WEIGELT.WEB - KONTAKTHOF MIT TEENAGERN AB 14
Eigentlich hatte ich mir nichts Großes davon versprochen: „Kontakthof mit Teenies ab 14“ beim Tanztheater Wuppertal. Nach den „Senioren“ (Kontakthof für Damen und Herren ab „65“ - sozusagen die gerontologische Version) nun also die juvenile Variante.
Ich wurde überrumpelt. Die „Frischlinge“ eroberten mich im Sturm. Sie entfalteten einen solchen zauberhaften Charme, dass man sie alle hätte drücken und herzen mögen. Natürlich haben ihre Bewegungen nicht die Definition und Präzision, wie sie früher einmal die Originaltruppe von Pina Bausch vorführte, aber das war nicht der Punkt. Verblüffend war die Art und Weise mit der die Teenies die Intention des Stücks (das Ausloten von sozialen Verhaltensformen) so wunderbar stimmig vermittelten. Alle Charaktere waren in ihrer Individualität vorzüglich ausgewählt, dicke, dünne, kleine, große. Verpickelt oder mit Pfirsichhaut. Der Facettenreichtum war größer als in der Originalbesetzung (sogar eine so heterogene professionelle Tanztruppe wie die von Pina Bausch bietet weniger Extreme der Physiognomien als Laien es tun). Irgendwie passten sie auch alle hinein in dieses 50er Jahre Ambiente. Ich sah da keinen Bruch, obwohl ich wahrscheinlich niemanden wiedererkannt hätte, würde ich ihm/ihr im modischen „Outfit“ auf der Strasse begegnen. Sicherlich spielte der nostalgische Hörgenuss (Tanzorchester Juan Llosas und die Schmalzschmelzstimme von Rudi Schuricke) auch eine entscheidende Rolle bei der Rezeption. Den Ohrenschmaus kann ich den tanznetz-Nutzern leider nicht vermitteln, wohl aber möchte ich Sie zu einem Spaziergang durch die Produktion einladen, vielleicht spüren Sie ja einen kleinen Hauch Emotionalität dabei, wenn sie mit mir durch das Auge meiner Kamera schauen...
Gert Weigelt, 2009