Stuttgarter Solist Jiří Jelinek wechselt zum National Ballet of Canada

Bereits im Januar 2010

Stuttgart, 20/11/2009

Nach fast neun Spielzeiten beim Stuttgarter Ballett wechselt der aus Prag stammende Erste Solist Jiří Jelinek zum Januar 2010 an das National Ballet of Canada, Toronto. Für Jelinek, der bereits in Prag als Erster Solist Karriere gemacht hatte, bevor er nach Stuttgart kam, ist dieser Schritt auch Teil seiner persönlichen Lebensplanung für die Zeit nach der Bühnenlaufbahn.
Das Stuttgarter Publikum kennt Jiří Jelinek in herausfordernden Männerrollen, wie etwa Crankos Onegin, Neumeiers Armand und Stanley Kowalski, David Bintleys Mortimer und Kevin O'Days Claudius. Doch auch jenseits der Bühne sieht er sich als klassischer Tänzer mit den spezifischen Herausforderungen seines Berufs konfrontiert. „Mit Anfang 30 muss ich, wie alle klassischen Tänzer, sorgfältig über meine weiteren beruflichen Perspektiven nachdenken“, so Jelinek zu seinen Zukunftsplänen. „In Stuttgart habe ich viel erreicht. Von Kanada erwarte ich nicht in erster Linie neue tänzerische Herausforderungen, sondern vielfältigere Perspektiven für eine zweite Karriere – beispielsweise als Schauspieler. Es gibt dort eine Infrastruktur, spezielle Karriere-Programme für Tänzer, die es erlauben, das Ende der Bühnenlaufbahn zu planen und vorzubereiten. Dank der Aufteilung der amerikanischen Spielzeiten bleibt dafür auch mehr Zeit. Stuttgart wird für mich immer mehr sein, als eine Station in meinem Leben. Ich hatte hier eine wunderbare Zeit und ich werde unser Publikum vermissen, sein profundes Wissen über Tanz und seine Begeisterungsfähigkeit, die Art und Weise wie man sich hier vom Publikum begleitet und unterstützt fühlen kann. Es erleichtert mir meine Entscheidung, zu wissen, dass das National Ballet of Canada auch Ballette von John Cranko im Repertoire hat. Diese Rollen bedeuten mir sehr viel, ebenso wir die Rollen, die ich in den Balletten von John Neumeier tanze. Zum Glück weiß ich jetzt schon, dass ich auch in Toronto Onegin tanzen werde.“ Ballettintendant Reid Anderson unterstützt die Pläne des Ersten Solisten, den er 2001 aus Prag nach Stuttgart holte. „Wenn ich ihn schon gehen lassen muss – und ich verstehe seine Situation nur zu gut – dann gönne ich ihn am ehesten noch meinen kanadischen Landsleuten und meiner ehemaligen Compagnie. Natürlich ist ein vielseitiger Tänzer wie Jiří ein Verlust für uns, aber Dynamik ist in jeder Hinsicht ein Schlüsselbegriff in der Tanzwelt und ich bin zuversichtlich, dass die Lücke, die er hinterlässt, wiederum Perspektiven für andere Talente eröffnet. Ich wünsche Jiří von ganzem Herzen, dass sich seine Hoffnungen in Kanada erfüllen.“ Jiří Jelinek wurde in Prag geboren und erhielt seine Ausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie am Ballettzentrum Hamburg John Neumeier. Nach seinem Abschluss war er beim Nationaltheater Prag zunächst als Solist, ab 1998 als Erster Solist engagiert. In Prag tanzte er tragende Rollen in zahlreichen Handlungsballetten sowie in Werken von Alvin Ailey und Jiří Kylián. In der Spielzeit 2001/02 kam Jiří Jelinek ans Stuttgarter Ballet, wo er in der darauffolgenden Spielzeit zum Halbsolisten und 2003 zum Solisten ernannt wurde. Seine Beförderung zum Ersten Solisten erfolgte 2004. In kurzer Zeit entwickelte sich Jiří Jelinek zu einem ausdrucksstarken Interpreten der männlichen Titelrollen in den abendfüllenden Cranko-Handlungsballetten „Onegin“, „Romeo und Julia“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“. Jiří Jelineks breitgefächertes Repertoire beinhaltet weitere Solorollen wie Apollo im gleichnamigen Ballett von George Balanchine, Mortimer und Lightborn in „Edward II.“ (David Bintley) sowie Dr. Franz Schöning in „Lulu. Eine Monstretragödie“ (Christian Spuck). Jiří Jelinek tanzte eine Vielzahl an Solorollen des neoklassischen und modernen Repertoires von Choreografen wie William Forsythe, Jiří Kylián, Itzik Galili, Glen Tetley, Hans van Manen, Maurice Béjart, Jerome Robbins, Uwe Scholz und Jorma Elo.
Jelinek arbeitete mit verschiedenen renommierten Choreografen zusammen, die unter anderem Solorollen in ihren abendfüllenden Handlungsballetten für ihn schufen: Christian Spuck choreografierte für ihn die Rolle des Jack the Ripper in seinem ersten abendfüllenden Handlungsballett „Lulu. Eine Monstretragödie“. In seinem Abendfüller „Hamlet“ choreografierte Kevin O'Day die Rolle des Claudius für Jiří Jelinek. Weitere Rollen für ihn schufen Nicolo Fonte in „Gambling, x 5“, Wayne McGregor in „Nautilus“, Christian Spuck in „Nocturne“, Matjash Mrozewski in „Avatar“ sowie Stefan Stewart in seinem humorvollen Pas de trois „Bloodstone or The Sign-Painter's Button“. Jiří Jelinek trat mit dem Stuttgarter Ballett weltweit auf großen Bühnen auf und tanzte als gerngesehener Gast bei renommierten Kompanien. So feierten Publikum und Kritik im April 2006 seine Darstellung der Titelrolle in Onegin (John Cranko) als Gast der Wiener Staatsoper. Bis zu seinem Abschied aus Stuttgart ist Jiří Jelinek noch im Ballettabend „Kenneth MacMillan. Lieder von Leben und Tod“ mit einer Solorolle in „Requiem“ zu sehen. Als Gast des Hamburg Ballett tanzt er in der Matinée am Sonntag, 22. November, den Stanley Kowalski in John Neumeiers „Endstation Sehnsucht“. Am Montag, 21. Dezember, tanzt Jiří Jelinek seine vorerst letzte Vorstellung als Onegin in John Crankos gleichnamigem Ballett in Stuttgart. www.stuttgart-ballet.de

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