„Afro-Dites“ von Germaine Acogny

„Afro-Dites“ von Germaine Acogny

Wiesbadener Maifestspiele

Germaine Acogny und Compagnie Jant-bi Jigeen aus dem Senegal zu Gast

In Wiesbaden gab es nun eine ganz besondere Dreingabe: ein eigens kreiertes Solo, das die 70-jährige Grande Dame des zeitgenössischen Tanzes in Afrika persönlich zelebrierte. Die einstige Tänzerin und Assistentin von Maurice Béjart, gründete 1998 das erste Tanzzentrum für traditionellen und zeitgenössischen Tanz in Afrika.

Wiesbaden, 17/05/2014

Die neun Frauen der Compagnie Jant-bi Jigeen aus dem Senegal war nun auch bei den Wiesbadener Maifestspielen zu sehen. Auch hier begeisterten sie mit „Afro-Dites“ das Publikum im ausverkauften Theater, wie bereits vor wenigen Wochen in Bad Homburg. Das Stück, das um die aktuelle Situation von Frauen im Senegal kreist, ist eine gemeinsame Choreografie von Germaine Acogny und ihrem Sohn Patrick.

In Wiesbaden gab es nun eine ganz besondere Dreingabe: ein eigens kreiertes Solo, das die 70-jährige Grande Dame des zeitgenössischen Tanzes in Afrika persönlich zelebrierte. Die einstige Tänzerin und Assistentin von Maurice Béjart, gründete 1998 in ihrer Heimat Senegal zusammen mit ihrem deutschen Ehemann und Manager Helmut Vogt das erste Tanzzentrum für traditionellen und zeitgenössischen Tanz in Afrika. Sie ist mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und gilt als charismatische Tänzerin - was sie auch in Wiesbaden unter Beweis stellte.

Seit 2007 arbeitet sie mit ihrem Sohn Patrick Acogny, der ebenfalls Choreograf und promovierter Tanzwissenschaftler ist, zusammen in ihrer „École des Sables“ am Strand von Toubab Dialaw, einem Fischerdorf südlich von Dakar. Sie brachte als erste den traditionellen afrikanischen Tanz mit dem westlichen „schönen“ Bühnentanz zusammen. Daraus wurde ein atemberaubender Mix zwischen dem rituellen Tanz der westafrikanischen Kultur, der für sie „eine natürliche Erweiterung alltäglicher Bewegungen und immer an Gefühle gebunden ist“ - mit der distanzierten schnelllebigen europäischen Kultur.

Germaine Acognys Solo für die Maifestspiele begann mit einem witzig verpackten politischen Statement, das sie auf englisch und französisch ins Mikrofon sprach, die deutsche Übersetzung wurde auf die Rückwand projiziert. Die Aussage im Kern: sie will Präsidentin des Senegal werden, wie Angela Merkel in Deutschland, dann will sie nur dünne Minister einstellen und ihnen das Fahren von Geländewagen verbieten, was sie sowieso nicht beherrschen. Sie würde in Bildung und Forschung investieren, und überall Tanzschulen eröffnen. Klar doch!

Dann folgte ihr bildgestützter Tanz durch den afrikanischen Alltag, getrieben von differenzierten Trommelrhythmen und wieder beruhigt von Naturgeräuschen. Ihre Bewegungen sind mal afrikanisch ausfahrend, allerdings in gemäßigtem Tempo, dann wieder konzentriert sie sich auf kleine, körpernahe Bewegungen mit den Händen. Das Formen eines Kreises vor dem Unterleib erinnert an das Wachsen eines Kindes im Bauch der Mutter und dann tauchen aufmerksam schauende Kinderaugen auf der Leinwand auf. Den ewigen Kreislauf des Lebens visualisierte ein Video, das Zusammenleben in und mit der Natur über Bilder, Geräusche und ihre geschmeidigen Bewegungen deutlich.

Das Publikum schien die Besonderheit dieses 20-minütigen Solos nicht wahrzunehmen, applaudierte nur kurz. Erst als Germaine Acogny zum Schlussapplaus mit den Jant-BiJigeen-Frauen auf der Bühne erschien, da explodierte die Stimmung.
 

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