Street- und Clubstyles im Mittelpunkt – Ja, bitte!
Flavourama – das Hip Hop- und Housedance-Festival in Salzburg
Battle-Formate beim Hip Hop- und Housedance-Festival Flavourama
von Katharina Bachleitner
Next Generation Battle
Nach dem Gesprächsformat „Voices“ im Museum der Moderne zieht es mich zum nächsten Event nebenan: Das Next Generation Battle am Mönchsberg!
Einige freundliche Begrüßungen und einen Plausch mit Bekannten später suche ich mir einen Platz neben der Tanzfläche, die für die jungen Teilnehmer*innen zwischen acht und achtzehn am Boden ausgelegt wurde. Inmitten der wuseligen Menge aus aufwärmenden Tänzer*innen und Zuseher*innen steht DJ Just-A-Kid und gibt Hip Hop-Beats zum Besten. Bevor die erste Kategorie der Acht- bis Dreizehnjährigen eröffnet wird, gibt die Jurorin Jomi (AUT) einen kurzen Hip Hop-Workshop und animiert die Leute, mit ihr zu bouncen. An diesem Tag ist es Lydie la Peste (FRA), die das Event moderiert.
Zunächst treten die jungen Tänzer*innen einzeln vor die Jury, bevor entschieden wird, ob sie mit anderen battlen dürfen. Ich liebe es, bei solchen Wettbewerben in die Gesichter der Jury zu blicken und ihre Reaktionen zu den Darbietungen abzulesen. So gut wie immer denke ich mir bei solch disziplinierten, jungen Tänzer*innen: „In welchem Sandkasten saß ich damals, während sie hier in diesem Alter mit ihrer Kunst begeistern?“
Passend zum All-Styles-Konzept des Battles sind z.B. Hip Hop, Locking, House wie auch Waacking anzutreffen. Ebenso besticht die Jury, bestehend aus Sophie May (FRA), Jomi (AUT) und The Wolfer (AUT), mit ihrer Expertise in den Richtungen Hip Hop, House und Breaking, die sie im Showcase unter Beweis stellt.
Am Ende überzeugt in der Kids-Kategorie der Tänzer Samuel (SK) mit seinen Locking-Fähigkeiten, während in der Teens-Kategorie (14-18 Jahre) der Hip Hop-Tänzer Kay (MY) das Rennen macht. Die Begeisterung aller Anwesenden ist deutlich zu spüren – alle fiebern mit. Es ist sehr wertvoll, jungen Vertreter*innen der Street-, Club-und Funkstyles Platz zu bieten, um sich auszuprobieren und ihre Kunst zu präsentieren. Und außerdem ist es relevant, das stetige Training und die Leistung junger Menschen anzuerkennen. Dafür hat Flavourama mit diesem Format definitiv gesorgt!
Pre-Selection
Gut gestärkt bahne ich mir den Weg mit einer Freundin ins Solitär. Hier findet sie also statt: Die Pre-Selection – der Vorentscheid für das morgige Finale in House und Hip Hop. Viele Tänzer*innen wärmen sich bereits auf, darunter wieder vertraute Gesichter. Jedes Battle bedeutet ein Wiedersehen mit Freund*innen und Bekannten. Während man sich unterhält, scheint die untergehende Sonne durch die große Fensterwand und taucht den gesamten Raum in entspannte Gelb- und Orangetöne.
Die erste Kategorie steht an. Neben den Juror*innen befindet sich ein Bildschirm, der die Reihenfolge und unfassbare Menge an Kandidat*innen anzeigt: Mehr als 120 Tänzer*innen treten einzeln in der Kategorie House für jeweils 45 Sekunden vor die Jury. In der Hip Hop Pre-Selection sind es jeweils zwei Personen, die als ein Team für eineinhalb Minuten tanzen. Auch hier sind es insgesamt ca. 100 Personen, die mitmachen. Die MC Niki Awandee (SWE) weist darauf hin, dass noch nie so viele Menschen mitgemacht haben, wie in diesem Jahr. Außerdem sind die Teilnehmer*innen von allen Kontinenten (na gut, ausgenommen der Antarktis) angereist. Das zeigt, wie groß die internationale Nachfrage für Tanzevents dieser Art wirklich ist. Die Jury bestehend aus Sophie May (FRA), Marie Kaae (DEN) und Kapela (FRA) wählt die 14 Personen bzw. Teams aus, die am nächsten Tag in der Szene Salzburg den Gewinn holen wollen. Zwei weitere Personen bzw. Teams stehen pro Kategorie im Vorhinein schon als Battle Guests fest. Die Top 16 sind komplett!
Das Finale
Kaum in der Szene Salzburg angekommen stürme ich auf die obere Tribüne, um mir einen Überblick zu verschaffen. Das Showcase der Gruppe „Big John and Dina’s Soul Sessions“ ist im vollem Gange und ich genieße die letzten Takte ihrer Version des Lieds „Show Me Love“ von Robin S – natürlich absolut passend für dieses Festival, ein wunderbarer House-Track! Der Saal kocht. Applaus, begeisterte Rufe und Pfiffe durchdringen den Raum.
DJ Mab’ish (BEL) gibt für die 16 Hip Hop-Teams den Sound, bei den House-Battles gibt DJ Tijo Aimé (FRA) die Tracks vor. Jedes Battle löst zahlreiche Reaktionen zwischen den Tänzer*innen als auch im Publikum aus: Bewegungen des gegnerischen Teams werden aufgegriffen und in der getanzten Antwort präsentiert, die zugeteilte Seite verlassen und die Seite der Gegner*innen betreten. Offene Münder, Gesten, Rufe und Klatschen beobachte ich bei mir als auch meinen Sitznachbar*innen und einzelnen Personen im Publikum. Die Stimmung wirkt aufgeheizt und begeistert.
Lydie la Peste (FRA) und Niki Awandee (SWE) aktivieren als MCs des Abends die Energie des Publikums immer wieder aufs Neue. Am Ende kann sich der Tänzer Raza (FRA) in der Kategorie House im Finale durchsetzen. Beim Hip Hop gewinnt das jugendliche Geschwisterduo Darren & Willis (FRA).
Bei Veranstaltungen wie dieser wird klar, wie wenig Gehör afrodiasporische Kunst findet, aber welchen Einfluss sie auf so viele Menschen aus diversen Teilen der Welt hat. Um es mit den Worten von Teedra Moses auf dem gemeinsamen Track „Culture“ mit dem kanadischen DJ KAYTRANADA zu sagen: „This is not a vibe, it’s a culture“.
Flavourama hat schon zum 16. Mal den Anspruch speziell für die Hip Hop- und Housecommunity ein Event zu veranstalten und jedes Jahr werden es mehr Besucher*innen. Die Problematik, afrodiasporische Kunst in institutionelle Kontexte zu bringen, bleibt weiterhin bestehen und wird stetig verhandelt – zurecht! Dieses Festival ist besonders innerhalb der Gemeinschaft aus Kunstschaffenden, v.a. der Tänzer*innen, zu einem wichtigen Ort des Austauschs geworden und wird es auch weiterhin bleiben. Für alle Interessierten: Anfang September 2025 ist es wieder soweit. See you in Salzburg!
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments