Ismael Ivo ist dort aufgetreten, ebenso gern erinnert man sich an die Soloabende von Zula Lemes. Die Werkstatt der Kulturen war vor Jahren eine Adresse auch für Tanz, vornehmlich von in Berlin lebenden Choreografen aus dem Ausland. Dann wurde es still um den Tanz in der multikulturellen Spielstätte, fanden einschlägige Veranstaltungen nur noch sporadisch statt. Das soll sich jetzt ändern, denn mit der Deutschnigerianerin Oxana Chi als Kuratorin startet an der Wissmannstraße die Reihe „TANZnews“. An jedem ersten Mittwoch im Monat steht sie ganz im Zeichen eines Choreografen und bietet auch dem Nachwuchs seine Chance. Gleich der Eröffnungsabend präsentierte mit Elly Fujita aus Japan eine junge Tänzerchoreografin auf der Suche nach dem eigenen Profil. Einem kurzen Gespräch mit der Kuratorin folgt jeweils die Vorstellung. „Insel“ hat Fujita zum Thema ihrer Performance aus Bild, Text und Tanz gemacht.
Hinter einer transparenten Folie sitzt sie auf aufblasbarem Sessel in selbstgewählter Isolation. Als sie durch die Wand steigt, tanzt sie barfuß auf der Linie eines Lichtstrahls, legt dazu eine Art Pelerine um, die sie während der Aktion mehrfach verliert. Dass ein solches Oberteil kaum funktioniert, sollte eine Tänzerin wissen. Die harmonischen Bewegungssprengsel mit ihren separierten Auslenkungen der Gliedmaßen wecken dennoch Hoffnungen. Da jedoch entert eine zweite Tänzerin in einer gewaltigen Kreation aus luftgefüllten Sitzmöbeln die Szene, schreit absurde Texte ins Publikum, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Insulanerin, offenbar kommunikationsunfähig, weiß sich gegenüber der Neuen nicht zu verhalten, flüchtet sich in Schweigen. Dass sich aus dieser Konstellation kein sinnfälliges Stück um verpasstes Miteinander entwickelt, ist das Manko des einstündigen Abends.
Als die Absurde ihr Gestühl ablegt, wird die Szene bald zum Materialwirrwarr, dem sich in Wiederholung Videos und Dias beigesellen. Rote Luftballons fallen von der Empore, tragfähige Ideen leider nicht. So versackt das Insulanertum in quälendem Leerlauf, wechseln die beiden Tänzerinnen vorübergehend ihre Rollen, werden Zuschauer auf die Sessel geholt, ohne ihnen eine klare Aufgabe zu geben. Auch der Choreografin, dann mit ständig rutschenden Jeans, geht allzu rasch die Puste aus. Die Teile Bild, Text, Tanz verschwistern sich eben nicht zu dramaturgisch erkennbarer Aussage, bleiben so planlos wie Fujitas Tanz im Raum. Ob sie in der Eigenchoreografie gut aufgehoben ist oder nicht doch lieber beim Tanz in fremder Choreografie bleiben sollte, wird die Zukunft zeigen.
Wie es um die Zukunft der gesamten Reihe bestellt ist, muss man ebenfalls abwarten. „TrANsZendente Performances made in Germany“ verspricht sie und zeigt im Oktober ein ambitioniertes Projekt von Oxana Chi. „Durch Gärten“ erinnert an die jüdische Tänzerin Tatjana Barbakoff, die in Auschwitz umkam und der das Verborgene Museum eine Ausstellung gewidmet hatte. Bewegungs-Theater der Japanerin Yoko Tawada folgt im November, und im Dezember fragt Gilbert Coutrin aus Guadeloupe in der Jazzdance-Performance „3D“, was Menschen sehen, wenn sie das gleiche betrachten.
7.10., 4.11., 2.12., Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, Berlin-Neukölln,
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