Zwischen Munch und Mozart

„Haus für Mozart“-Eröffnung: Vladimir Malakhov tanzt in Salzburg

Wien, 12/04/2006

Vladimir Malakhov gastiert derzeit an der Wiener Staatsoper in einer seiner Lieblingsrollen: als verträumter Dichter in der Cranko-Choreografie „Onegin“. Nächste Vorstellung: 16. April. Als Tänzer ist der 38-jährige Weltstar, der seit 2004 Intendant des Berlin Balletts ist, anhaltend gefragt. Was er in Wien nächste Saison tanzen wird, will er noch nicht sagen, beschäftigen ihn aktuell doch andere Aufgaben. Zur Eröffnung des großen Berliner Tanzkongresses „Wissen in Bewegung“ tanzt Malakhov am 18. April eine Uraufführung.

Malakhov im Gespräch: „Ursprünglich sollte es Nacho Duato sein, aber er hat selten Zeit. Nun ist Sasha Waltz meine Choreografin.“ Ob es da gar keine Berührungsängste gibt zwischen dem Ballett-Mann und der Avantgarde-Frau? „Ich habe einige ihrer Choreografien gesehen, darunter auch „Dido und Äneas“, das sie in unserem Haus, Unter den Linden, gemacht hat. Die Arbeit mit ihr ist sehr spannend, Biografisches fließt ein, auch was meine Verletzungen und Narben betrifft.“

Malakhov wird nicht nur tanzen, sondern auch sprechen. Munchs berühmtes Bild „Der Schrei“ spielt als Inspiration eine gewisse Rolle. Malakhov verzerrt das Gesicht:“ Ich spüre auf jeden Fall eine gänzlich andere Energie als gewöhnlich und ich tanze barfuß.“ Ob er dieses noch titel- und musiklose Solo in sein Gala-Programm integrieren wird, das er 06/07 in Berlin unter dem Titel „Malakhov & Friends“ zeigen wird? Malakhov lächelt: „Wir werden sehen.“

Ebenso diplomatisch verhält er sich, als die Rede auf ein weiteres, spektakuläres Solotanz-Projekt in Salzburg kommt. Zur Eröffnung des Kleinen Festspielhauses unter dem neuen Namen „Haus für Mozart“ wird Malakhov am 25. Juni vormittags und zur Eröffnung der Festspiele am 22. Juli abends auf den historischen Spuren des berühmten Tänzers und Mozart-Zeitgenossen Auguste Vestris wandeln. Drei Spezialistinnen der Derra de Moroda Dance Archives (an der Uni Salzburg) werden Malakhov historische, notierte Bewegungsmaterialien anvertrauen und mit ihm den Schlusstanz aus Mozarts „Idomeneo“, die selten gespielte Chaconne, erarbeiten. Einer der größten Tänzer des 20. Jahrhunderts auf den Fußspuren des „Dieu de la Danse“ (Gott des Tanzes), wie Vestris immerhin von Serge Lifar bezeichnet worden ist: Das verspricht, ein Ereignis zu werden.

Je nach Erfolg wird Malakhov das Solo in sein Repertoire übernehmen. Bis dahin aber steht in Berlin noch viel auf dem Programm. Beim von Malakhov ausgerufenen „International Dance Summit 2006“ (4. bis 14. Mai) soll die Hauptstadt glanzvolles Ballett-Zentrum werden. Eröffnet wird mit der Premiere des Boris-Eifman-Balletts „Tschaikowsky“, den Titelhelden gibt Malakhov. Mit einem exquisiten Spielplan wartet der Intendant für 06/07 auf. Unter den Premieren: ein Jerome Robbins-Abend und die europäische Kontinental-Premiere von Frederick Ashtons „Sylvia“.

2007 feiert Malakhov sein 20-jähriges Bühnenjubiläum.

Link: www.malakhov.com 
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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