Ein Musical der anderen Art

„Walking Oscar“ von Thomas Hauert

Wien, 18/03/2007

Thomas Hauert: immer für eine Überraschung gut. So populistisch mag man denken, angesichts der neuen Tanzproduktion des gebürtigen Schweizer Choreografen, der in Wien seit seinen Anfängen immer wieder präsent ist. Stets ungewohnter Ästhetik auf der Spur, setzt sich der bei der Brüsseler Meisterin Keersmaeker in die Schule gegangene Tänzer nun in „Walking Oscar“ (in der Halle G im MuseumsQuartier) mit dem Unterhaltungs-Genre des Musicals auseinander. Einen ordentlichen Brocken hat sich Hauert vorgenommen, den er über neunzig, mitunter sehr lange wirkende Minuten mit allen Mitteln des Theaters seziert und ebenso kritisch wie doppelbödig neu arrangiert.

Die Musik, am Klavier Alejandro Petrasso, scheint anfangs losgelöst vom Tänzer-Ensemble. Die Text-Fragmente, die vom holländischen Literaten Oscar van den Boogard stammen, dem Hauert sein Stück widmet, sind auf einer durchscheinenden Wand lesbar. Es geht darin um Erinnerungen an die Kindheit, um Liebe, um Berlin, Donald Trump und Weltraum-Stationen. Hauert nutzt diese Skizzen, um seine Bühnenfiguren und auch das Bühnen-Setting einem ständigen Wandel auszusetzen.

Er spielt furios mit Ein- und Ausblicken, mit dem Ich und dem Alter Ego, mit dem Menschen als Puppe und seinem schwarz maskierten Spieler. Die vielen kleinen Szenen, deren unterschiedliche Raum-Situationen das Ensemble selbst bewerkstelligt, wirken wie Versuche, Figuren zum Leben zu bringen. Was sagt Oscar, als es allmählich zu Ende geht: „Ich träume vom Leben . . .“. Ein staunenswerter Abend, an dem mit Außen- und Innenleben gespielt wird.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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