Vom Solo bis zum Trio

Berliner Choreografiestudenten stellen im bat ihre Semesterarbeiten vor

Berlin, 31/05/2007

Wenn sich am Freitagabend im bat an der Belforter Straße der Vorhang hebt, dann haben acht Studenten ihre erste Bewährungsprobe. Seit letzten Herbst absolvieren sie den Studiengang Choreografie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. In Theatern des In- und Auslands bewegen die bisherigen Absolventen nun Künstler aller Sparten, bereichern die Freie Szene, lehren mittlerweile selbst. Dahin möchte auch der jüngste Jahrgang kommen. Seine Lernergebnisse bündelt ein kontrastreiches Programm aus großenteils Debütchoreografien.

Auf eine beeindruckende Karriere kann Stephan Ehrlich zurückblicken. Nach seiner Ausbildung in der Leipziger Ballettschule tanzte er an der Semperoper Dresden, wechselte vom Finnischen Nationalballett in Helsinki über Bern ans Gulbenkian Ballet in Lissabon. Viel Wissen sammelt sich in 15 internationalen Tänzerjahren an. Er wolle mit dem Studium Neues ausprobieren, herausfinden, ob Choreografie etwas für ihn sei. Sein Erstling „M“ bezieht sich auf Alfred Hitchcocks Film „Marnie“ und präsentiert eine Frauenfigur, mysteriös, unterkühlt, unnahbar. Im Lauf des zehnminütigen Stücks schmilzt ihr Eispanzer. Ihre Lebensauffassung ändere sich, sagt er, nicht jedoch ihr Charakter. Exzerpte der originalen Filmmusik, elektronisch untermischt, wo die Dramaturgie das erfordert, tragen die kleine Geschichte. Gegen den starken Klang müsse sich der Tanz behaupten. Reizvoll sei die Arbeit auf der anderen Seite der Bühne, bekennt Ehrlich, freut sich auf die Horizonterweiterung durch das vielfältige Studium.

Kinderballett in der Schweiz, Modern Dance in Deutschland, mit 15 nach Paris und dort Elevin an einer Privatschule sind die Stationen von Aurélie Bauer. Fest engagiert in einer Kompanie war sie nicht, kam nach dem Abitur direkt zum Studium nach Berlin. Sie hoffe, als Choreografin ihre Ideen umsetzen, durch Tanz Aussagen zur Welt und über Menschen machen zu können. Das sei ihr wichtiger als ein bequemes Leben. Um Grenzen, visualisiert durch eine Holzlatte, dreht sich ihr ebenfalls zehnminütiger Beitrag „Fremdgang“ zu einer Soundcollage. Grenzen zwischen Menschen und auch in sich selbst. Zwei Frauen suchen in der Choreografie nach dem Gleichen und fragen, wie man mit dem Trennenden umgeht.

Ururgroßvater Richard Wagner hätte sicher Freude am Weg seiner Nachfahrin Louise: Abitur, Studium der Malerei in Hamburg, Bühnenbild in Wien, Installation und Tanz wieder in Hamburg. Den Zusammenhang zwischen Zeit, Raum und Bewegung will sie auf der Suche nach dem eigenen Bewegungsmaterial näher erforschen. In ihrem 12-Minuten-Stück „Wurzel aus pop modern times“ dialogisiert sie mit einem HipHop-Tänzer, fragt nach den Schnittstellen beider Bewegungssprachen, live begleitet von einer Klarinettistin.

01.-03.06., 20 Uhr, bat-Studiotheater

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