Märchenhaft durchs Reich der Emotionen
Das Bayerische Staatsballett und John Neumeiers „A Cinderella Story“
Das „Bottaini Merlo International Center of Arts“ in München zeigte seine jährliche Gala im KUBIZ Unterhaching
Alen Bottaini, als Kammertänzer und ehemaliger Erster Solist des Bayerischen Staatsballetts in großartiger Erinnerung, gründete 2014 gemeinsam mit Monica Merlo das Bottaini Merlo International Center of Arts (BMICA). Neben einer Vielfalt von Disziplinen sowohl für Kinder als auch für passionierte Laien wird dort eine komplette professionelle Tanzausbildung geboten. Im KUBIZ von Unterhaching bei München fand nun die dritte BMICA-Gala statt, in der die angehenden Profis ihr Können beweisen und die Bühne mit gestandenen Tänzer*innen teilen konnten. Solche Auftritte vor einem dank eingeladener Stars besonders zahlreichen Publikum sind für den Nachwuchs eine gute Erfahrung, und eine private Ballettakademie kann vom Gelingen ihrer Gala ausgehen, wenn dabei die Ausbildung ihrer Student*innen beeindruckt.
Am Anfang standen Auszüge aus August Bournonvilles Schlüsselwerk „La Sylphide“ mit der charakteristischen Fußschnelligkeit der Dänischen Schule. 14 Sylphiden umgaben das romantische Paar mit erstaunlicher Reife und gediegener Ruhe, zwei von ihnen steuerten lyrische und verspielte Variationen bei, und in der Titelrolle entfaltete Rina Murata den Zauber der Verliebtheit mit Fabio Sonzogni, der als James seine Sprungvariationen recht ansehnlich schaffte. Alle hielten synchron die Spannung und boten eine geschlossene Ensembleleistung. Darauf folgte Edmondo Tuccis „Too Much“, ein an die Tanzsprache Russell Maliphants erinnerndes, spannungsvolles Duett mit Hebungen, Würfen, Schleuderfiguren und Umkreisungen, bei dem Anna Chiara Amirante und Alessandro Staiano vom Teatro di San Carlo kontinuierlich ihre Selbstbehauptung und den kämpferischen Bezug zum Partner ausdrückten. Als weitere Stargäste zeigten Alice Mariani und Gareth Haw vom Ballett der Dresdner Semperoper die hohe Qualität des klassischen Tanzes im „Nussknacker“-Pas de deux, mit der souveränen Führung der Partnerin dank Spannung, Dynamik und Ausdruck auch jeder größeren Gala würdig. Acht Studentinnen tanzten das moderne „Breathing Spaces“ von Gaetano Posterino, der öfters für die BMICA choreografiert. Sie füllten mit ihrer Bewegungsqualität und ihrem Gefühl für den Raum diesen mit Energie. Danach schlossen Filipa de Castro (National Ballet of Portugal) und Alejandro Virelles vom Bayerischen Staatsballett die erste Hälfte mit ihrem „Le Corsaire“-Pas de deux, nach tänzerisch verhaltenem Beginn am Ende mit imponierender Virtuosität.
Wie schon in „La Sylphide“ überzeugte der Auszug aus Petipas „Paquita“ von der guten Ausbildung an der BMICA-Akademie, weil auch hier schöne Ensemblebilder gelangen, als bis zu 14 Studentinnen das Hauptpaar in einem Kreis oder in Reihen umgaben. Im Zentrum bewiesen Miyu Sato und Alejandro Virelles mit schöner spanischer Attitüde solistisches Potenzial, sie auch mit sicheren Fouettès, er mit guten Pirouetten und eleganter Manege.
Auf halbsolistischer Ebene tanzten je zwei Studentinnen mit eindrucksvoller Exaktheit auch bei hohen Ecartés. Dann gab Vasco Wellenkamps „Lento for String Quartett“ mit expressiven Posen und Counterbalancen, die sensibel aus der Partnerschaft von Frau und Mann entwickelt sind, Filipa de Castro und Carlos Pinellos (National Ballet of Portugal) die Gelegenheit, zwischen einfachem Rollen am Boden und wirbelnden Drehungen jedes Tempo zu entfalten, geheimnisvoll, doch in der Aussage stark.
Anschließend glänzten erneut Alice Mariani und Gareth Haw aus Dresden mit einem Ausschnitt aus „In the Middle, Somewhat Elevated“ von William Forsythe. Die extremen Extensionen und abrupten Wechsel in dessen Klassik-Dekonstruktion zum Sound von Thom Willems nun in München wieder zu sehen, war ein Genuss. Nach einem solchen tänzerischen Höhepunkt konnte Gaetano Posterinos „Bach For One“, eine Reminiszenz an „Artifact II“, von Fabio Sonzogni getanzt, nur wie eine ferne Nachempfindung wirken, ließ aber den Mut erkennen, mit dem auch die Technik von Forsythe, in dessen Stücken ja Lisa-Maree Cullum und Alen Bottaini oft gemeinsam geglänzt hatten, an der BMICA-Akademie gelehrt werden. Aufgrund einer Verletzung seiner Partnerin tanzte Alessandro Stoiano als bejubelten Abschluss Petipas „Actaeon“ ohne Diana.
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