Palucca Schule Dresden: „Set in Stone“, mit den Tänzern Lester Rene Gonzalez Alvarez und Larissa Potapov

Palucca Schule Dresden: „Set in Stone“, mit den Tänzern Lester Rene Gonzalez Alvarez und Larissa Potapov

100 Jahre Theater Hagen

AIDS-Tanz-Gala als i-Tüpfelchen der Festwoche

Hagen, 11/10/2011

Die 4. Internationale AIDS-Tanz-Gala des Theater Hagen setzte den glanzvollen Schlusspunkt unter die Festwoche zum 100-jährigen Jubiläum des neoklassizistischen Gebäudes an der Elberfelder Straße, die mit einer „Nacht des Theaters“ aller Sparten am 5. Oktober begonnen hatte. Das Publikum im restlos ausverkauften Haus nutzte an beiden Tagen jede Chance, durch demonstrativen Applaus seine Begeisterung für Tänzer, Sänger und Schauspieler zu bekunden. Denn das Theater in der kleinen Industriestadt im Süden des Ruhrgebiets ist von massiven Etatkürzungen oder gar einer Spartenschließung und der möglichen Fusion mit den Wuppertaler Bühnen bedroht. Umso wichtiger und eindrucksvoller war die fast vierstündige Ballett-Gala mit 18 Beiträgen von Künstlern aus der Türkei, den Niederlanden, Portugal, der Schweiz und Deutschland.

Wie sehr bemüht türkische Künstler auch um den Anschluss an westlichen Tanz sind, zeigten einmal mehr Solisten der Staatsopern von Ankara und Izmir mit zwei klassischen Nummern (Pas de deux aus „Der Glöckner von Notre Dame“, Solo aus „Les Flammes de Paris“) und zwei modernen Solos, Desdemonas „Lied von der Weide“ aus Verdis „Otello“ in der Choreografie von Uğur Seyrek, mit leidenschaftlicher Jugendlichkeit – barfuß und mit offenen Haaren – getanzt von Burcu Olguner, und den herrlich exaltierten „Businessman“ aus Young Sue Hues „This is your Life“ auf Musik von Piazzolla, den Kadir Okurer wesentlich überzeugender bot als zuvor sein klassisches Solo. Bei weitem der interessanteste türkische Auftritt war das Liebesduett „Do not kill the butterflies“, wieder von Uğur Seyrek choreografiert, mit Asli Günes Sümer und Kerem Inanç vom Modern Dance Theatre Ankara.

Ovationen ernteten Annemarie Labinjo-van der Meulen und Rein Putkamer vom Scapino Ballett mit „A Dream“ von Marco Goecke und Ed Wubbe ebenso wie die unglaublich elegant und geschmeidig tanzenden Patricia Enriques und Fabio Pinheiro von der Cia. Portuguesa de Bailado Contemperâneo mit „Passacaglia“ auf Musik Anton von Weberns in der Choreografie von Vasco Wellenkamp - von fern an Béjarts „Stühle“ erinnernd. Die Schweizer Cinevox Junior Company war hervorragend vertreten durch den Vietnamesen Phong Le Thanh, der sein hochakrobatisches Solo „My Way“ mit größter Perfektion tanzte. Ebenso eindrucksvoll repräsentierten die Eleven Larissa Potapov und Lester Rene Gonzales Alvarez die Dresdner Palucca-Schule mit dem Duett „Set in Stone“ von Hugo Viera. Heiterkeit und Leichtigkeit brachte das zehnköpfige Ensemble des Tanztheaters Bielefeld mit zwei Ausschnitten aus Gregor Zölligs „Sommernachtstraum“ auf die Bühne. Den stärksten Eindruck des Abends hinterließ Cássia Lopes (Hannover), begleitet von Denis Pisa, als „Granny“ aus Jörg Mannes‘ „Stirb du, wennst kannst“ auf den Variationssatz aus Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“.

Gastgeber „balletthagen“ rahmte den kurzweilig vielseitigen Reigen mit einem „Deutschen Tanz“ von Mozart aus Ricardo Fernandos Ballett „Amadé“ und dem Finale aus dessen „Five Waltzes“ ein. Zwischendurch stellten sich neue Mitglieder der Truppe vor und zeigte die langjährige Primaballerina Carmen Silva, die im Sommer Abschied genommen hatte, mit dem vorzüglichen Ersten Solisten Marcelo Moraes ihre technische Verve und sympathische Ausstrahlung. Den ganz großen Glamour durch Weltstars, die zu Galas in den Metropolen anreisen, konnte man natürlich nicht erwarten. Durchaus reizvoll aber war die Mischung aus Tanz-Eleven, Stadt- und Staatstheater-Kompanien und freien Gruppen. Den besonderen Charme machte die sehr persönliche Note aus, mit der Intendant Norbert Hilchenbach und Ballettchef Fernando durch das Programm führten.

www.theater-hagen.de

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