„Herman Scherman“ von William Forsythe. Tanz: Nadja Saidakova & Federico Spallitta

„Herman Scherman“ von William Forsythe. Tanz: Nadja Saidakova & Federico Spallitta

Gelungener Auftakt

Das Staatsballett Berlin eröffnete seine 10. Spielzeit mit einer Gala

Bevor Schlag auf Schlag fünf Premieren über die Bühnen der drei Spielorte ziehen werden, von einem neuen „Nussknacker“ bis zur „1001 Nacht“-Adaption, präsentierten sich in der ausverkauften Deutschen Oper bewährte Solisten mit zwölf Repertoirestücken und modernen Ankäufen.

Berlin, 19/09/2013

Ballett-Gala zur Spielzeiteröffnung: die letzte unter der Ägide von Vladimir Malakhov. Nach zehn Jahren Intendanz wird er Ende der Saison das Zepter beim Staatsballett Berlin an den Nachfolger Nacho Duato übergeben. Der russisch-ukrainischen folgt dann mit allen Unwägbarkeiten die spanische Periode. Zuvor aber feiern Kompanie und Leitung ein Dezennium vorzeigbarer Aufbauarbeit. Bevor Schlag auf Schlag fünf Premieren über die Bühnen der drei Spielorte ziehen werden, von einem neuen „Nussknacker“ bis zur „1001 Nacht“-Adaption, präsentierten sich in der ausverkauften Deutschen Oper bewährte Solisten mit zwölf Repertoirestücken und modernen Ankäufen. Neuzugänge gibt es im Ensemble kaum so kurz vorm Leitungswechsel, der auch personelle Veränderungen bedingen dürfte. Tschaikowski rahmte den dreistündigen Abend: Der Walzer aus dem 1. Akt von „Schwanensee“ stand mit Mikhail Kaniskin als Prinz der federleichten Landung am Beginn; das festliche Finale bildete der 1. Satz aus Klavierkonzert Nr. 2 für Balanchines „Ballet Imperial“, ein Divertissement mit der Last von über 70 Jahren und der Patina der Verklärung, das Shoko Nakamura funkeln ließ.

Dass geschickt klassische und moderne Beiträge verteilt waren, machte die Gala kurzweilig und wies gleichsam das Potenzial der Kompanie aus. Den künstlerisch stärksten Eindruck hinterließ wieder einmal Beatrice Knop mit Leonard Jakovina als Partner in einem filigranen Paarpsychogramm zu melancholischem Fadogesang: Jeder Bewegung ordnet sich ablesbar seelisches Befinden zu. Leiden durfte Marian Walter in einem mehrfach erprobten Solo zum Mozart-„Lacrimosa“. Steuerten Nakamura und Michael Banzhaf ein Duett aus Tim Plegges „They“, entstanden für ein Programm im Berghain, bei, überzeugte rundum Xenia Wiests „Augenblick“ zu Chopin-Wohlklang in der subtilen Interpretation von Elisa Carrillo Cabrera und Kaniskin. Den Lacher des Abends landete als von Kommandos getriebener Tänzer Vladislav Marinov in Eric Gauthiers „Ballet 101“; als präziser, musikfühliger Gestalter überzeugte Hausherr Malakhov in Renato Zanellas Solo „Voyage“ zu einem Klavier-Adagio von Mozart. Auch mit Nadja Saidakova und Federico Spallitta bleibt Forsythes „Herman Schmerman“ mit all den Überdehnungen und Zerrfiguren der weltweit geschätzte Gala-Kracher voller ironischer Untertöne. In Iana Salenko/Dinu Tamazlacaru als Kitri/Basil aus „Don Quixote“ schließlich hat das Staatsballett ein technisch überragendes, gestalterisch auftrumpfendes Starpaar; im Trio aus „Paquita“ muss zumindest für Einspringer Taras Bilenko, ganz tanzender Körper ohne Ausstrahlung, noch gelten: Experiment misslungen. Besonders die Frauengruppe konnte sich auch an diesem Abend Gala-like zeigen.
 

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