Tanz als Gemeinschaft
Jasmine Ellis, David Russo und Laura Manz von Oasis im Gespräch über Tanz im Wandel
TanzQuelle und Bad Lemons Project sind zwei Münchner Initiativen, welche die Gemeinschaft der Tänzer*innen und Choreograf*innen fördern, eine lebendige, kollaborative Szene stärken und eine Anlaufstelle für Tanzende der Stadt bieten. TanzQuelle – umgesetzt und koordiniert von David N. Russo und Laura Manz – schafft Raum für gemeinsames Forschen, intensiven Austausch und künstlerische Entwicklung. Bad Lemons Project – geleitet von Jasmine Ellis – bietet professionelles Training, Trainingsaustausch und Recherche-Projekte. In ihren Angeboten ergänzen sich die Initiativen und kollaborieren schon seit Jahren, um die Angebote möglichst breit aufzustellen. Beide Initiativen werden vom Kulturreferat der Stadt München und vom Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) gefördert. Unter dem Namen OASIS haben sich beide Initiativen nun zusammengeschlossen, um mithilfe der Förderung TANZPAKT RECONNECT von Diehl + Ritter die Stadt München noch intensiver als attraktiven Standort für freie Tanzschaffende zu stärken.
DW: Beschreibt bitte Eure Initiative Oasis. Welchen Bedarf habt Ihr gesehen und was sind Eure Inhalte und Ziele?
Jasmine Ellis: Ich lebe seit einigen Jahren in München und arbeite als Choreografin. Mir ist dabei aufgefallen, dass ein großer Mangel an professionellem Tanztraining in der Münchner Szene herrscht. Deshalb habe ich 2016 zunächst im Rahmen meiner eigenen Produktionen mit Katrin Schafitel begonnen ein professionelles Training zu organisieren. Immer, wenn ich an einem neuen Stück gearbeitet habe, haben wir internationale Pädagog*innen eingeladen und unser Training einer größeren Gruppe angeboten. Nach einigen Jahren konnte ich dann dieses Angebot – unterstützt durch die Stadt München – unter dem Namen „Bad Lemons Project“ ausweiten. Meine Motivation beruht dabei auf dem Verständnis, dass ich als Künstlerin nicht in einem Vakuum lebe. Stattdessen lebe ich in einem Ökosystem. Wenn es diesem Ökosystem nicht gut geht, dann geht es auch mir als Künstlerin nicht gut. Deshalb finde ich es sinnvoller, nicht nur mein einzelnes Pflänzchen zu gießen, sondern mich um das Ökosystem zu kümmern, damit es für alle gesünder ist. Meine Motivation ist somit einerseits Community-orientiert, gleichzeitig aber auch selbstorientiert. Ich wollte einfach Teil einer gesunden Community sein.
David N. Russo: Ich bin auch seit sehr vielen Jahren in der Szene aktiv und habe mit den unterschiedlichsten Institutionen zu tun gehabt. Meine Motivation war immer, Menschen zusammen zu bringen. Dabei habe ich mich aber immer sehr schwer getan, in München eine Community zu finden. Stattdessen habe ich verschiedene Institutionen angetroffen, die fast gegeneinander arbeiten, anstatt gemeinsam für eine Sache. Als ich anfing, beim Training von Bad Lemons mitzumachen, stellte ich fest, wie blühend die Szene plötzlich wurde. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Angebot für professionelles Training und der Anwesenheit von Tänzer*innen in einer Stadt.
Das liegt daran, dass ein professionelles Training für Tänzer*innen essentiell ist. Wir Tänzer*innen brauchen ein Training, um überhaupt zu funktionieren. In der Freelance-Szene ist das Angebot an Training hingegen sehr rar. Man ist damit alleine gelassen. Deshalb habe ich Jasmines Initiative sehr unterstützt und war viel als Tänzer dabei. So habe ich festgestellt, dass die Tänzer*innen den Wunsch nach weiteren Gelegenheiten hatten, nach dem Training zusammen zu bleiben, um gemeinsam zu arbeiten. Und sie hatten den Wunsch, zu lernen, ein Kollektiv zu bilden. Deshalb wollte ich etwas für uns alle organisieren. Wir haben die Stadt um mehr Unterstützung gebeten, um das Potential in München zu stärken. Das war der Beginn von „TanzQuelle“. Wir haben Fortbildungswochen und Impro-Sessions organisiert, gemeinsam im Studio gearbeitet und beispielsweise Projekte für das HIER = JETZT Festival entwickelt. Während der Pandemie haben wir draußen Improvisation gemacht und versucht, per Zoom präsent zu bleiben. Die Leute waren sehr dankbar dafür.
