Ein Ballettdirektor nimmt seinen Hut
Mit einem Hauch von Ironie verabschiedete sich Gyula Harangozó nach fünf Jahren als Direktor des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper
Das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper mit einer Ballett-Gala
Das Zirzensische steht im Vordergrund bei der Ballett-Gala an der Wiener Staatsoper. Das macht nachdenklich, denn Ballett ist doch eine Verschmelzung von Ausdruck und Technik. Unter der Direktion von Gyula Harangozo wird alles daran gesetzt, den athletischen Aspekt bis zum Zirkusspektakel auszureizen. Nur so ist zu erklären, dass der dritte Akt aus „Die Bajadere“ unter dem fragwürdigen Dirigat von Alexander Vikulov, mit dem der Abend beginnt, nichts mehr vom Fiebertraum des Helden Solor und seiner verstorbenen Nikia erzählt, sondern ausschließlich ein geometrisches Regelwerk zeigt.
Erstaunlich auch, dass die beiden Gasttänzer vom Petersburger Mariinsky-Ballett, Olesia Novikova und Leonid Sarafanov, die es eigentlich besser wissen müssten, sich solchen Bestrebungen beugen. Beide sind ungewöhnlich begabte Künstler, eine künstlerische Intention aber stellte sich an diesem Abend nicht ein.
In dem „Grand Pas“ aus „Paquita“, der von seiner Anlage her gern zum Show-Piece mutiert, nahm der Zirkus, angeführt wieder von Novikova und Sarafanov, endgültig überhand. Leider ist in diesem Fall die Einstudierung mit den in Wien engagierten Tänzerinnen mehr als mittelmäßig, und die Kostüme (Philippe Combeau) sind unvorteilhaft.
Zwischen den choreografischen Resten von Marius Petipa gab es zwei unerhebliche kleine Premieren. Das altmodische neoklassizistische Stück „Glow-Stop“ (Mozart/Glass) von Jorma Elo eignet sich besser für ein dramaturgisch ausgefeiltes Programm. Ungeschickt auch, Philip Glass zuerst live zu spielen und wenige Minuten später, bei Andras Lukacs' Fingerübung „In Your Eyes My Face Remains“, vom Band scheppern zu lassen.
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
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