NRW Juniorballett Dortmund
NRW Juniorballett Dortmund

Erstes Treffen von Juniorkompanien des In- und Auslands

Das Landesjugendballett Berlin feiert Geburtstag mit Gästen

Zum einjährigen Bestehen lädt die Juniorkompanie in die Berliner Volksbühne und freut sich über eine gelungene Gala.

Berlin, 08/06/2018

So jung – und schon so pfiffig! Unter den deutschen Juniorkompanien, die sich die Förderung professioneller Ballettschulabsolvent*innen auf die Fahne geschrieben haben, ist das Landesjugendballett Berlin gewissermaßen das Küken und hat zu seinem einjährigen Bestehen gleich fast alle Schwestergruppen der Bundesrepublik und zusätzlich ausländische Gäste eingeladen. Welcher organisatorische und logistische Kraftakt hinter der dreistündigen „Happy Birthday“-Gala in der Volksbühne Berlin steht, lässt sich kaum erahnen.

Von Ralf Stabel als Geschäftsführer und Gregor Seyffert als Künstlerischem Leiter stammt die Idee zu dieser einzigartigen Geburtstagsparty, das gesamte Team der Staatlichen Ballettschule Berlin, wo die Kompanie angesiedelt ist, hat mitgezogen. Und auch Sandra Scheeres, Berlins Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, merkte man beim Grußwort die Begeisterung an, dass dieses Herzensprojekt so gut angelaufen ist. Als Geburtstagspräsent sagte sie weitere finanzielle Unterstützung zu – und die kann das Landesjugendballett, das sie dezidiert als Kulturbotschafter benannte und zu dessen Galagästen wohl nicht zufällig die Kulturbotschafter von Japan, Kuba und Tschechien gehörten, dringend brauchen. Denn im Gegensatz zu den anderen Juniorkompanien, die sich aus wenigen Absolventen rekrutieren, gehören ihm alle Schüler*innen und Studenten*innen der Ausbildung an. Das vermittelt bereits während des Studiums reichlich Bühnenerfahrung: durch Auftritte im In- und Ausland sowie die vorausgehenden Einstudierungs- und Probenphasen. Dieser Aufwand zusätzlich zur regulären Ausbildung lohnt allemal, auch wenn er bisweilen sowohl für die jungen Tänzer*innen als auch für die Pädagog*innen kraftzehrend ist.

Bis auf das Bundesjugendballett Hamburg, das an jenem Abend selbst Vorstellung hatte, und die Young Company Nürnberg waren alle gern der Einladung gefolgt, die da einem enthusiasmierten Auditorium zeigten, was junge Tänzer*innen, noch im Studium oder gerade der Schule entwachsen, zu leisten vermögen. Während ihrer meist zweijährigen Zugehörigkeit erarbeiten sie neue Stücke mit renommierten Choreografen und sind dann fit für den Sprung ins Berufsleben. Mit Gründungsjahr 2001 ist das Junior Ballett Zürich unter Christian Spuck das dienstälteste Ensemble dieser Art. In Filipe Portugals Duett „Behind the Mirror“ zu Klaviermusik von Dmitri Schostakowitsch konnte ein Paar in nächtlicher Stimmung adagiohaft seine Gefühle ausleben und dabei gute Schulung demonstrieren. Auch das von Jaroslav Slavický geleitete Bohemia Ballett am Tanzkonservatorium Prag kann mit Gründungsjahr 2009 auf längeres Bestehen zurückblicken. Ließ Marika Hanušová zu Musik von Frederic Chopin ein Trio Liebesleid mit symbolischer Verstrickung in einer Krinoline durchleben, so versuchte sich ein jüngeres Paar am kniffligen Grand Pas Classique von Victor Gsovsky.

Vorbild wie für das Bohemia Ballett ist gewiss auch für die übrigen, in dichter Zeitabfolge formierten Jugendkompanien das NDT 2. Nach Berlin kam aber die 2013 gegründete, von Ernst Meisner geführte Junior Company des Niederländischen Nationalballetts, des anderen, mehr klassisch orientierten Ensembles unseres Nachbarlandes. Mit Charme und Können präsentierte es liebenswürdig den Pas de six und die Tarantella aus Bournonvilles „Napoli“ und brachte so eine spezielle Farbe ein. Den weitesten Weg hatte das Paar vom erst seit 2014 bestehenden, durch Mónica Andrade Sousa betreuten Experimentalballett der Amazonas-Tanzcompagnie aus dem brasilianischen Manaus: Rodrigo Vieiras „Plutão“, Pluto, bot einem ausdrucksstarken Paar Gelegenheit, in gedehnter Zeit und mit schwebenden Formen berührend Liebe als einen vergeblichen Traum zu gestalten.

Seit 2010 bereits gibt es das jüngst von Ivan Liška geleitete Bayerische Junior Ballett München. In großer Besetzung hatte es Marek Svobodníks „Petite Corde“, Kleine Saite, im Gepäck, eine so amüsante wie liebenswert süffisante Barfuß-Parodie auf Jiří Kyliáns „Petite Mort“, zu einem Klavierkonzert Mozarts und mit Kylián-Requisiten: dem fahrbaren Barockkleid, Tüchern, Säbeln, Sektkelchen. Auch das erst 2014 gebildete NRW Juniorballett Dortmund hinterließ Eindruck, mit Jacopo Godanis präziser Modern-Studie „Versus Standard“, mehr noch mit einem athletischen Männerquartett aus „Krieg und Frieden“ des Ensembleleiters Xin Peng Wang zu Musik von Schostakowitsch. Dass in den Juniorgruppen von München und Dortmund auch Berliner Absolventen tanzen, ist zudem ein Zeichen guter Zusammenarbeit untereinander.

Sie, die Tänzerinnen und Tänzer vom Landesjugendballett, rahmten den facettenreichen Abend und heimsten als ‚Geburtstagskind’ verständlicherweise den besonderen Applaus aus dem Rund der Volksbühne ein. Mit ihren drei Beiträgen – dem fulminanten Grand Pas de deux aus „Don Quixote“, Marco Goeckes furiosem 12-Personen-Angstexzess „All long dem day“ und Gregor Seyfferts „Bolero“-Inszenierung „Die Zukunft beginnt jetzt“, dem gerafften, effektvoll sich steigernden Gang durch die Studienjahre als sprühendem Finale – überzeugte sie auf ganzer Linie, stellte ihr Ausbildungskonzept denen der anderen Kompanien gegenüber – und rechtfertigte so die weitere Zuwendung, die die Bildungssenatorin eingangs versprochen hatte.

 

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