Deutscher Tanzpreis an Heinz Spoerli verliehen

Tanzpreis "Zukunft" an Marijn Rademaker

Essen, 22/03/2009

Bei einer viereinhalbstündigen Gala im Aalto-Theater wurden gestern in Essen der Deutsche Tanzpreis an Heinz Spoerli und der Deutsche Tanzpreis „Zukunft“ an Marijn Rademaker verliehen. Spoerli erhielt den Preis nicht nur für seine „phantasievollen, farbigen choreographischen Schöpfungen“, sondern auch für den Einsatz für sein Junior Ballett, das „der studentischen Jugend den Übergang in das schwierige Berufsleben“ erleichtert und für die Förderung junger Talente durch seine Foundation Heinz Spoerli. Spoerli war 17 Jahre lang Ballettdirektor in Basel, dann an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg und nun seit 13 Jahren am Züricher Opernhaus. Neben seinen Bearbeitungen fast aller großen Klassiker von „La fille mal gardée“ bis „Romeo und Julia“, neben mehreren neuen Handlungsballetten wie „Ein Sommernachtstraum“ oder „Peer Gynt“ choreografierte Spoerli auch zahlreiche abstrakte Werke, oft zu Musik von Johann Sebastian Bach, so zum Beispiel seine „Goldbergvariationen“ oder „In den Winden im Nichts“. Die Laudatio auf Spoerli hielt der Mainzer Ballettdirektor Martin Schläpfer, dessen Tänzerkarriere bei Spoerli in Basel begonnen hatte. In seiner persönlichen und dabei scharfsinnig beobachteten Laudatio schilderte er alle Facetten von Spoerli als Choreograf, Ballettdirektor, Tanzpolitiker und Geschäftsmann, lobte seinen Humor, seine Intuition, seine Neugier und seine große Anteilnahme an den Menschen. Spoerli habe „Mut, sich zur Schönheit zu bekennen“, Vergangenes ins Heute zu übernehmen und „unser Erbe im wirklichen Sinne des Wortes“ zu pflegen. Am meisten bewundere er, so Schläpfer, wie geschmackvoll Spoerli arbeite, der niemals prätentiös oder pathetisch choreografiere. Spoerli sei außerdem „erstaunlich und erfrischend unopportunistisch, da er Schweizer ist“. Das Züricher Ballett tanzte Ausschnitte aus „Brahms – ein Ballett“ und „Ein Sommernachtstraum sowie „Les débauches du rêve“ zu Musik von Alexander Skrjabin, außerdem hatte Spoerli zwei Uraufführungen für die Gala choreografiert, beide zu Musik von Bach. Der mit 3000 Euro dotierte Deutsche Tanzpreis „Zukunft“ wurde dem Stuttgarter Ersten Solisten Marijn Rademaker überreicht. Die Laudatio hielt der Stuttgarter Hauschoreograf Christian Spuck, der die „Tiefe und Intelligenz“ lobte, mit der der holländische Tänzer seine Rollen gestalte und von der „Sternstunde“ erzählte, als Rademaker zum ersten Mal den Armand in John Neumeiers „Kameliendame“ tanzte und danach auf offener Bühne vom Halbsolisten zum Ersten Solisten ernannt wurde. Rademaker bedankte sich bei seinen Eltern, bei seinen Lehrern, beim Stuttgarter Ballettdirektor Reid Anderson („Du hast so viel Geduld mit mir gehabt – wie hast du das bloß ausgehalten“), bei Choreografen wie Christian Spuck und John Neumeier und auch bei seiner Partnerin Sue Jin Kang. Da der 27-Jährige derzeit verletzt ist, wurden Filmausschnitte aus dem ursprünglich für die Gala geplanten Spoerli-Werk „Peer Gynt“ gezeigt, in dessen Titelrolle Rademaker im Herbst in Zürich gastiert hatte, außerdem zahlreiche Ausschnitte aus seinen Rollen beim Stuttgarter Ballett.

Link: www.dbft.de

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