„Frida” von Éva Duda

Traumbilder

„Frida” von Éva Duda als Österreich-Premiere im Odeon Theater und „Death by a Landscape, a concert” von Alix Eynaudi als Uraufführung im Wiener brut nordwest

Eine Hommage in realistischen Bildern an die mexikanische Künstlerin hier, eine surreal anmutende Szene dort. Beide Arbeiten kann man jeweils für sich als Gesamtkunstwerk betrachten.

Wien, 08/11/2024

Sich mit Frida Kahlo zu beschäftigen, scheint gerade en vogue zu ein. Die ungarische Choreografin Éva Duda hat ihr Stück „Frida“ bereits 2022 zur Uraufführung gebracht. Entstanden ist keine Biografie, sondern eine Abfolge von Bildern, die von Kahlos Werken, aber auch ihrem Leben inspiriert wurden. Die zahlreichen aufwendigen Kostüme von Kató Huszár und Julcsi Kiss, die Videoprojektionen von Gábor Karcis und Mátyás Fekete sowie die Kompositionen von Izsák Farkas und Tibor Molnár tragen dazu bei, dass man wirklich von einem Gesamtkunstwerk sprechen kann. Choreografisch arbeitet Duda mit der Bewegungssprache des modernen Tanzes, wobei einige Bewegungsmuster wie ein roter Faden im Stück immer wieder vorkommen. Auch modernisierte, mexikanisch anmutende Folklore ist zu sehen. Die Vorbereitungen für die Hochzeit zwischen Frida und Diego, sowie Diegos Seitensprünge werden stummfilmhaft mit Mitteln des Slapsticks gezeigt.

Eine gute Idee ist es gewesen, die Rolle des Diego, der 21 Jahre älter als Frida war, mit dem 1963 geborenen Tänzer Tibor Kováts zu besetzen. Er passt gut zu den jungen Tänzer*innen und harmoniert ausgezeichnet mit Eleonora Accalai. Die 75 Minuten vergehen wie im Flug, auch wenn die Entscheidung, zwischendurch Ravels Bolero zu verwenden, nicht unbedingt die Beste war. Nach diesem musikalischen aber auch tänzerischen Höhepunkt war die Luft dann doch etwas raus. Hut ab vor der Éva Duda Dance Company, die bereits seit 15 Jahren als freie Tanzkompanie in Budapest arbeitet. Schade, dass es erst jetzt zu einem Gastspiel im Wiener Odeon Theater gekommen ist.

Traumlandschaft

Ganz anders, aber ebenso ein Gesamtkunstwerk, ist die Uraufführung von „Death by a Landscape, a concert“ der französisch-österreichischen Choreografin Alix Eynaudi im Wiener brut nordwest. Es beginnt mit dem Film „Purna Virama (The Last Stop)“ von Ujjwal Kanishka Utkarsh: Ein junger Mann zerlegt einen alten Autobus, teilweise mit ungeeignetem Werkzeug und ohne Schutzkleidung. Nicht immer ist klar, ob die zu hörenden Geräusche rein bei der Bearbeitung des Metalls entstehen oder bereits verstärkt und verändert wurden. Das Bild, dass ein Gegenstand, der sicher jahrelang gute Dienste geleistet hat, nun in seine Einzelteile zerlegt wird und somit vollkommen an Funktion verliert, hallt noch lange in einem nach.

Als nach einigen Minuten die Leinwand fällt, sticht sofort der von Cécile Tonizzo mit fluoreszierenden Zeichen bemalte Hintergrundprospekt ins Auge. Aber auch, dass mit dem weißen Tanzteppich, Lautsprechern, einem präparierten Flügel sowie Stoffen eine Landschaft gestaltet wurde. In dieser bewegen sich die drei Tänzer*innen Cécile Tonizzo, Hugo Le Brigand und Alix Eynaudi. Mal zusammen, mal alleine erkunden sie die Möglichkeiten des Raumes und loten ihre Bewegungsradien aus. Wirken teilweise entrückt und ganz in sich gekehrt, dann wieder mit der Umwelt sowie ihren Kolleg*innen verbunden. Die Soundscapes von Paul Kotal sind düster, aufgehellt wird die Stimmung durch die von Han-Gyeol Lie beeindruckend komponierten und gespielten Klavierpassagen. An Breugelmans holte sich für die bunten Kostüme, die öfters gewechselt werden, Inspirationen im asiatischen Raum.

Wer sich auf das Geschehen auf der Bühne ein- und von der teilweise meditativen Stimmung anstecken lässt, dem vergehen die 75 Minuten viel zu schnell. Alix Eynaudi ist mit ihrem Team an Künstler*innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen ein wunderbarer Abend gelungen.

 

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