Theater der Klänge mit „Trias“

Pick bloggt über Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“

Ein Schlemmer-Ballett mit Kostüm-Kopien des „Triadischen Ballett“.

Der Fluch der Technik, die zwar manches einfacher macht, aber in diesem Fall hatte ich den Besuch beim Theater der Klänge im Düsseldorfer Tanzhaus schon einmal geschrieben, er verschwand und ich weiß nicht welchem Umstand es zu verdanken ist, dass ich den Abend nun noch einmal aus meinem Hirn hervorholen muss, woran man sieht, dass nicht nur der Mensch fehlbar ist, sondern Festplatten etc. ebenso.

Was ich letztes Mal geschrieben hatte, kann ich natürlich nicht wiederholen, aber sinngemäß habe ich nichts vergessen. Vorweg das Wichtigste: Erstens hat es mich gefreut, dass wieder jemand Spaß daran gefunden hat, sich mit Oskar Schlemmer und seinen phantastischen Kostümen zu beschäftigen, die er für das „Triadische Ballett“ entworfen und realisiert hat. Man kann das Ergebnis immer in der Staatsgalerie in Stuttgart bewundern, denn dort ist ein Großteil davon in einem besonderen Raum ausgestellt. Ganz im Gegensatz zur Originalinszenierung Schlemmers vor 40 Jahren. Die Neuinszenierung wurde durch die Akademie der Künste Berlin und Gerd Bohner als Choreograf realisiert. Damals ein durchschlagender Erfolg. Woraufhin Schlemmer vom Goethe-Institut als deutscher Kunstbotschafter zu vielen Gastspielen geschickt wurde, bis irgendwelche Erben plötzlich meinten, es sei jetzt genug und es reiche, wenn man Schlemmers Arbeiten im Museum betrachte. Ganz falsch und glücklicherweise widerlegt Schlemmers Kunst mit Tanz diese Ansicht und nun hat die Sperre den Ablauf des Urheberrechts überdauert.

Man kann Bohners Version getanzt von der Juniorkompanie des Bayerischen Staatsballett nun wieder sehen, gefördert durch den „Fonds Erbe“. Aber es gibt auch eine neue Version durch das „Theater der Klänge“, Düsseldorf, die ich mit Freude im dortigen Tanzhaus gesehen habe. Im Gegensatz zur Fassung von Bohner, der ein grüblerischer Mensch war, und der sperrigen Auftragsmusik, ist diese Fassung leichteren Mutes und nicht so stark begrenzt durch abgezirkelte Architektur, die die nur schwer tanzfähigen Kostüme sowieso schon beeinflussen. In dieser Fassung sind wesentlich mehr Kostüme in kürzeren Auftritten zu sehen. Die Tänzer müssen sich also fortgesetzt umziehen und mir wurde erst zum Applaus klar, dass nur vier an der Zahl tatsächlich unter den Masken stecken, denn Natürliches gibt es nichts, außer der hinreißenden Musik von und mit Thomas Eltinger (Piano), live gespielt von Beate Wolff (Geige) und Thomas Wansing (Schlagzeug).

Schlemmer war auch ein Schelm, der diese Kostüme wohl ursprünglich für eine Art Künstlerfest entworfen hatte und wohl auch selbst eines zumindest zu seinem eigenen Vergnügen anzog, um mit ihm zu tanzen. Es kommt mir so vor als käme die neue Inszenierung von J. U. Lensing der Intention des Künstlers auch näher. Ich glaube, der wollte in erster Linie auf hohem Niveau Vergnügen bereiten, wie sonst wäre das Tutu, das zwar in keiner der Versionen bisher auf der Bühne erscheint, zu erklären, dessen Teller von vorn bis ans Knie reicht und in der Rückenansicht ab der Taille zu den Schulterblättern hochsteht. Natürlich ist das ein Gag, den es zu inszenieren gilt, nicht zu verwechseln mit Marlene Dietrichs Auftritt im berühmtem Kostüm zum „Blauen Engel“, auch wenn die Ähnlichkeit in der Machart unbenommen bleibt.

In Düsseldorf gab es einen Unterhaltungs-Clown, mit einer Art kubistischer Gitarre, der zu Beginn der Vorstellung allerdings ziemlich seichten Text von sich gab. Er war das schwächste Glied in dieser Modenschau der besonderen Art, bei der es in der Stunde blieb, die die Vorstellung dauerte, kurzweilig choreografiert von Jacqueline Fischer. Es war den engagierten Tänzern Elisa Marshall, Phaedra Pisimisi, Darwin Diaz und Kai Bettermann zu danken, aber nicht minder den Musikern, die so recht für Stimmung sorgten, und gegen Ende mit Rhythmen noch eins draufsetzten, und natürlich der Hauptperson in Absenz: Oskar Schlemmer!

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