Ein Kessel Buntes
Eric Gauthier debütiert mit „La Fest“ als Opernregisseur
Gerade hat Eric Gauthier den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen bekommen und es freut mich ganz besonders für diesen mutigen Tänzer, Choreografen und Direktor der Kompanie Gauthier Dance. Vor Jahren, als ich in Stuttgart zu tun hatte und mir in der Fußgängerzone die Zeit vertrieb, hörte ich eine Band spielen, folgte meinen Ohren und siehe da, bei dieser Jamsession spielte mit größtem Vergnügen Eric mit. Und ich dachte mir, der Junge hat noch was Anderes im Kopf als nur die hehre Kunst, der er im nahen Staatstheater an der Stange und auf der Bühne Tag ein Tag aus frönte.
Es hat noch eine Weile gedauert bis er seine erste Choreografie bei der Noverre Gesellschaft entwickelte und wenn ich mich an einen absoluten Höhepunkt erinnern darf, so ist es Jason Reilly in Eric's „Ballet 101“, das dieser begnadete Tänzer trotz des Marathons immer mit Charme über die Bühne zu bringen versteht. Ich erinnere mich auch gerne an den Choreografen-Wettbewerb in Hannover, bei dem Eric den Kritiker- sowie den Publikumspreis erhielt – eine Spezialität, die für den Augen zwinkernden Choreografen spricht, denn gewöhnlich sind Publikum und Kritik weit auseinander in ihrer Ansicht.
Dann kam aber der ganz große Coup des kleinen Kanadiers: Er gründete im Theaterhaus Stuttgart seine eigene Kompanie. Eine Entscheidung, die nur als risikofreudig bezeichnet werden kann. Wer begibt sich schon aus dem festen Engagement bei der berühmtesten deutschen Ballettkompanie – bei der er sich auch als Tänzer, was die Rollen anbetraf, nicht zu beklagen hatte – in eine so anstrengende Position an einem privaten Theater? Es gehört schon eine große Portion Chuzpe dazu und die Überzeugung derer, die in Nordamerika aufgewachsen sind unter dem Motto „I can do it“. Nein, er hat sich nicht auf die Stirn geschrieben: Ich werde das Fahrrad neu erfinden, sondern durchaus ins Auge gefasst, womit man das Publikum ins Haus locken kann. Auch hat er sich gleich mit ganz großen Namen geschmückt und hier sind besonders Hans van Manen und Jiří Kylián zu nennen, gleich danach der Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts Christian Spuck, der für Eric die Rolle des Sancho Panza kreierte (in der Titelrolle als „Ritter von der traurigen Gestalt“ damals der einmalige Egon Madsen).
Egon war übrigens nicht nur Geburtshelfer, sondern entwickelte sich zu einem weiteren Standbein für Gauthier Dance, das zur kleinen, feinen Ergänzung des großen Bruders Staatstheater wurde. Ein zweites Stuttgarter Ballettwunder, und doch ging es nicht, ohne dass zwischendurch auch mal die Maschine ruckelte und drohte an Kohlemangel stehen zu bleiben, obwohl man sich bei den Erfolgen der Kompanie nicht mehr wünschen konnte. Der Stadtrat musste sparen, die Zuwendung für Gauthier Dance war nicht mehr sicher. In jenem Jahr – 2011 – bekam Eric den Deutschen Tanzpreis Zukunft und vielleicht hat auch das geholfen, aus dem Tief herauszukommen. Inzwischen wissen die Offiziellen bei Stadt und Land, wie man sich mit den Federn dieser Ballettkompanie schmücken kann, sei es in Berlin oder freilich auch international. Ich gratuliere allen Beteiligten!
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments