Hoher Erinnerungswert
Karlsruhe würdigt die Ballett-Ära Birgit Keil mit einer bildreichen Publikation
Das nenne ich einen Paukenschlag – und ein klares Bekenntnis zum Ballett! Und so heißt es denn in der Pressemeldung des Badischen Staatstheaters Karlsruhe über die künftige Ballettarbeit: „Die Berufung von Birgit Keil, als Direktorin des Balletts, ist geradezu eine Kehrtwendung gegen einen fatalen Trend, der nicht so sehr den Niedergang der Tanzkunst spiegelt, als die Ermüdung des Publikums durch gehäufte intellektuelle Experimente. Die international gefeierte Primaballerina des Stuttgarter Balletts steht für Tradition ebenso wie für klassische Moderne und Innovation. Ihr einzige Maxime ist Qualität.“ Bravo! Auch wenn jetzt ein paar Leute aufheulen – und wenn das mit der Primaballerina nicht so ganz stimmt (die ist eher eine Erfindung von Journalisten, für die praktisch jede Top-Solistin im Ballett eine Primaballerina ist).
Also dann: „Von der kommenden Spielzeit an verfügt das Ballettensemble über 30 Tänzerinnen und Tänzer, das Ballettstudio über sieben, die faktisch in das Gesamtensemble integriert sind.“ Mit dieser Kompanie sind vier Premieren vorgesehen. Los geh‘´s am 25. Oktober im Kleinen Haus mit einem Programm „Zeitgenössisch jung – Zeitlos etabliert“ und Choreografien von Christian Spuck („Chaconne“), Terence Kohler (der ist ein 19-jähriger Absolvent der Mannheimer Akademie des Tanzes) und Hans van Manen („Bits and Pieces“ und „Andante“). Für die erste Premiere am 10. Januar im Großen Haus ist „Don Quixote“ angekündigt, der Petipa-Minkus-Klassiker in einer Choreografie und Inszenierung von Jaroslav Slavicky und Katerina Slavicka-Eislégrová (das sind die am Prager Konservatorium in Prag unterrichtenden Eltern des im Bayerischen Staatsballett als Tänzer engagierten Lukas Slavicky). Ebenfalls im Großen Haus gibt‘s am 3. April die abendfüllenden „Liaisons dangereuses“ nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos in der Choreografie und Inszenierung von Jörg Mannes, Wiener des Jahrgangs 1969, seit der Spielzeit 2000/01 Ballettmeister und Chefchoreograf am Stadttheater Bremerhaven. Und dann gibt´s noch eine „Scheherazade“ im Rahmen der Europäischen Kulturtage am 24. April 2004 im Kleinen Haus von Rolf Jaroschinski, der bis zu dieser Spielzeit Ballettchef in Hildesheim war.
Das klingt alles ganz vielversprechend – und besonders gespannt bin ich natürlich auf den neuen Karlsruher „Don Quixote“. Hoffentlich erweist sich der nicht auch wieder wie der Stuttgarter „Don Q“ als eine so öde Einstudierung irgendwelcher Ballettroutiniers, die in ihrer Zeit als Tänzer mal in einer Produktion russischer Provinzchoreografen mitgewirkt haben. Unser Toi-toi-toi also für Birgit Keil und ihre neue Equipe am Karlsruher Staatstheater! Als Nachbemerkung noch der Hinweis, dass in der heutigen Los Angeles Times eine ziemlich umfangreiche, ausgesprochen freundliche Kritik über das Debüt-Programm des Stuttgarter Balletts auf ihrer derzeitigen Amerika-Tournee mit Choreografien von Uwe Scholz, Christian Spuck und Douglas Lee in Costa Mesa, Kalifornien, erschienen ist.
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