Muttersprache oder mit Akzent. Tanz als Kommunikation?
„Babel Fish Moves“
von Stefanie Wiedenmann
Vorhang auf für Monica Antezana. Antezana liebt die Show, und das Publikum liebt Antezana. Und das liegt sicherlich nicht nur an dem Popcorn, das sie während der Performance in den Zuschauerraum reicht. Der Titel des Stücks „Babel Fish Moves – Universal Movement Translation“, das Antezana im Rahmen des XtraFrei-Tanzfestivals in Bremen zeigte, ist angelehnt an den Babel Fisch aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Das kleine Fischlein im Ohr sorgt für permanente Übersetzung aller fremden Sprachen. Mit ihren „Babel Fish Moves“ möchte Antezana diese Universalität übertragen auf die Körpersprache – dafür aber spricht sie relativ viel. Bei ihr kommt eben alles zusammen: Bewegung, Sprache, Projektionen von Videos und Texten und Michael Jackson.
Man wundert sich, warum sie alleine bleibt dort auf der Bühne. Augenzwinkernd und fast keine Sekunde ohne Blickkontakt, nimmt sie eine so intensive Verbindung zum Publikum auf, dass man zu ihr auf die Bühne springen möchte, um sich noch besser erklären lassen zu können, wie das so funktioniert mit der Kommunikation. Und das kann sie wirklich gut: erklären. Mit sanfter Stimme erläutert sie in etwas gewollt fehlerhaftem Deutsch (in der ansonsten englischsprachigen Performance) den Unterschied zwischen einer muttersprachlichen Bewegung und einer mit Akzent. Um sogleich tänzerisch zu belegen, was sie damit meint. Und man versteht: Körpersprache ist alles, wir können nicht NICHT kommunizieren. Kraftvolle Bewegungen führen sie über die ganze Bühne. Zu einer männlichen Stimme aus dem Off, die uns auf seltsame Art aus dem Lernfernsehen vertraut scheint, parodiert sie Körpersprachregeln. Eine Popcornmaschine, mit der sie sich scheinbar verkabelt, demonstriert die körperinnere Kommunikation zwischen Protein und DNA. Requisiten wie Mikrofon und Fernbedienung verbindet sie immer wieder spielerisch mit ihrem Tanz. Dabei wirkt dieser manches Mal etwas unausgereift, die Bewegungen sind meist schnell, scheinen oft improvisiert und daher nicht ganz geschlossen. Doch dies fängt sie mühelos wieder auf durch ihre Impulsivität, die Freude und den Witz, die sie ausstrahlt.
„Babel Fish Moves“ ist ein ungewöhnlich kreatives und sympathisches Stück; selten kann der Zuschauer sich so entspannt zurücklehnen und auch mal herzhaft lachen, sich freuen und wohlfühlen im Theater. Daher ist das Publikum auch nicht amused, als Antezana die Kommunikation, die doch so hervorragend im Fluss war, abrupt abbricht: Sie dreht sich um, geht von der Bühne, das Licht geht aus. Der Applaus lässt lange auf sich warten, so tief sitzt die Enttäuschung darüber, dass sie uns jetzt schon wieder alleine lässt. Wenigstens bekommen nun alle etwas vom Popcorn ab.
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