Botschafterin des internationalen Welttanztages 2023: Yang Linping

Botschafterin des internationalen Welttanztages 2023: Yang Linping

„Tanz ist Lebenselixier“

Botschaft von Yang Liping zum Welttanztag 2023

Die diesjährige Botschafterin zum Welttanztag am 29. April ist die chinesische Tänzerin und Choreografin Yang Liping. Lesen Sie hier die vollständige Grußbotschaft und die deutsche Botschaft von Margrit Bischof.

Berlin, 29/04/2023

BOTSCHAFT ZUM WELTTANZTAG 2023

Die Körpersprache ist die instinktivste aller menschlichen Sprachen. Schon von Geburt an, bevor wir sprechen lernen, können wir mit unseren Händen und Füßen tanzen. Tanz ist die Kunst, die aus dieser“ersten Sprache“ entsteht.

Es gibt viele Umstände, die Menschen zum Tanzen bewegen. Meine Großmutter erzählte, dass in meiner Heimatstadt Tanzen eine Möglichkeit ist, der Sonne zu danken, dass sie Wärme und Licht in unser Leben bringt.

Wenn wir eine gute Ernte haben, tanzen wir, um unsere Dankbarkeit gegenüber der Erde und die Freudein unseren Herzen auszudrücken. Wenn wir jemanden treffen, den wir lieben, tanzen wir vielleicht wie ein Pfau, der seine Federn ausbreitet. Selbst wenn wir krank sind, können wir geheimnisvolle Tänzepraktizieren, um Dämonen einer Krankheit zu vertreiben.

In meiner Welt ist Tanz seit frühester Kindheit eng mit dem Leben und der Existenz verwoben. Tanz war schon immer der Schlüssel zur Kommunikation mit der Natur und allen Lebewesen. Bei uns gibt es ein Sprichwort: „Wenn du Beine hast, aber nicht tanzen kannst, bist du umsonst auf die Welt gekommen“. Tanz ist Natur, Tanz ist Leben – das ist es, worum es beim Tanz wirklich geht…

Manche Menschen kommen auf diese Welt, um ihr Erbe weiterzugeben, andere, um das Leben zu genießen, wieder andere, um Erfahrungen zu sammeln... und ich für meinen Teil bin Beobachterin des Lebens. Ich komme, um zu sehen, wie eine Blume blüht und verwelkt, wie die Wolken schweben, wie der Tau kondensiert…

Meine Kunst ist von der Natur und dem Leben inspiriert: von der Helligkeit des Mondlichts, der Pracht der Pfauenfedern, der Metamorphose eines Schmetterlings, der Art, wie eine Libelle über die Wasseroberfläche gleitet, eine Raupe sich windet, oder wie Ameisen eine Schlange bilden…

Vor vielen Jahren zeigte ich vor Publikum meine erste Choreografie – den Pfauentanz „The Soul of a Peacock“. Pfaue existieren schon sehr lange. In der östlichen Welt symbolisiert der Pfau Unantastbarkeit und Schönheit, denn er ähnelt dem Phönix, mit seiner edlen Haltung, die mit der eines Drachen vergleichbar ist. Beim Tanzen habe ich das Wesen des Pfaus ergründet.

Die Tanzkultur der Menschheit ist reich und vereint eine Vielzahl von Kulturen und Fähigkeiten. Das wahre Wesen des Tanzes liegt in der Natur und im Leben. Auch mein Land hat eine reiche Tanztradition, die ich sehr schätze und als Erbe weitergebe. Sie erfüllt unseren Geist und unsere Körper und gibt uns die Fähigkeit, mit der Welt zu kommunizieren. Ich habe einige traditionelle Tänze gesammelt und für die Bühne adaptiert, darunter Yunnan Impression, Tibetan Riddle, Pingtan Impression und viele mehr. All diese Tänze haben ihren Ursprung in China und wurden uns von unseren Vorfahren als Erbe, das es zu bewahren und zu vermitteln gilt, hinterlassen.

Wenn diese Tänze auf die Bühne gebracht werden, können die Menschen den Zauber und die kulturelle Bedeutung der künstlerischen Ausdrucksform spüren. Als Tänzerin beschäftige ich mich seit Jahrzehnten mit Tanz und wurde eingeladen, experimentelle zeitgenössische Werke wie „Under Siege – The Full Story of Farewell“, „My Concubine“ und „Rite of Spring“ für die Bühne zu entwickeln.

Meine Kunst wird inspiriert von der Natur meiner Heimat, meinen persönlichen Lebenserfahrungen und von der tiefgründigen Kultur des Ostens, die ein wesentlicher Bestandteil der Menschheit ist, da sie für Vielfalt, Reichtum und vor allem für Inspiration steht. „Von der Natur lernen“ und die „Einheit von Mensch und Universum“ sind die Philosophie, die Weisheit und die Ästhetik des Ostens. Diese Sichtweisen sind auch der Kern meiner Kunst. Als Menschen sollten wir die Natur respektieren, von ihr lernen und mit ihr harmonieren, ganz so wie die Erde, die Berge und der Himmel.

Tänzer:innen und Choreograph:innen müssen aufmerksamer auf die Freuden und Sorgen der Erde reagieren und sollten den Tanz nutzen, um den Dialog zu stärken, den wir seit Millionen von Jahren mit der Natur, dem Leben und der Welt führen.

Heute möchte ich nicht nur unsere Tanzkultur mit der Welt teilen, sondern mich auch mit allen Tänzer:innen weltweit verbinden, die den Tanz lieben und ihre Gefühle damit ausdrücken. Ich möchte alle Tänzer:innen einladen, gemeinsam zu tanzen, um unsere Liebe und unser Lob an Himmel und Erde zu übermitteln.

Das Leben endet nie, der Tanz hört nie auf.

Yang Liping, China
Botschaft von Yang Liping im Video

 

Die deutsche Botschafterin des Dachverband Tanz ist diese Jahr Margrit Bischof. Sie engagiert sich als Tanzforschende für eine vielseitige Vernetzung von Forschung, Bildung und Kunst im Tanz und ist Teil des Vorstands des Dachverband Tanz Deutschland. In ihrer Botschaft spricht sie über die Kraft des Tanzes.
Botschaft von Margrit Bischof beim Dachverband Tanz Deutschland

 

Das Tanzkomitee des Internationalen Theaterinstituts rief 1982 den Welttanztag ins Leben. Das Datum für den Tag, der die universelle Sprache des Tanzes würdigt, fiel auf den 29. April, den Geburtstag von Jean-Georges Noverre (1727-1810), einem großen Reformer des Balletts. An jedem 29. April wird die Botschaft einer bekannten Persönlichkeit des Tanzes weltweit verbreitet mit dem Ziel, die Kunstform Tanz zu feiern, die Universalität und Globalität des Tanzes hervorzuheben, der alle Grenzen von Politik, Kulturen und ethnischen Zugehörigkeiten überwinden kann.

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