Tamás Solymosi neuer Direktor beim Ungarischen Nationalballett

Ehemaliger Erster Solist in Wien

Budapest, 06/09/2011

Im Rahmen einer Neubesetzung mehrerer Leitungspositionen an der Budapester Oper wurde der ungarische Tänzer und Ballettpädagoge Tamás Solymosi zum neuen Ballettdirektor des Ungarischen Nationalballetts ernannt. Solymosi wurde 1971 in Budapest geboren. Er studierte an der Ungarischen Ballettakademie und ging dann zu Het Nationale Ballet nach Amsterdam, danach tanzte er beim English National Ballet. Von 1993 bis 2000 tanzte er als sehr beliebter Erster Solist beim Ballett der Wiener Staatsoper. Er gastierte bei zahlreichen internationalen Kompanien, u.a. war er 2005 ständiger Gast beim ABT; zuletzt war er freischaffend tätig. 2003 erhielt Solymosi sein Diplom als Ballettpädagoge, von 2005 an arbeitete er an der Ungarischen Ballettakademie. Sein älterer Bruder Zoltan Solymosi war Erster Solist beim Londoner Royal Ballet. Um die seit längerem schwelende Krise an der Budapester Oper zu beenden, hatte Ministerpräsident Viktor Orbán einen Regierungskommissar eingesetzt, Szilveszter Ókovács war bis dahin parteitreuer Intendant eines staatlichen Fernsehsenders. Der ehemalige Opernintendant Lajos Vass war vor einem Jahr wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gefeuert worden, ihm folgten mehrere Direktoren, weitere Entlassungen und Rücktritte, u.a. von Generalmusikdirektor Adam Fischer, der in den Salzburger Nachrichten mit diesem Satz zitiert wurde: „Es ist leider jetzt die politische Linie, dass überall Leute von der Regierungspartei kommen müssen.“ Vor kurzem waren weitreichende Entlassungen von ca. 100 Sängern, Chorsängern, Musikern und vor allem Tänzern bekannt gegeben worden, weitere Mitglieder des Leitungsteams traten aus Protest gegen die Einschnitte und die Kulturkürzungen der rechtskonservativen Regierung zurück oder wurden aus politischen Gründen entlassen. Ein Kulturministerium gibt es unter der neuen ungarischen Regierung nicht mehr, für die Besetzung solcher Posten ist nun das Ministerium für Nationale Ressourcen zuständig. Eigentlich hätte Gyula Harangozó nach dem Ende seiner Direktionszeit beim Wiener Staatsopernballett im Juni 2010 Generaldirektor der Budapester Oper werden sollen. Bei seinem Amtsantritt entließ er sofort den eigentlich auf weitere fünf Jahre verpflichteten Ballettdirektor Gábor Keveházi, bis sich herausstellte, dass der zuständige Minister Harangozós Ernennung noch gar nicht unterzeichnet hatte. Harangozó war bereits von 1999 bis 2005 Ballettdirektor in Budapest gewesen. Neben dem neuen Ballettdirektor Tamás Solymosi wurde nun sein ungarischer Landsmann Domonkos Héja zum Generalmusikdirektor der Budapester Oper ernannt, er war vorher erster Kapellmeister in Chemnitz. Ihre Verträge gelten bis 2013.
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