Jetzt fusionieren unsere beiden Initiativen in dem gemeinsamen Projekt Oasis. Wir bleiben als eigene Initiativen jeweils bestehen, haben aber zusätzlich Oasis gegründet. So teilen wir unsere Ressourcen. Ich konzentriere mich dabei mehr auf die Mentoring Wochen, Co-Creation und Research. Jasmine organisiert das Training und hat den internationalen Fokus.
Jasmine: Ja, wir haben sehr ähnliche Vorstellungen davon, wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Wir finden, dass die beiden Initiativen Bad Lemons Project und TanzQuelle sehr hilfreich füreinander sind. Wir teilen beispielsweise unseren Raum. Das Teilen von Ressourcen ist für beide Initiativen wichtig und Grundgedanke der gesamten Community. Die Bedeutung des Trainings hat David ja schon erwähnt. Es ist fundamental und essentiell in unserer Branche. Das ist – aus welchen Gründen auch immer – oft sehr schwierig, den Förderern verständlich zu machen. Für Tänzer*innen ist ein Leben ohne Training wie ein Leben ohne Krankenversicherung. Es ist zerstörerisch für sie und ihren Beruf. Professionelles Training ist also unabdingbar für Tänzer*innen. Und gute Tänzer*innen sind unabdingbar für uns Choreograf*innen. Wenn also weiterhin ausschließlich Choreograf*innen gefördert werden, aber nicht gesehen wird, dass München ein Ökosystem braucht, in dem sich Tänzer*innen entwickeln können, ist das sehr problematisch. Umso aufregender ist es, dass die Stadt das erkannt hat und uns nun unterstützt. Wir können den Tänzer*innen inzwischen Strukturen anbieten. So bleiben überhaupt Tänzer*innen in der Stadt, mit denen wir Choreograf*innenen unsere Kunst machen können. In München hat sich das in den letzten Jahren sehr zum Positiven verändert. Durch unsere Initiativen, durch Anna Konjetzky’s PLAYGROUND, durch weitere Initiativen wie HIER = JETZT oder das Tanzbüro, die alle miteinander verbunden sind. Wir sind alle sehr glücklich, was sich hier für ein Ökosystem entwickelt hat. In München gibt es inzwischen ein professionelles Umfeld für freie Tänzer*innen.
DW: Nun habt Ihr eine weitere Förderung – TANZPAKT RECONNECT von Diehl + Ritter – erhalten. Was habt Ihr damit vor?
David: Bisher haben sich die Förderprogramme für Tanz in München sehr an die Choreograf*innen gerichtet und waren projektbasiert angelegt. Wir glauben jedoch, dass es genauso wichtig ist, die Community zu stärken und eine Landschaft aus Individuen zu gestalten, die sich mit der freien Szene in München identifizieren können. Mit der Förderung TANZPAKT RECONNECT von Diehl + Ritter haben wir mit Oasis endlich die Gelegenheit, richtige Strukturen zu schaffen. Wir werden insgesamt mehr als 34 Wochen intensives Programm anbieten, bei einigen werden die teilnehmenden Tänzer*innen sogar aufwandsentschädigt. Wir wollen damit auch zeigen, wie groß das Bedürfnis von professionellen freien Tänzer*innen nach Fortbildung ist und wie wichtig das für die attraktive freie Szene einer Stadt ist.
Jasmine: Unsere normale Förderung in München ist so gering, dass wir mit Bad Lemons Project maximal 12 Wochen Morning-Training im Jahr anbieten können. Mit der neuen Förderung können wir dieses Jahr ein viel größeres Paket anbieten. Das ist ein großartiger Power-Shot für die professionelle Szene nach den zwei Jahren Lockdown. Ich glaube nämlich, Choreograf*innen haben sehr unter den Lockdown-Maßnahmen gelitten, aber Tänzer*innen eben auch. Dieses Jahr werden wir viele tolle Angebote ausprobieren. Es geht uns um eine Neubetrachtung und Neuausrichtung dessen, was für eine Professionalität auf höchstem Niveau für die Tänzer*innen in München nötig ist.
