Hundertster Geburtstag von Werner Egk

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Stuttgart, 17/05/2001

Außer der „Frankfurter Allgemeinen“ scheint nur noch die „Neue Zürcher Zeitung“ von den mir zugänglichen großen deutschen Tageszeitungen auf Werner Egk aufmerksam gemacht zu haben, der heute seinen hundertsten Geburtstag hätte feiern können. Das stimmt denn doch sehr nachdenklich – besonders wenn man die Nachkriegsjahre in Deutschland miterlebt habt und sich daran erinnert, wie sehr sein Name mit dem Neubeginn des deutschen Balletts verbunden war.

Damals feierten wir die Münchner Uraufführung seines „Abraxas“ – Hundhammer hin oder her – geradezu als Fanal des neuen deutschen abendfüllenden Balletts in der Nachfolge von Noverre und Heine. Und das besonders während der jahrelang anhaltenden Aufführungsserie in der Choreografie von Janine Charrat an der Städtischen Oper Berlin. Ja, es gab sogar für kurze Zeit eine „Abraxas“-Tourneekompanie unter der Leitung von Yvonne Georgi. Doch auch sein noch während der Nazizeit entstandener „Joan von Zarissa“ (ein Hit auch an der Pariser Opéra während der deutschen Besatzung – dort in der Choreografie von Serge Lifar) und die „Chinesische Nachtigall“ gehörten bis in die sechziger Jahre hinein zum Standardrepertoire zumindest der Bühnen im deutschsprachigen Theaterraum.

Schon seine „Französische Suite“ und sein „Casanova in London“ brachten es dann allerdings nur noch auf wenige Neueinstudierungen und selbst „Abraxas“ driftete mehr und mehr ins Abseits. Umso mehr bemühte sich Marcel Luipart, der die Münchner Uraufführung choreografiert und die Faust-Rolle kreiert hatte, das Ballett nochmals in der Originalausstattung von Wolfgang Znamenacek und Elly Ohms auf die Bühne zu bringen. Kein Besuch in seiner Wiener Klause, bei dem er nicht den Karton mit den Entwürfen und den Fotos unter dem Bett hervorkramte und dem Besucher beflissen schilderte, was für eine Sensation ein Revival für das deutsche Ballett bedeuten würde. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Doch nun ist in München für die Werner-Egk-Retrospektive eine „Abraxas“- Neuinszenierung angekündigt – im Prinzregententheater, also am Uraufführungsort, und zwar mit Tomasz Kajdanski, dem Rostocker Ballettchef, mit seinem ständigen Bühnen- und Kostümbildner Dorin Gal und einer ad hoc zusammengestellten Truppe. Premiere ist am 19. Juni. Wir sind gespannt!

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