Alles wieder gut?
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„Vorgestellt“ in der Staatlichen Ballettschule Berlin: Xin Peng Wang
Er habe Respekt vor der Arbeit der Schule, sagt Xin Peng Wang und lobt gleich noch das eindrucksvolle neue Gebäude und auch das Pädagogenteam. Charme à la chinoise und doch gleichzeitig mehr. Denn als der Direktor des Balletts Dortmund für seinen „Schwanensee“ noch Schwäne suchte, konnte er auf Studentinnen der Staatlichen Ballettschule Berlin als Gäste zurückgreifen.
Nun hatte ihn seinerseits jene Ausbildungseinrichtung zu Gast: In der Ende 2012 begründeten und mit Ivan Liška eingeleiteten Reihe „Vorgestellt“ stand er Studenten und Lehrern für Fragen zur Verfügung. Eine echte Symbiose ist diese Reihe, führt sie doch frühzeitig jene zusammen, die sich ohnehin irgendwann begegnen werden, Schüler und Kompanieleiter. So baut das Leitungsteam Scheu und Unwissen ab, denn nicht jeder Student kann jede Kompanie besuchen. Und die Ensembleleiter lernen das „Laboratorium“ kennen, in dem ihre Nachwuchstänzer geformt werden.
Zwanglos und bescheiden erzählte Wang vom Weg in die deutsche Tanzlandschaft. Vor 20 Jahren kam er, ausgebildet in seiner Heimatstadt Dalian und in Peking, zu einem Zusatzstudium für modernen Tanz hierher. Ohne Deutsch-Kenntnisse schlug er sich vom Berliner Flughafen Schönefeld nach Essen durch, fand dort freundliche Helfer, schlief die erste Nacht auf dem Fußboden, absolvierte dann doch das Gaststudium an der Folkwang-Schule. Weil er diese Art Tanztheater nicht als seinen Weg empfand und ihn zudem die fremde Kultur und Mentalität schreckten, ging er zurück nach China. Dort aber war sein Platz in der Kompanie schon besetzt. Angebote als Tänzer lockten ihn zu Philippe Talard nach Mannheim, dann auf fünf Jahre zu Heidrun Schwaarz nach Essen. Das minderte ganz offensichtlich den Kulturschock. Als freier Choreograf arbeitete er ab 1996 für ein Festival in New York, das Ballett der Semperoper, Kompanien in Hongkong und Amsterdam. Dass seine Choreografie zu „Die rote Laterne“ beim Chinesischen Nationalballett schon über 300 Vorstellungen erlebte und noch immer gespielt wird, erwähnt er nicht ohne Stolz.
Einer ersten Festanstellung in Meiningen folgte 2003 der Ruf nach Dortmund. Mehr als 40 Abende hat Wang seither kreiert und dabei besonders mit seinen Handlungsballetten nach Vorlagen aus der Literatur große Erfolge gefeiert, „Krieg und Frieden“, „Der Traum der roten Kammer“, jüngst „Zauberberg“. Aus dieser Adaption nach Thomas Mann zeigte er als „Gastgeschenk“ an Studenten Dmitry Semionov ein intensives Solo. Die nächste Premiere, erfuhren sie, ist im Februar „Drei Streifen: Tanz“ mit Choreografien von Benjamin Millepied, Demis Volpi und Jiří Bubeníček.
Was Wang in seiner Zurückhaltung verschwieg: Sein „h.a.m.l.e.t. - Geburt des Zorns“ wurde 2011 beste Produktion in NRW; gerade hat er den „City-Ring“ der lokalen Wirtschaft für Verdienste um das Dortmunder Ballett erhalten; und dass es ihm gelungen ist, neben der Hauptkompanie ein elfköpfiges NRW Juniorballett zu begründen. Das interessierte die Studenten freilich. Was ihm für ein Engagement wichtig sei, fragten sie. Eine klassische Basis, gute Koordination und die Freude, sich in Stilen von Forsythe bis Balanchine zu bewegen, lautete die Antwort. Dann noch etwas aus dem Nähkästchen eines Direktors: Kurz vor der Reise nach Berlin hatte er noch dafür zu sorgen, dass die Fußbodenheizung im Ballettsaal wieder in Gang kommt, mit aus eigener Tasche gesponserten Ersatzteilen. Das rundete den Eindruck eines künstlerisch starken, menschlich angenehmen Ballettchefs ab, bei dem sich Tänzer aus aller Herren Länder wohlfühlen dürften.
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