Vladimir Malakhov kündigt seinen Rücktritt an
Vladimir Malakhov verlängert seinen Vertrag als Intendant des Staatsballetts Berlin nicht über die Spielzeit 2013|2014 hinaus.
Berlins Ballettchef und Startänzer Vladimir Malakhov choreografierte für die TV-Übertragung des Neujahrskonzerts
Er ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Ballett-Szene: Vladimir Malakhov. Der 40-jährige Star über die Tänze beim Neujahrskonzert, die Pläne für Berlin und warum Wien erst nach 2016 ein Thema werden kann.
Redaktion: War es Daniel Barenboim, Dirigent des Neujahrskonzerts '09 und Ihr Kollege an der Linden-Oper in Berlin , der Sie eingeladen hat?
Vladimir Malakhov: Nein, Karin Veitl vom ORF und Yuri Vider (Ballett-Manager, Anm.) fanden, dass zum Berliner Musik-Chef der Berliner Ballettchef passt. Daniel Barenboim war es, der mit den Wiener Philharmonikern die Tanz-Musik auswählte: den „Schatz-Walzer“ und die Polka „Eljen a Magyar“ von Strauß. Das Budget war klein. Wir konnten nicht üppig mit Gast-Tänzern arbeiten, viele waren auch im Sommer, als wir auf Schloss Esterházy in Eisenstadt drehten, nicht zur Verfügung. Aber wir hatten großen Spaß. Im „Schatz-Walzer“ werden Sie drei Paare von der Wiener Staatsoper sowie mich und Elena Pris aus Berlin sehen, die Polka tanzen Ketevan Papava aus Wien und Dinu Tamazlacaru aus meinem Ensemble.
Redaktion: Den Schnitt haben Sie überwacht?
Vladimir Malakhov: Nein, gar nicht, Brian Large hat, wie immer, gedreht. Er ist wunderbar, ich vertraue ihm. Ich werde das Ergebnis auch erst am 1. Jänner auf dem Fernsehschirm sehen. Für die Drehorte habe ich natürlich im und um das Schloss das Feinste vom Feinen ausgesucht. Die choreografischen Motive sind aus den Räumen entwickelt. Die Polka wird im Garten getanzt.
Redaktion: Was bedeuten Ihnen die Choreografien für das Neujahrskonzert?
Vladimir Malakhov: Das ist nach wie vor etwas ganz Besonderes. Aber natürlich muss man den Geschmack des Publikums kennen. Das heißt, dass die Stücke romantisch sein müssen, Glücklichkeit verströmen sollen und so fort.
Redaktion: Dominique Meyer wird ab 2010 die Wiener Staatsoper leiten. Vermutlich wird es auch einen Ballettdirektoren-Wechsel geben. Ihr Name war bereits bei der letzten Ballettchef-Suche im Gespräch. Würde Sie denn Wien interessieren?
Vladimir Malakhov: Wien würde mich interessieren, aber sicher nicht jetzt. Mein Vertrag in Berlin wurde eben um sieben Jahre verlängert, bis 2016. Ich bin glücklich dort, auch wenn ich mir mehr Unterstützung von der Regierung wünsche.
Redaktion: Die Linden-Oper wird generalsaniert...
Vladimir Malakhov: Unsere letzte Vorstellung wird Ende Mai 09 sein, dann sind wir in diesem Haus definitiv drei Jahre lang nicht. Aber so wie es aussieht, werden wir überhaupt nicht mehr in der Lindenoper auftreten. Barenboim hat da andere Vorstellungen. Ich suche jetzt einmal einen Ort, den wir quasi als Tanz-Basis, als unser Tanz-Zentrum adaptieren können. Wir verlieren nämlich auch unsere Trainings-Räume. Ich denke an eine ähnliche Einrichtung, wie sie John Neumeier in Hamburg hat, mit vier, fünf Studios, Physiotherapie und so weiter. Wir können nicht die ganze Stadt bespielen, kreuz- und quer zwischen den Spielstätten hin- und herfahren und keinen Ort haben, an dem wir uns, Gasttänzer und die Programme entsprechend vorbereiten können.
Berlin hat drei Opern, aber nur ein Ballett...
Man hat aus drei Ballettensembles ein unabhängiges Staatsballett gemacht, um zu sparen. Okay, ich bin sieben Jahre dort und versuche das Beste herauszuholen. Trotzdem erwarte ich entsprechende finanzielle Unterstützung...
Redaktion: Wo wird das Berlin-Ballett künftig auftreten?
Vladimir Malakhov: Wir bespielen drei Häuser, bisher waren das die Lindenoper, die Deutsche Oper und die Komische Oper. Statt der Lindenoper werden wir im Schiller-Theater auftreten. Schwanensee, Nussknacker und Bajadere zeigen wir schon jetzt in der Deutschen Oper. Diese Produktionen funktionieren auch dort verkaufsmäßig sehr gut. Im Schillertheater möchte ich dreiteilige, moderne Programme zeigen. Trotzdem werden wir weniger Vorstellungen in Berlin haben, derzeit tanzen wir fast 200 Vorstellungen. Wir gehen auf Tournee, nach Mexiko…
Redaktion: Gibt es Verhandlungen für ein Gastspiel in Österreich?
Vladimir Malakhov: Im Moment nicht, vielleicht wäre St. Pölten interessant. Aber es braucht auch eine Summe Geld, wir sind keine kleine Company.
Redaktion: Sie bringen 2008/’09 neben dem vom Publikum gestürmten Programm „Malakhov & Friends“ drei große Premieren heraus: von Patrice Bart, von Angelin Preljocaj…
Vladimir Malakhov: ...und von Mauro Bigonzetti, dessen Uraufführung „Caravaggio“ vor wenigen Tagen Premiere hatte. Das Publikum liebt es oder hasst es, die Vorstellungen sind ausverkauft. Vielleicht sollten wir den Titel ändern, denn es geht nicht um die Biografie des Barockmalers, sondern um sechs Gemälde Caravaggios, um deren Aussage und Gestaltung das Ballett kreist.
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