„The Primate Trilogy“ von Jacopo Godani mit der Dresden Frankfurt Dance Company

„The Primate Trilogy“ von Jacopo Godani mit der Dresden Frankfurt Dance Company

Die eigene Arbeit mit Kreationen von William Forsythe in Beziehung setzen

Die Dresden Frankfurt Dance Company startet in Frankfurt

Die Spannung im Bockenheimer Depot in Frankfurt war spürbar in Bezug auf „The Primate Trilogy“, die erste Produktion der neu besetzten Kompanie unter ihrem von Forsythe selbst erwählten künstlerischen Direktor und Choreografen Jacopo Godani.

Frankfurt, 04/10/2015

Die Spannung im Bockenheimer Depot in Frankfurt war spürbar in Bezug auf „The Primate Trilogy“, die erste Produktion der neu besetzten Kompanie unter ihrem von Forsythe selbst erwählten künstlerischen Direktor und Choreografen Jacopo Godani. Sehr schnell wird klar, und das ist gut so, dass Godani mit dieser in technischer Hinsicht glänzend aufgestellten Gruppe sein Ding macht. Das ist keine neue Forsythe Company, obwohl nicht zu übersehen ist, dass Godani sehr viel vom Meister gelernt hat, denn in dessen weltberühmter Kompanie hat er fast zehn Jahre getanzt, bevor er sich als Choreograf auf den Weg machte. Dass er mit seinen 15 Tänzerinnen und Tänzern, darunter ein Praktikant der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz, auf dem Weg ist, spürt man an diesem Abend deutlich, vor allem aber auch, dass es spannend sein könnte diesen Weg mitzugehen.

Godani geht auf das Publikum zu und dabei scheut er sich nicht, auch einige Schritte zurückzugehen, aufzunehmen, was er aus seinen eigenen Tanzerfahrungen mitgenommen hat und was er jetzt in bisweilen recht eigenständigen Variationen seinen Tänzerinnen und Tänzern mit auf den Weg gibt.

Hier könnte etwas im Entstehen sein. Dazu gehört das Experiment ebenso wie die Besinnung auf das sichere Repertoire neoklassischer Formen und das erneute Ausreizen längst nicht überholter Formen, wie etwa dem Spitzentanz und den Versuchen, diesen als eine von vielen Varianten zeitgenössischer Erforschung tänzerischer Ausdrucksmöglichkeiten zu integrieren.

In der Art und Weise, wie dann im Verlauf von gut 70 Minuten die Rückbesinnung und die Momente des Aufbruchs korrespondieren, auch unvermittelt nebeneinander stehen, gelingt es sowohl spannende, als auch verblüffende Passagen zu kreieren. Konstruktive Verunsicherungen gehören dazu.

Es werden viele Varianten tänzerischer, räumlicher und durch das Licht bestimmter optischer Korrespondenzen angeboten. Da sind immer wieder kurze Soli, etliche Duette, die am stärksten an Forsythes Neuerungen erinnern. Dann sieht man auch immer wieder die ganze Gruppe in suchenden Bildern der Bewegungen. Es kommen die Tänzerinnen und Tänzer zusammen, geben einander den Schutz der Gruppe, um knapp darauf wieder sich einzeln oder in neuen Formationen zu trennen und eigne Wege zu erkunden. Geschichten im traditionellen Sinne werden nicht erzählt, wohl aber assoziative Angebote, diese Erkundungen auf zu erinnernde Lebensbereiche und Erfahrungen des Alltags zu beziehen.

Mitunter hat man den Eindruck, was auch von der Lichtregie unterstützt wird, man erlebe wie von Blitzlichtern erhellte Momente, Andeutungen, Anregungen. Man nimmt gleich darauf im grundsätzlich leicht diffusen Licht die große Gruppe wahr und wie sich diese in Vereinzelungen auflöst, wieder zusammenfindet und dennoch kein Ende des Suchens in Sicht ist. Da kann es geschehen, dass ein Tänzer scheinbar den Raum verlässt , um sofort zurückzukehren, den Versuch unternimmt, sich zu den anderen erneut in eine Beziehung zu begeben, um dann das Geschehen wieder zu verlassen und kurz darauf wiederzukommen.

Das sind Momente der Brüchigkeit. Hier sollen in dieser ersten Arbeit der Dresden Frankfurt Dance Company durch Jacopo Godani keine abschließenden Ausrufezeichen gesetzt werden. Hier bekennen sich eine Kompanie und ihr künstlerischer Leiter zu den Zeichen der Verunsicherungen. Verstärkt werden diese mitunter dadurch, dass die technischen Möglichkeiten der Tänzerinnen und Tänzer noch nicht in gleichem Maße mit deren jeweiliger körperlicher Präsenz und individueller Ausstrahlung einhergehen. Auch hier: man ist auf dem Weg. Die Kostüme, für die ebenso wie für das Licht und den Raum auch Jacopo Godani verantwortlich ist, machen zunächst in ihrer Durchsichtigkeit die Körper schutzlos. Sie verhüllen dann stärker die Haut als Sinnbild der Verletzlichkeit um am Ende optisch eine Vision menschlicher Gleichberechtigung anzudeuten.

Der elektronische Sound von Ulrich Müller und Siegfried Rössert, „48nord“, vermag nicht durchgehend zu überzeugen, am wenigsten immer dann, wenn er zu stark Thrillerspannung a la Hollywood zu suggerieren scheint.

Der Anfang ist gemacht, die ersten Eindrücke begründen Hoffnungen auf die weitere Entwicklung dieser Kompanie. Interessant könnte es auch werden, wenn Godani in der nächsten Saison eigene Arbeiten mit Kreationen von Forsythe in Beziehung setzt.

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