DW: Sind die professionellen Trainer*innen, Pädagog*innen und Profis, die ihr dazu engagiert, aus München oder auswärtig?
Jasmine: Wir hatten vor der Pandemie einen großen Fokus auf internationale Pädagog*innen, die wir aus New York oder London engagiert haben. Hintergrund dabei ist, dass freie Tänzer*innen sich häufig nicht unbedingt eine Reise und einen Workshop bei diesen hervorragenden Profis leisten können. Wenn wir diese hingegen nach München einladen, profitieren also sehr viel mehr Tänzer*innen von diesem Angebot. Eines unserer Hauptziele ist nämlich, dass wir bezahlbares Training anbieten wollen. Bezahlbar für Leute, die in dieser Branche arbeiten und davon leben müssen. Deshalb kostet ein einzelnes Training bei uns 5€, eine Woche Training 20€. Jetzt behalten wir diesen internationalen Fokus bei, werden aber zusätzlich auch Münchner Pädagog*innen engagieren.
David: Wir bieten so auch der jüngeren Generation einen besseren Berufseinstieg. Manchen fällt der Übergang von der Ausbildung in den Job als Freelancer sehr schwer, auch wenn sie die Entscheidung in der freie Szene zu arbeiten meist aus großer Überzeugung treffen. In München ist dieser Schritt aber sehr schwierig und gefährlich. Es geht letztlich um das berufliche Selbstbewusstsein der jungen Tänzer*innen.
Jasmine: Ich möchte noch hinzufügen, dass ich sehr oft Leute durch das Training kennengelernt habe und später für Produktionen engagiert habe. Es stellt sich für mich nämlich die Frage, ob die konventionellen Vortanzen in unserem Berufsfeld überhaupt noch der richtige Weg sind. Im gemeinsamen Arbeiten sieht man nämlich, wie die Tänzer*innen mit den anderen umgehen. Das ist für meine Arbeit sehr wichtig. Wenn man kollaborativ arbeitet, ist es wichtig, dass sie das auch wertschätzen. Es ist auch wichtig, wie sie als Menschen sind... Und wenn man regelmäßig miteinander trainiert oder arbeitet, sieht man, wie sie wirklich sind. Das ist ganz anders als beim Vortanzen. Nachhaltige künstlerische Beziehungen entstehen viel stärker durch das Netzwerken innerhalb von Research Projekten oder anderen Formaten.
David: Es gibt so viel Potential. Wir brauchen nur den Raum. Raum und Zeit, um gemeinsam Synenergien zu kreieren und zu lernen, gemeinsam eine blühende Szene zu bilden. Unsere beiden Initiativen verbindet die Vision, wie wir als Gesellschaft sein wollen. Mit mehr Interaktion, mehr demokratischen Entscheidungsprozessen und mit mehr gemeinsamer Selbst-Reflektion als Grundlage für zukünftiges Handeln. Zu verstehen, dass wir miteinander sprechen können, dass wir Zeit zusammen verbringen und zusammen etwas erarbeiten können. Wenn nicht mehr nur einer von oben alles bestimmt, ist das natürlich mit sehr viel Arbeit für jeden einzelnen verbunden. Wir verlangen deshalb sehr viel Partizipation von allen und wollen, dass sich unsere Leute für das engagieren, was sie tun. Und das Schöne ist, dass die Tänzer*innen jetzt bei diesen neuen Programmen wirklich mitfiebern.
Jasmine: Wenn wir über Wandel sprechen, finde ich eines der spannenden Aspekte, dass in unseren Initiativen Entscheidungen von aktiven Tanzschaffenden getroffen werden und eben nicht von anderen Menschen für uns, die keine eigene Berufserfahrung als Tänzer*in haben. Wir sind alle drei aktiv in der Branche und unsere Tänzer*innen wissen, dass wir immer ein offenes Ohr für sie haben. Sie lassen uns wissen, wenn sie mehr Training oder bestimmte Angebote brauchen. Wir sprechen für sie. Das finde ich wichtig. Als ich selbst eine junge 20-jährige Tänzerin war und kommuniziert habe, was ich brauche, hatte ich das Gefühl, dass mir niemand zuhört. Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, dass sich die Szene verändert. Uns ist es wichtig, dass die Bedürfnisse der Tänzer*innen in der Szene gesehen und erfüllt werden. Wir wollen, dass sich Tänzer*innen hier in München weiterentwickeln können.
