Die Weltpolitik durch das Champagnerglas

Superamas bei ImPulsTanz

Wien, 06/08/2008

Das österreichisch-französische Künstlerkollektiv Superamas steht für eine offene Theaterform, die Schauspiel, Bewegung, Ausstattung und Film mit Alltagsereignissen verknüpft. Ihr Stück „EMPIRE (Art & Politics)“ bei ImPulsTanz im Wiener Akademietheater ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der Darstellung und der Wahrnehmung von Realität.

Die Schlacht von Aspern/Eßling im Jahr 1809 ist Ausgangspunkt des Stückes. Napoleon sprach von einem freiwilligen Rückzug der Franzosen; Erzherzog Karl war Sieger, aber durch die Schwächung seiner Truppen musste auch er den Rückzug antreten. In zwei Tagen starben mehr als 40.000 Soldaten.

Superamas beherrscht das Spiel von Abbildung und Illusion mit ihrer bis ins kleinste Detail präzisierten Inszenierung perfekt. Neben Schlachtbildern stehen Klischees wie Abschiedsszenen oder erotische Spielchen.

Doch alles findet ausschließlich für die Kamera statt. Ein Sprung in die Gegenwart macht deutlich, dass es keine Privatsphäre gibt. Das Publikum ist immer da.

Bei einer Party des französischen Botschafters für die Schauspieler des Aspern-Films bekommen Eheprobleme und die Krebserkrankung des Botschafters denselben Stellenwert wie Small Talk. Die Geschichte eines Flüchtlings aus Somalia will keiner hören. Beunruhigend, dass diese Politiker-Party so echt wirkt.

Oder doch nicht? In einer Filmeinspielung reiten Superamas in die afghanische Wüste, um mit der Filmemacherin Samira Makhmalbaf über Krieg und Authentizität zu sprechen. Am Ende steht die Geräuschkulisse eines monumentalen Feuerwerks. Oder doch Bombeneinschläge? Tolles Theater.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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