Emanuel Gat Dance: „Brillant Corners“.

Emanuel Gat Dance: „Brillant Corners“.

Eine Stunde Spiel und Zärtlichkeit

Emanuel Gat Dance mit „Brillant Corners“ beim Festival Tanz im August

Berlin, 17/08/2011

Am Tag fünf des Festivals wird wieder gefeiert. Im Hebbel-Theater präsentiert der in Frankreich lebende israelische Choreograf Emanuel Gat seine neueste Choreografie für und mit zehn Tänzern. „Brillant Corners“ lautet der Titel eines Album des Jazzmusikers Theolonius Monks, dessen Stil Emanuel Gat nach eigener Aussage stark geprägt habe. Jetzt hat Gat den Sound für seine Choreografie selbst komponiert, und was wir zu hören bekommen, verdient es wirklich, eine Komposition genannt zu werden, denn es unterscheidet sich wohltuend von den endlosen elektronischen Soundmixturen, zu denen sich dann ja auch entsprechend beliebig bewegt wird. Das ist hier anders. Gat scheut die Melodik nicht, er komponiert atmosphärische Situationen, Musik die bewegt und in ihren emotionalen Facetten durchaus bewegend ist.

Schon das ein Grund diesen Abend zu feiern. Der nächste: die Kompanie. Zehn Tänzerinnen und Tänzer in typbetonter Alltagskleidung auf der völlig leer geräumten Bühne. Nichts da, bis auf die schäbigen, schwarzen Brandmauern und einige fest montierte bühnentechnische Gerätschaften. Dieser Ort gehört den Menschen, die Tänzer stehen im Mittelpunkt, für sie erklingt die Musik, für sie ist es still, wenn nötig, für sie wird es hell. Kein „Lichtdesign“. Was braucht es mehr als Licht für das Arbeitsfeld, oder von der rechten Seite her mildes Abendlicht aus weiter Ferne, für jene Wege, die nach Hause führen. Die Tänzerinnen und Tänzer finden zu sich, das mutet spielerisch an, wenn Kräfte gemessen werden. Dann sehen wir verträumte Alleingänge, Annäherungen zu zweit, Übernahmen und Weiterführungen von Bewegungen zu dritt, es finden sich kleine und große Gruppen, Einzelne sehen zu, machen mit und gehen wieder. Ganz unverhofft springen Tänzer und sprengen in vehementer Drehung dabei das Bild.

Bei größerer Nähe bleibt Distanz. Einmal ist Stillstand. Die ganze Gruppe dicht beieinander, vom Publikum weg, das dennoch die Energie des zehnfach in die Ferne gerichteten Blicks spürt und darauf still konzentriert reagiert. So werden wir einbezogen in das Spiel, bei dem die Freiheit, gepaart mit Zärtlichkeit, das Maß gibt. Denn die Tänzerinnen und Tänzer loten ihre Möglichkeiten aus in den Grenzen des Raumes, des Klanges und der Zeit, sie spielen mit Partnerinnen und Partnern ihrer geheimen Wahl - der Tanz als Medium eines Ausnahmezustandes der zweckfreien Kommunikation, frei von jedem Verdacht der Vereinnahmung oder des Verrates.

Emanuel Gat hat uns da mit seinen wunderbaren Tänzerinnen und Tänzern eigentlich so etwas wie eine paradiesische Stunde geschenkt. Das muss gefeiert werden.

www.emanuelgatdance.com
www.tanzimaugust.de

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