Joel, mein Joel

Ein Nachruf auf Joel Schnee

Gert Weigelt erinnert sich an den Choreografen und einen guten Freund.

Vor 55 Jahren bist Du mir in Stockholm zum ersten Mal begegnet. 
Du warst begierig, Berliner Neuigkeiten zu erfahren, da Du - vor Stockholm - ein paar
Monate in Berlin als Trainingsleiter gearbeitet hattest, wo ich gerade herkam um mein erstes Engagement beim Kungliga Balletten anzutreten. Hier in der schwedischen Metropole fandest Du Arbeit als Choreograf beim Sveriges Television. Du hast uns Tänzern und Tänzerinnen - von der Oper oder dem Cullberg Ballett - immer Gigs zugeschanzt. Du betrachtetes die Choreografie noch als Handwerk, warst  ja auch auf der Julliard School solide ausgebildet. Damals bewunderte ich Dich wegen deiner Kenntnisse der Europäischen Kultur. Was Du damals schon wusstest, musste ich mir erst noch aneignen. Was mich auch immer erstaunte, war Deine analytische Begabung. (Du hättest einen treffsicheren Kritiker abgegeben). Nach einer Vorstellung konntest Du die Highs und Lows einer Bühnenproduktion genau benennen. Du warst ein liebenswerter Hypochonder, der nie ohne eine halbe Apotheke reiste. Du vermiedest Hotels, wo es möglich war (wobei Du Dir die teuersten hättest leisten können). Nein, Du schliefst lieber auf der Couch Deiner Freunde. Auch wenn Du in den letzten Lebensjahren kaum eine Krankheit, kaum ein Wehwechen ausgelassen hast, schienst Du den Tod nie in Betracht zu ziehen. Nun hat er Dich, mein lieber guter Freund, ausgetrickst. Du hattest dich gerade entschlossen, noch einmal NYC zu besuchen (Du fühltest dich stark genug), als ein schwerer Sturz Dich ins Koma zwang, aus dem Du nicht mehr erwachtest.

Du wirst mir furchtbar fehlen Joelito. 

Kommentare


Mit Bestürzung erfuhr ich vom Tode Joel Schnees, der auf unglückliche Weise gestürzt war und aus dem Koma nicht mehr aufgewacht ist.  Ich  war beruflich mit Joel Schnee verbunden als sein Dramaturg an den Städtischen Bühnen Osnabrück von  1984 bis 1990. Gemeinsam erarbeiteten wir  in  sechs Spielzeiten 12 Uraufführungen des Tanztheaters, das Joel Schnee mit 14 Mitgliedern seines Ensembles erfolgreich in dieser mittelgroßen Stadt zu hoher Publikums-Akzeptanz geführt hatte.  Da in Joels Tanztheater auch gesprochen wurde, hatte ich das Sprechtraining für die Compagnie übernommen, was  sogar von der Kritik positiv  vermerkt worden ist.  Auch  bis in die jüngste Zelt war ich mit Joel Schnee kollegial-freundschaftlich verbunden, so dass sein Tod für mich mehr als unerwartet kam. So gehen sie alle dahin: die früheren Weggefährten und befreundeten Kollegen, und mir bleibt nur die Erinnerung an eine künstlerisch-erfüllte Zusammenarbeit mit Joel und - bleibend - nur die Trauer.

Kraft-Eike Wrede M.A.,, Dramaturg  und  Sprechpädagoge, Berlin