DW: Ich habe das Gefühl, dass Ihr damit wirklich gesamtgesellschaftliche Tendenzen widerspiegelt. Den Menschen ist es immer wichtiger, in welcher Gesellschaft wir leben und wie wir leben wollen.
Jasmine: Es stellt sich eben auch die Frage, auf wen wir hören. Hören wir auf die eine wichtige Person oder hören wir auf dreißig Betroffene, die in der Branche arbeiten und alle unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Ich denke, je mehr Erfahrungen wir bei der Entscheidungsfindung in Betracht ziehen, desto gesünder wird das Ergebnis.
DW: Was hat sich im Tanz seit der Pandemie verändert?
David: Es hat sich sehr viel verändert. Schon alleine durch die zunehmende Digitalisierung. Die Barrieren sind gefallen. Es gibt jetzt Zoom-Meetings unabhängig vom Ort. Oft beginnen kreative Prozesse bereits virtuell, wo es früher sicherlich ein halbes Jahr länger gedauert hätte. Ideen werden jetzt sehr viel schneller produziert oder formuliert, weil sich Leute schneller virtuell begegnen. Während der Pandemie hat sich unserer Zeitwahrnehmung verändert.
Jasmine: Relevante Kunst spiegelt die Zeit wider, in der wir leben. Deshalb denke ich, dass der Tanz sehr stark von diesen sich verändernden Zeiten betroffen ist. Ich glaube auch, dass die Einschränkung durch die Pandemie zu einer neuen Wertschätzung von zwischenmenschlichen Begegnungen geführt hat. Tanz als spezielle Form von menschlicher Verbindung gelangt so vielleicht auch wieder zu einer Renaissance.
David: Auch die Begriffe von Nähe und Distanz, die ja momentan in aller Munde sind, sind bereits seit Jahrhunderten wesentliche Aspekte von Tanz. Berührung und Nähe sind für uns alle so wichtig. Ich sage meinen Schüler*innen deshalb immer, dass sie ihre Eltern so oft wie möglich umarmen sollen. Schließlich ist es wissenschaftlich bewiesen, dass unsere Glückshormone durch Berührung in Balance bleiben. Das ist, glaube ich, in den letzten zwei Jahren in unserer Gesellschaft vollkommen aus der Balance geraten. Ich finde es verrückt, wie stark uns alle das Berührungsverbot physisch betroffen hat.
Jasmin: Und Tanz kann eine schöne Medizin für den Verlust sein, den wir alle aufgrund dieser Einschränkungen gesellschaftlich erlebt haben. Nicht nur selbst zu tanzen, sondern auch Tanz auf der Bühne zu sehen.
Laura Manz: Ich glaube, es kam auch zu einem großen Wandel in Bezug auf die Arbeitsbedingungen von Künstler*innen im Allgemeinen. Tänzer*innen und Künstler*innen tauschen sich sehr viel mehr über ihre Arbeitsbedingungen aus und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen, um gerechte Bezahlung zu erhalten und gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit von Arbeit. Das ist eine weltweite Bewegung. Während der Pandemie war plötzlich sehr viel Zeit für digitalen Austausch. So konnten wir sehen, was eigentlich um uns herum passiert. Die vielen einzelnen Tanzszenen verbinden sich, um sich gegenseitig besser zu unterstützen und um herauszufinden, was unsere Bedürfnisse sind und wie wir gemeinsam weiter wachsen können.
Jasmine: Und Ressourcen zu teilen anstatt zu denken, dass alles zu knapp ist und daran festzuhalten. Alles wird mehr, wenn wir teilen.
Laura: Wie ein Kerzenlicht. Das eine sollte das andere nicht ausblasen, sondern gemeinsam sollten sie stärker scheinen.
