Tod eines Models

Monica Gromis zeigt in Münchner i-camp den Episodenkrimi „A Woman with a plan“

München, 10/09/2009

Aus einzelnen Miniaturen ein Ganzes zu knüpfen, ist nicht nur im Kino ein Riesentrend. Auch im Tanztheater sorgt der Regiekniff, den Lynch und Tarantino meisterhaft beherrschen, für bleibende Eindrücke. Monica Gomis experimentierte nun ebenfalls mit der Technik und fächert eine Handlung, deren Urzustand der Zuschauer nicht kennt, in drei Facetten auf.
Genauer gesagt, in drei Tänzerinnen. Sonja Pregrad, Judith Hummel und Teresa Acevedo repräsentieren die drei Seiten einer einzigen Frau, die auf rätselhafte Weise ums Leben kommt. Die Erste spielt diese imaginäre Protagonistin als taffe Arbeitsbiene: Ein Model, das die wichtigsten Dinge voll im Griff hat, nämlich mit ihrer Sexualität zu reizen und ihre oralen Bedürfnisse unter Kontrolle zu haben. Sie lässt wie automatisch den Slip blitzen, schließt den weit geöffneten Mund rechtzeitig, um zu lächeln. Ihr Solo sieht bedächtig aus, doch auch wie mit fremd gesteuerten Armen und Beinen. Zum Liebhaben kauft sie eine Minipflanze und singt „I wanna be loved by you“. Doch der Pflanzentopf fällt um… Die Zweite ist ängstlich, stirbt ununterbrochen an allen möglichen Ursachen. In einem lächerlichen Solo hebt sie armwedelnd zum Hummelflug ab – und fällt zu Boden um tot in einer Blutlache zu enden. Die Dritte ist ein Kind. Sie spielt begeistert mit Kleidern, spricht die Kunstsprache der Computermenschen „Sims“, nascht Kirschen. Alles in allem eine charmante Idee von Gomis, einmal aufzuschlüsseln, woraus eigentlich eine „beliebte Frau“ besteht. Oder, wenn man es anders herum will, so eine Frau aus drei herkömmlichen zusammen zu setzen.

Zu den intimen Gitarren-Klang-Improvisationen von Christoph Reiserer folgen die einzelnen Szenen aus dem Privatleben des Models Schlag auf Schlag, wirken oft skurril und witzig. Ein finaler Pas-de-Trois in Zeitlupe samt anschließender Kirschen-Brech-Orgie macht jedoch deutlich, dass unter der heiteren Fassade ein Abgrund lauert. Das Motiv des Fallens ist der rote Faden, der sich durch alle verbalen Äußerungen der Damen zieht. Und so ergibt sich nach einer etwas zähen, ersten Hälfte zum Schluss doch noch ein Tathergang. Der lässt allerdings eher an Ruslana Korschunowa, das Model das 2008 in New York aus dem Fenster fiel, denken, denn an Heidi Klum. Im i-camp könnte es so passiert sein: Das Model kaufte Pflanzen, ging nach Hause. Dort zog es sich bis auf die Unterwäsche aus, wurde sich seiner Abhängigkeiten bewusst und erlitt einen Bulimie-Anfall. Anschließend stürzte es zu Tode. Selbstmord? Man weiß es nicht.

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