cie. toula limnaios

Jedes Stück ein Planet

25. Jahre cie. toula limnaios in einem Buch versammelt

Zu ihrem 25. Jubiläum gönnt sich die cie. toula limnaios einen üppigen Bildband zum Schwelgen in Erinnerungen.

Ein Vierteljahrhundert, das ist eine lange Zeit für eine freie Tanzcompany und durchaus ein Grund zum Feiern. Es ist aber auch ein guter Zeitpunkt, das Geschehene einmal Revue passieren zu lassen und zu schauen, was sich zu erzählen lohnt von diesen 25 Jahren. Das dachten sich auch Toula Limnaios und Ralf R. Ollertz, die 1996 ihre cie. toula limnaios gründeten, ein Jahr später nach Berlin zogen und 2003 mit der HALLE ihre eigene Spielstätte in einer alten Polizeisporthalle eröffnen konnten. Zum Jubiläum haben sie in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Frank Schmid ein Buch herausgebracht, das zum Blättern durch die Geschichte der Company einlädt.

Das ist vor allem den Fotograf*innen zu verdanken – allen voran Cyan und Dieter Hartwig – die für die zahlreichen stimmungsvollen Bilder zu den 53 Produktionen gesorgt haben, die dieser Band versammelt. Dabei geht es keineswegs darum, einen Katalog zu präsentieren, sondern vor allem die Kraft der Bühne und die Kraft der Tänzer*innen einzufangen und abzubilden.

Das Ergebnis ist ein über 300 Seiten starkes Kaleidoskop der Arbeit der Company, angereichert durch Wortmeldungen von Weggefährten, Freund*innen und natürlich (ehemaligen) Mitgliedern der Company. Eine Ausnahme bildet ein großes Interview am Anfang, das Schmid mit Limnaios führte und das einen Einblick in die Arbeitsweise der Choreografin gibt: „Bei mir ist es ein innerer Drang, eine Idee zu verfolgen. Die Schwierigkeit besteht dann oft darin, das an die Tänzer zu vermitteln, Worte zu finden, das innere Chaos zu ordnen und zu benennen.“

Das Buch folgt chronologisch den tänzerischen Arbeiten von Toula Limnaios, zunächst mit ausdrucksstarken, körnigen Schwarzweißfotos, später aber die Farben voll einfangend, wie bei den braunen Torfschlachten während „Every single day“ oder dem beeindruckenden roten Riesenkostüm bei „Reading Tosca“. Hinzu kommen Ausschnitte aus den Skizzenbüchern, die einen Blick in die Gedankenwelt der Choreografin geben und in diese Stücke, die Tänzer Hironori Sugata als „eigene einzigartige Planeten“ beschreibt.

Quadratisch im Format und mit bewusstem Verzicht auf Hochglanzpapier ergibt sich ein gutes Blättern und Schwelgen in Erinnerungen, wenn man die Produktionen denn gesehen hat. Auf die Details eines Katalogs wird hingegen verzichtet, weder erfährt man etwas zu den Tänzer*innen der jeweiligen Produktionen noch zu Tournee-Orten oder Ähnliches. Allerdings werden die Wortbeiträge, besonders die der Tänzer*innen, den Produktionen zugewiesen. Dennoch wäre etwas mehr enzyklopädischer Eifer, der über eine chronologische Produktionsliste hinausgeht, doch wünschenswert gewesen, und es wäre nicht nur ein Band zum Schwelgen sondern auch zum Nachschlagen geworden, um das Chaos zu ordnen und zu benennen.

cie. toula limnaios. Toula Limnaios/ Ralf R. Ollertz. Verlag Kettler. 304 Seiten. 48,00 Euro.

 

 

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