Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola

Tänzer, Choreograf und Tanzdozent

Berlin, 29/05/2009

Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola wurde 1966 in Legazpi im spanischen Teil des Baskenlandes geboren. Er studierte zunächst Alte Musik am Musikkonservatorium in San Sebastian und an der Akademie für Alte Musik in Amsterdam. Nach seiner Ausbildung zum Countertenor zog es ihn zum Tanz. Er arbeitete u. a. mit Pieter C. Scholten, Arthur Rosenfeld, Luc Dunberry und mit Lloyd Newson. Seit 1996 arbeitet er mit Sasha Waltz in Berlin. Er ist weltweit ein gefragter Lehrer und unterrichtet regelmäßig als Gastdozent an der Folkwang-Hochschule in Essen, gibt Workshops in Europa, Asien und Amerika.

Der Workshop mit Juan Kruz an der Folkwang Hochschule Essen
Mit jedem neuen Lehrer, den ich kennen lerne, entdecke ich Neues und gleichzeitig werden alte Erfahrungen wieder bestätigt. Eine spannende Erfahrung war die Begegnung mit einem multidisziplinären Künstler, Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola. Die Unterrichtseinheiten, die ich gesehen habe - jeweils zwei Stunden lang -, befassten sich mit Partnerarbeit, Gewicht, Loslassen und Improvisation. Juan ist sehr klar und fordernd in seinen Ansagen, führt seine Gedanken oft mit wechselnden Studenten als Partnern vor und möchte, dass der Körper immer neue Wege einschlägt. Wenn man ihm zusieht, dann versteht man, welche Körperbeherrschung und welches Talent nötig sind, um die Bewegungen so natürlich aussehen zu lassen. Er ist viel auf Reisen und ein schöner Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: „Don’t limit the journey of your body!“ - Begrenze nicht die Reise deines Körpers!


Sechs Fragen an die „Lehrer, die uns bewegen“ 

Wie und wann sind Sie zum Unterrichten gekommen? 

Ich habe etwa 1997 angefangen zu unterrichten. Mein Wunsch, als Lehrer zu arbeiten, entsprang zunächst einem persönlichen Infragestellen der Lehrerrolle. Ich wollte diejenigen Informationen mit jemand teilen, die mein Leben so überwältigend verändert hatten (ich war Musiker bzw. Sänger, bevor ich überhaupt Kontakt zur Welt des Tanzes hatte), außerdem auch die Weise, wie ich den Körper und sein Potenzial als Ausdrucksinstrument wahrnehme.

Welche Meister haben Sie nicht vergessen? Und warum? 

Jeremy Nelson für sein grenzenloses Engagement und seine Hingabe an den Unterricht, für seine reiches und weit recherchiertes Wissen und die Erfahrung, die er mit seinen Studenten teilt; für die Großzügigkeit, mit der er das macht; für sein kontinuierliches Infragestellen dessen, was er zu sagen hat, wodurch er sich und die Informationen, die er in seinem Unterricht vermittelt, ständig weiter- und fortentwickelt. David Zambrano, weil er keinen Unterschied zwischen Tanz im Studio und im realen Leben macht und weil er zu allen Zeiten den Tänzer und das menschliche Wesen als eine Einheit betrachtet.

Sind Sie der Meinung, dass man das Lehren lernen kann? Wenn ja, wie sollte Ihrer Meinung nach so ein Lehrgang aussehen? 

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, oder nicht, das Lehren zu lernen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es viele verschiedene Wege gibt, um irgendwo anzukommen. Da ich nie eine Ausbildung zum Lehrer gemacht habe, bin ich nicht derjenige, das zu beurteilen. Natürlich kann jeder Kurs sehr wertvolle Informationen vermitteln, die schließlich von großer Bedeutung und Hilfe für den künftigen Lehrer sein können. Schlussendlich denke ich, dass die Kurse nicht fertige Tänzer oder Lehrer hervorbringen, sondern ihnen hoffentlich Werkzeuge, Informationen, Beratung und Hilfe vermitteln, um genau das zu werden. Dann ist es an der Person selbst, sich und das Gelernte in Frage zu stellen und zu verarbeiten, um es dann mit einer klaren und konkreten Motivation seinen oder ihren Studenten zu vermitteln. Aber ich bin weit davon entfernt zu glauben, dass Kurse und Schulen der einzige Weg sind, Lehrer (oder Tänzer) zu werden!

Muss für Sie ein Lehrer professionell getanzt haben? 

Ich denke, dass die Klassifikation eines „professionellen Tänzers” wie alle Klassifikationen oberflächlich, leer und leicht zu manipulieren ist! Ich muss nicht unbedingt den Lebenslauf meiner Lehrer kennen. Ich brauche Lehrer, die mit mir kommunizieren können, die die richtige Sprache für mich finden, und die mich begleiten und führen können, anstatt mich zu manipulieren oder zu formen. Es hilft mir ganz besonders, wenn ich im Körper meines Lehrers sehen kann, was er oder sie mir vermitteln möchte - aber ich weiß, das gilt nicht für jeden! 

Was ist für Sie das Wichtigste für erfolgreichen Unterricht? 

Dem Studenten die Informationen zu geben, die ihm hilft, seinen Körper viel tiefer zu kennen und zu verstehen, damit er sie dann richtig einsetzen kann, um das auszudrücken, was er ausdrücken möchte. Nicht den Studenten in einem festen Stil zu formen. Der Student soll autonom, selbständig und stark sein, auch ohne seinen Lehrer und dessen Unterricht.

Welche Korrekturen sollen Ihre Schüler nicht vergessen? 

Sie sollen ihre Neugier nie verlieren und sicher sein, dass sie ihrem Anspruch immer gründlich und diszipliniert folgen, aber genauso offen und flexibel!
 

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