Tanztheater Wuppertal Pina Bausch
Lutz Förster übernimmt die künstlerische Leitung des Tanztheaters Wuppertal
Nach der Ausstellung „Räume − Träume“ in Bochum (2008/09) und der voluminösen Werkdokumentation „Peter für Pina“ (2010) schuf Pabst nun drei Installationen aus Archivmaterial der Bausch-Foundation.
Wie glühende Lohe leuchtet der rote Hügel drunten. Steile Stiegen und schmale Schotterwege durch den Wuppertaler „Waldfrieden“ muss erst überwinden, wer das faszinierende Etwas in dem gläsernen Kubus genau in Augenschein nehmen will. Blüte für Blüte von Hongkongs Nationalblume Bauhinia, einer Orchideenart, hat man die wohl mehr als 100 000 Plastikgebilde aus dem Magazin des Wuppertaler Opernhauses hierher transportiert. Der Blütenberg aus Pina Bauschs Hongkong-Stück „Der Fensterputzer“ spiele hier „nun mal für vier Wochen eine andere Rolle“, sagt Peter Pabst augenzwinkernd.
Die Hauptrolle steht dem Blütenmeer in diesem natürlichen Ambiente vorzüglich. Aber hinreißend wirkt es natürlich auch immer wieder, wenn die Tänzerinnen und Tänzer die Blüten wie federleichtes Herbstlaub in die Luft werfen oder Regina Advento in lila Robe traumverloren davor tanzt. Wir erhaschten diesen Moment, während wir mit Peter Pabst und dem Herrn des Skulpturenparks Waldfrieden, Bildhauer Tony Cragg, das Schauspiel dieser raffinierten zweiten „Installation“ erlebten. Aus 15 Fenstern der anthroposophischen Villa blitzen Szenen aus Bausch-Stücken, zusammengeschnitten aus Videomaterial von Vorstellungen in aller Welt.
Nach diesem Kaleidoskop geradezu poppig bunter Eindrücke fällt der Wechsel in eine ganz stille, unauffällig schlichte Wörterwelt zunächst schwer. Nur von außen konnte die Journalistengruppe Stunden vor der Vernissage einen Blick in den zweiten gläsernen Kubus werfen: wie barocke Kulissen hängen acht Papyrus-ähnliche, milchig weiß schimmernde, bei jedem Lufthauch in leichte Wallung geratende Folien, ungefähr fünf mal acht Meter groß, von Deckenleisten bis zum Boden. Bedruckt sind sie − fein säuberlich gereiht, aber in unterschiedlichen Abständen − mit Stichworten, von den Archivaren zusammengestellt aus Proben-Videos, -Mitschriften und -Notizen. Rund 320 Quadratmeter „Fragen, Aufforderungen und Stichworte“ hat Pabst ausgewählt, um Bauschs Poesie, Humor und kreative Vielseitigkeit zu vergegenwärtigen. Daraus hat er auch den Titel für seine kleine Schau „Vorsichtshalber vorsichtig“. Weiters liest man auch „Sonnenblumen und Soldaten“, „Die Liebe suchen“, „Kuss - nicht auf den Körper“, „Where the wings grow“, „Wann man das Wort Gott benutzt“, „Töne des Bedauerns“ oder „Ich hab dich gern ohne Worte“.
Pabst hält sich dran: seine drei Installationen verstehen sich ganz ohne Worte und rufen Erinnerungen voll Trauer und Theatralik wach. Der Skulpturenpark Waldfrieden, hoch über Wuppertal, kaum sechs Kilometer vom Waldfriedhof mit Pina Bauschs Grab gelegen, ist ein idealer Ort für diese außergewöhnliche Schau.
Am Abend wurde ebenfalls als Teil des opulenten Programms „Pina40“ im Historischen Zentrum Wuppertal dem Opernhaus gegenüber die Ausstellung „Rolf Borzik und das Tanztheater Wuppertal“ eröffnet. Pina Bausch hatte sie 2000 als Hommage an Pabsts Vorgänger und ihren Lebensgefährten Rolf Borzik, 1980 verstorben, konzipiert. Ein großer Bildband gleichen Namens erschien dazu. Sie ist bis zum 28. Februar geöffnet, „Vorsichtshalber vorsichtig“ bis zum 16. Februar.
www.pina40.de
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
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