Tanz in Bildern

Ein Buch über plurale Konstellationen der Fotografie

Isa Wortelkamp, Leiterin des DFG-Projekts „Bilder von Bewegung. Tanzfotografie der Moderne“ am Institut für Theaterwissenschaft der Uni Leipzig, hat ein Buch über Tanzfotografie im frühen 20. Jahrhundert herausgegeben. Es eröffnet ganz neue Perspektiven auf diese Zeit.

Sie lagern in Kartons und Schubladen, in Mappen, Kisten und Ordnern, als Negative, Prints oder digitalisiert auf CDs, DVDs und Festplatten: Tanzbilder. Ausgehend von den Zigarettenbildchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts inszeniert die Tanz- und Theaterwissenschaftlerin Isa Wortelkamp zusammen mit 15 weiteren Autor*innen einen sehr eigenen Blick auf die Darstellung des Tanzes im Bild in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Es ist ein spannender Blick aus verschiedenen Richtungen auf eine Zeit, die – was den Tanz betrifft – heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Worauf man meist gar nicht sonderlich achtet, wird hier in den Fokus gerückt, ins Bewusstsein gerufen: Wie sind die Fotos arrangiert? Was sehen wir darauf eigentlich? Wozu regt das Motiv der Bewegung an? Welche Assoziationen weckt es? Es ist der tanz- und theaterwissenschaftliche akribische Blick auf das Bild als Teil der Geschichte und den Tanz als Akteur und Objekt zugleich.

Tanzfotos seien, so heißt es auf dem Umschlag des Buches, „durch das Motiv der Bewegung dazu prädestiniert, in Konstellationen zu erscheinen, sich aufeinander zu beziehen, neben- und miteinander einen Tanz zu beginnen.“ Und so entfaltet sich dieser Tanz in insgesamt 15 verschiedenen Beiträgen zu einem bunten Kaleidoskop: über Choreografien des fotografischen Archivs, über Tanzfoto-Serien, über chorisches Tanzen und Bilder in Serie im Hinblick auf die Fotogeschichte der modernen Bewegungschöre, über die sozialistische Tanzbild-Produktion in der DDR, über die Tanzbilder in Zigarettenalben – Lockvögel für den Tabakkonsum und begehrtes Sammelobjekt unserer (Ur)Großeltern, über das Optisch-Unbewusste in Charlotte Rudolphs Fotografien von Gret Palucca – um nur einige der vielen Themen zu nennen.

Tanzbegeisterten und Forschenden auf dem Gebiet des Tanzes sei dieses Werk wärmstens ans Herz gelegt. Es ist eine Fundgrube der sehr besonderen Art, grafisch übrigens besonders reizvoll ins Bild gesetzt von Carsten Stabenow und Andreas Töpfer vom Atelier Milchhof in Berlin.

Isa Wortelkamp (Hrsg.): Tanz in Bildern. Plurale Konstellationen der Fotografie. Transcript Verlag 2022, 304 Seiten, 38,99 Euro

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