David: Die Pandemie ist wie eine Lupe, die uns gezeigt hat, dass unsere Kraft in der Gruppe liegt und wir diese in der Isolation wirklich brauchen. Gemeinsam ist alles leichter. Es war so hilfreich zu wissen, dass wir nicht alleine sind mit dem, was wir tun. Das hat während der Pandemie sehr geholfen.
DW: Habt Ihr beim Publikum eine Veränderung erlebt?
Jasmine: Auch hier ist ein interessanter Wandel zu beobachten. Wie wir vorhin schon gesagt haben, lag der Fokus bisher immer auf der*dem einen genialen Choreograf*in und darauf, für diese*n mehr Publikum zu generieren. Doch angesichts dessen, dass wir uns als professionelle Tänzer*innen immer stärker vernetzen und uns der Stärke dieser Gemeinschaft bewusst werden, ändert sich auch dieser Gedanke. Das Ressourcenteilen überträgt sich auf den Aspekt Publikum. Wir sind eine Community von Tanzschaffenden in München und es gibt die Community der Zuschauer*innen. Es geht also nicht mehr darum, dass ich als einzelne Künstlerin mehr Publikum bekomme, sondern wir als Community erreichen mehr Zuschauer*innen. Weil wir ein Wir geworden sind.
DW: Es ist zunehmend von einer Spaltung der Gesellschaft zu lesen, insbesondere in Bezug auf Themen wie Klimaschutz oder Solidarität: Wie nehmt Ihr das als Künstler*innen wahr?
Jasmine: Ich glaube, eines der großartigen Aspekte von Kunst und Fiktion ist, dass immer ein Perspektivwechsel stattfindet. Wir Menschen lieben Fiktion, wir lieben Kunst, weil diese permanent unsere Haltung hinterfragt und uns dazu auffordert, die Perspektive von jemand anderem einzunehmen. Dieser Perspektivwechsel ist sehr hilfreich, wenn man über die Spaltung der Gesellschaft spricht. Der erste Schritt aufeinander zu ist immer ein gegenseitiges Zuhören und ein Nachvollziehen der Erfahrung der*des anderen. Auch wenn ein Stück kein politisches Thema behandelt, so geht es beim Zuschauen immer um das Einnehmen einer anderen Perspektive. Ein sich Hineinversetzen in den anderen. Auch wenn es in dem Kunstwerk an sich nicht um die Polarisierung der Gesellschaft geht, so ist allein die Tatsache, überhaupt Kunst zu machen oder zu sehen hilfreich in einer hyperpolarisierten Konversation. Ich glaube auch, dass Kunst in den Zeiten des Wandels immer eine große Rolle gespielt hat. Ich glaube, dass Kunst uns auch in diesen Zeiten durch die Möglichkeit des Perspektivwechsels hilft.
Oasis ist als Initiative ganz klar das Gegenteil von Spaltung. Wir widmen uns unterschiedlichen Stimmen, unterschiedlichen Perspektiven, vielen Optionen, dem Teilen und dem Wachstum. Wir sind offen. Auch für Fehler. Ich finde es sehr wichtig, dass wir Dinge machen und diese auch falsch machen können. Man kann sie dann auch wieder ändern. Zu erkennen, was funktioniert und was nicht. Das ist Wachstum. Manchmal hat man in unserer Branche das Gefühl, dass man permanent sagen oder beweisen muss, wie gut man ist und dass es wirklich schwer ist zuzugeben, wenn etwas nicht so funktioniert. Mit diesen neuen Angeboten, die wir gerade erarbeiten, wird es immer weiter möglich, Fehler auch als Teil von Wachstum zu akzeptieren. Das finde ich sehr aufregend.
DW: Möchtest Du noch etwas hinzufügen?
Jasmine: Ich möchte, dass die professionellen Tänzer*innen wissen, wie aufregend unsere Szene in München momentan ist. Hier findet wirklich ein positiver Wandel und Wachstum statt. Es gibt viel mehr berufliche Möglichkeiten. Das finde ich sehr spannend. Wenn ich großes Wachstum und Wandel in einer Community mit sehr viel neuer Energie sehe, dann sehe ich Gelegenheiten für künftige Zusammenarbeit, für anderes Netzwerken. Zukunft!
DW: Vielen Dank Euch für das Gespräch!
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