Liebesgrüße an Havanna

Eine Fotoausstellung von Gabriel Dávalos in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Gabriel Dávalos, 1981 geborenen, vielfach ausgezeichneter kubanischer Fotograf, feiert den Tanz seiner Heimatstadt Havanna mit Fotografien aus zwei Bildbänden .

Berlin, 16/11/2019

Säuberlich in Reihe stehen die leporelloartig gefalteten Wände mit den einzelnen Fotos. Der „Fuge“, dem so hohen wie lichten Trenngang zwischen Praxisbereich und Theorieräumen in der Staatlichen Ballettschule Berlin, geben sie eine Struktur in der Fläche. Zu sehen auf den weißen Stelen sind Motive aus zwei Bildbänden des 1981 geborenen, vielfach ausgezeichneten kubanischen Fotografen Gabriel Dávalos. Er feiert darin seine Heimatstadt Havanna in mehrerer Hinsicht. Einmal als Perle der Karibik, selbst wenn manche Hausfassade gegenwärtig noch der Renovierung harrt. Er feiert zudem ihr Flair als Metropole am Meer und ihre Überlebenskraft, indem er sie mit der Energie und der Eleganz des über gut ein halbes Jahrhundert von Alicia Alonso geleiteten Ballet Nacional de Cuba verbindet. Entstanden sind zwei außergewöhnliche Bildbände, die Gabriel Dávalos als herausragenden Fotoästheten und Bildkomponisten ausweisen: „Habana Sensual“ und „Habana Pasión“. Beides, das sinnliche Havanna und die Leidenschaft für diese Stadt, macht auch jene Fotos so singulär, die zusätzlich eigens für diese Ausstellung geschossen wurden.

Alle präsentieren sie die Tänzerinnen und Tänzer in markanten Stadträumen und unerwarteten Situationen. Da ist zum einen die Ufereinfassung, der legendäre Malecón, an dem man flaniert und sich des Abends trifft. Gabriel Dávalos lässt seine Modelle im Spagatsprung hoch über jenem Damm „schweben“, unter geblähter Landesflagge und mit Panoramablick über die Bucht. Ob nun ein Tänzer allein das Querformat dominiert oder drei Tänzer wie auf der Flucht aus dem Bild forteilen, unter drohenden Wolken oder im Gischt des aufspritzenden Atlantikwassers agiert wird - Stolz und Schönheit stehen für die Stadt und ihre tanzenden Menschen, vertreten durch die exzellenten Profis vom Ballet Nacional. Sprünge sieht man in den Gassen der Altstadt mit ihren filigranen kolonialen Altbauten und unterm Gewirr der Stromleitungen; eine von den Säulen eines Torbogens gerahmte Paarhebung vor strahlendem Himmelblau mit weißem Wölkchen; den „Flug“ eines Tänzers über einen Zebrastreifen, ein Auto tief unter den Spagatbeinen. Den Blick durch eine Kolonnade stoppt gebieterisch eine Ballerina im breiten Plié, eine andere hängt waghalsig an einer Fassade, eine weitere reckt sich auf Spitze in einem Rondell der Himmel entgegen.

An der geringen respektive verblüfften Anteilnahme zufälliger Passanten erkennt man, dass Dávalos nichts gestellt hat: Seine Aufnahmen, schwarzweiß oder in Farbe, fangen den städtischen Moment mit ein, ob den Hafen mit seinem auslaufenden Schiff, Blumen werfende Frauen am Malecón oder staunende Knirpse, und wirken daher rundum authentisch. Sie sagen ebenso etwas über das Miteinander im Tanz, stellvertretend für das allgemein Mitmenschliche auf der Inselrepublik. Dass Gabriel Dávalos auch Alicia Alonso porträtiert hat, inmitten „ihrer“ Tänzer, ehrt die am 17. Oktober verstorbene Primaballerina assoluta. Ihr sind extra Bild und Text in der Ausstellung gewidmet.

Die noch einige Wochen zu sehende Schau war zugleich Teil des Festakts zum 500. Geburtstag von Havanna, den die kubanische Botschaft in der Staatlichen Ballettschule Berlin ausgetragen hat. All das soll nicht zuletzt auch die Kontakte zwischen der Staatlichen Ballettschule Berlin und der Escuela Nacional, der kubanischen Partnerschule in Havanna, festigen helfen.

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