Internationale Ballettbenefizgala des Ballett im Revier

Internationale Ballettbenefizgala des Ballett im Revier

Tänzer unterstützen Liebe zur Musik

Eine Benefiz-Gala der Extraklasse am Ballett im Revier

So sympathisch und witzig geht's selten zu bei einer hochkarätig besetzten Benefiz-Gala. Nutznießer der Einnahmen sind Revier-Kids zwischen drei und zehn Jahren, die in Kitas und Grundschulen an fünf Projekten der Stiftung teilnehmen.

Gelsenkirchen, 07/04/2014

Jens Rosén vom Königlich Schwedischen Ballett im Röckchen von Karl Lagerfeld, Alexander Zaitsev aus Stuttgart in Uwe Scholz' Solo für Vladimir Malakhov „Notations“, Gastgeberin Bridget Breiner als formidable Choreografin und Tänzerin und Gelsenkirchens Generalintendant Michael Schulz im gesprochenen Pas de deux mit einem Knirps der Kinderprojekte der Stiftung des Musiktheaters im Revier (MiR)… So sympathisch und witzig geht's selten zu bei einer hochkarätig besetzten Benefiz-Gala. Nutznießer der Einnahmen sind Revier-Kids zwischen drei und zehn Jahren, die in Kitas und Grundschulen an fünf Projekten der Stiftung teilnehmen. Knirps Maurice trat in Vertretung für alle auf und berichtete mit entwaffnendem Charme von Ideen, die er und andere zur Entstehung der Klassenzimmer-Aufführungen von „Oper aus dem Koffer“ beitragen. Schulz hatte es sich nicht nehmen lassen, die Moderation zu übernehmen. Breiner konnte Kollegen aus Stockholm, Amsterdam, Mailand, Stuttgart, Dresden und Essen gewinnen. Außerdem stellte sie ihre weitgehend neu engagierte vorzügliche Truppe vor.

Eingerahmt wurde das Divertissement von Soli und Pas de deux oder trois von zwei Gruppenchoreografien. Das Entrée bildete David Dawsons Pas de cinq aus dem ersten Akt von „Giselle“, die gerade in Essen Premiere hatte und ab Oktober beim Produktionspartner MiR zu sehen sein wird. Star-Ballerina Adeline Pastor und ihr Gefolge-Quartett durchmaßen die Bühne mit kraftvollen Sprüngen, dynamischen Hebungen und schnellen Pirouetten.

Am Ende des Programms stellte sich Breiners Ballett im Revier mit der Deutschen Erstaufführung von Lynne Charles' „La Valse“ für sieben Paare zu Ravels Komposition ganz neoklassisch und sehr vorteilhaft vor. Schon vor der Pause hatten die drei Top-Solisten Kusha Alexi, Joseph Bunn und Petar Djorcevski beeindruckt in der Uraufführung von Breiners „In Honour of“. Das Auftragswerk für das Lettische Nationalballett Riga war kurzfristig von den Gelsenkirchener Tänzern einstudiert worden, weil die Rigaer Kollegen zu der Gala wegen schwerer Verletzung der Ballerina nicht anreisen konnten. Der Titel der Choreografie bezieht sich auf die Musik von Georgs Pelecis, mit der er dem Briten Henry Purcell Reverenz erweist. Das Festliche der barock inspirierten Musik setzt Breiner in berückend schöne lyrische Gestik und weite Schrittfolgen um. Die hochgewachsenen Tänzer - Alexi in hautfarbenem Ganzkörpertrikot und Spitzenschuhen, die Männer nur bekleidet mit langen schwarzen Lederhosen - füllen die Bühne mit majestätischer Aura, die durch das Licht aus einem mobilen kleinen Scheinwerfer auf den oder die jeweils Tanzenden fokussiert. Da kommt es mitunter zu Brechungen der Stimmung und auch zu Blendung der Zuschauer. Dennoch ist es zweifellos eine der stärksten Kurzchoreografien Breiners.

In zwei Pas de deux präsentierten sich Nadja Sellrup und 'Kobold' Jens Rosén vom Königlich Schwedischen Ballett als Unterhalter des Abends. Mit faszinierender technischer Präzision fingen sie den clownesken Charme von Mats Eks „Pointless Pastures“ und Jean-Christophe Maillots „Altro Canto“ (mit witzigen Kostümen von Karl Lagerfeld) ein.

Den bestrickend natürlich wirkenden und doch ebenso virtuosen zeitgenössischen Tanz brachten aus Amsterdam Suzanna Kaic und Sebastién Galtier mit „Consequence“ des Spaniers Juanjo Arques auf die Bühne. In ähnlichen „Schlabbershirts“ - nur pink und fliederfarben statt beige-braun - traten Francesca Berruto und Alexander Zaitsev in „Come neve al sole“ von Rolando d'Alesio auf, einem parodistischen Tango für zwei scheinbar endlos dehnbare T-Shirts mit Menschen.

Ganz groß heraus kam Zaitsev später in Uwe Scholz' „Notations“ und erfreute mit einer mutigen, wesentlich weniger akademischen Präsentation als seinerzeit Vladimir Malakhov, für den Scholz dieses Solo kreierte (ist das rote Radler-Stretchhöschen der Stuttgarter Uraufführung eingegangen???)

Fasziniert feierte das Publikum Sabrina Brazzo aus Mailand für ihre Kür an der Stange mit „Steel“ von Gianluca Schiavoni. Die einzige rein klassische Nummer zeigte Gelsenkirchens Aidan Gibson perfekt mit der 6. Variation aus „Raymonda“. Das Tüpfelchen aufs „i“ setzten Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet aus Dresden mit David Dawsons Pas de deux „On the Nature of Daylight“.
 

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