clauss wurde am 17. Februar 1935 in Esslingen geboren. Er erhielt seine tänzerische Ausbildung bei Robert Mayer, dem damaligen Ballettmeister der Württembergischen Staatstheater, und in Paris. 1951 wurde er als Eleve ans Ballett der Württembergischen Staatstheater engagiert und übernahm frühzeitig bedeutende Rollen in Uraufführungen, überwiegend in Choreografien von Robert Mayer. 1957 wechselte Clauss an das Opernballett Zürich, 1959 ging er ans Opernballett Hamburg. Dort lernte er die Werke der bedeutenden zeitgenössischen Choreografen kennen und tanzte erstmals in Balletten von George Balanchine, der ihm ab 1966 auch die Einstudierung seiner Choreographien bei europäischen Kompanien übertrug. Für seine Interpretation von Balanchines „Apollo“ erfuhr Heinz Clauss weltweite Anerkennung. 1967 kehrte Clauss als Erster Solist an das Stuttgarter Ballett zurück, das inzwischen unter der Leitung von John Cranko internationale Beachtung erfuhr. Cranko choreografierte für Heinz Clauss bedeutende Rollen in seinen Uraufführungen, darunter die Titelrolle in „Onegin“ (Neufassung 1967), Hauptrollen in „Présence“ (1968), „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1969), „Brouillards“ und „Poème de l’extase“ (1970). Auch Kenneth MacMillan schuf tragende Rollen für Heinz Clauss in „Die Sphinx“ (1968) und „Fräulein Julie“ (1970). Heinz Clauss beendete seiner Tänzerlaufbahn 1976, um als Nachfolger von Anne Woolliams die Direktion der John-Cranko-Schule zu übernehmen. Unter seiner Leitung fand das russische Unterrichtssystem Eingang in die bisher an der englischen Methodik orientierte Ausbildung, die Cranko-Schule erlangte ihren bis heute anhaltenden internationalen Ruf. Aus gesundheitlichen Gründen verabschiedete sich Heinz Clauss 1990 aus diesem Amt in den Ruhestand. „Heinz war Erster Solist, als ich in die Kompanie kam, und die erste Vorstellung des Stuttgarter Balletts, die ich nach meiner Ankunft in Stuttgart sah, war „Onegin“ mit Clauss und Haydée in den Hauptrollen. Er war mein Coach, als ich selbst diese Rolle erstmals tanzen durfte und gab mir wertvolle Ratschläge. Er gehörte zu jenen großen Tänzern, die gemeinsam mit John Cranko das Stuttgarter Ballettwunder hervorbrachten, und wird mir stets in Erinnerung bleiben als hochmusikalischer und akribisch arbeitender Künstler, als mitreißender Interpret seiner Rollen, als hilfsbereiter, liebenswerter und bei allem Ruhm stets bodenständig gebliebener Kollege“, so der heutige Stuttgarter Reid Anderson über Heinz Clauss.

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