Takeshi Matsumoto / Seven Circles: „Club Origami“ 

Für Junge und jung Gebliebene

Think Big! in München feiert seine zehnte Ausgabe.

Das Think Big! Festival startet seine diesjährige Ausgabe mit getanztem Origami und akrobatischer Türkunst. Das gefällt nicht nur dem jungen Publikum, für die das Festival primär gedacht ist.

München, 06/07/2024

Von Tomáš Kubart

Das Münchner Festival für junges und jung gebliebenes Publikum Think Big! feiert in diesem Jahr vom 5. bis 13. Juli sein zehnjähriges Bestehen. Zur Eröffnung luden Seven Circles und das japanische Duo Takeshi Matsumato und Makiko Aoyamas in den „Club Origami“, gefolgt von einer phänomenalen Akrobatik-Performance, die sich buchstäblich um die Tür der belgischen Company Circumstances drehte und den treffenden Titel „Exit“ trug.

Club Origami“: Gefaltete Körper mit Xylophon

„Club Origami“ verzauberte das Festivalpublikum bereits vor drei Jahren beim Londoner Dance Umbrella. Die Show, die im HochX gezeigt wird, richtet sich an ein Publikum bis sechs Jahren: Pinguine und Schmetterlinge, ein Hut, ein Fächer oder sogar ein Flugzeug erscheinen auf der Bühne. Was kommt aus der Kiste? Noch mehr Papiertiere? Alle möglichen und unmöglichen Geschöpfe, die die Kinder im Foyer gebastelt haben, und sogar seltsame Glühwürmchen tauchen auf, die in Aoyamas Händen wie eine gewöhnliche Glühbirne auf einem Stab aussehen. 

Im Origami-Club fließt die Fantasie ganz selbstverständlich in unsere erwachsenen Vorstellungen vom Leben ein, ganz im Sinne von Pablo Picassos berühmtem Ausspruch: „Ich konnte schon früh zeichnen wie Raffael, aber ich brauchte mein ganzes Leben, um wieder zeichnen zu lernen wie ein Kind.“ 

Anschließend findet auf der Bühne die Origami-Vorstellung statt, ein 45-minütiges Vergnügen, bei dem Ideen aus Papier lebendig werden. Matsumoto und Aoyama imitieren die gebastelten Papierpinguine, die von den Kindern im ersten Teil der Show gebastelt wurden. Dazu begleitet sie Rob Howat auf seinem Xylophon-Synthesizer. Die verträumten Klänge des Xylophons tragen uns durch die Vorstellung. 

Das Publikum ist in Bewegung, eine Traube von Kindern umringt auf einem weißen Papierstreifen die Bühne. Einige Kinder verlieren ihre Aufmerksamkeit und laufen zu ihrem Großvater, andere kämpfen mit dem Wunsch, Teil der Show zu sein. Das sind sie längst, denn ohne die Kinder wäre sie nicht möglich. Gerade die jüngeren Kinder sind fasziniert von den winzigen Tieren, die lediglich aus Papier und Fantasie bestehen. 

Die ganze Aufführung ist ein sanftes Crescendo hin zu einer Explosion der Kreativität: Aoyama taucht liebevoll in einen Haufen zerrissenen Papiers ein und wirft es in die Mitte der Bühne. Sie nimmt immer mehr Papier mit, wühlt sich durch. Die Kinder können es nicht mehr aushalten, stürzen sich auf sie und werfen das Papier in die Luft, so dass die Szene bald wie ein Tornado in einem Schreibwarenladen aussieht.

„Exit“: Akrobatik mit Türen

Phänomenale Akrobatik, die sich im wahrsten Sinne des Wortes um Türen, Ein- und Ausgänge dreht, das ist „Exit“ der Company Circumstances in der Schauburg.  „Exit“ fragt, ob die Türen Geheimnisse bewahren oder nicht bewahren oder wie in Kafkas Schloss nur für den ein Hindernis sind, der sie als solches wahrnimmt. Jeder Ausgang ist hier auch ein Eingang, und die vier belgischen Akrobaten Raff Pringuet, Benedikt Löffler, Harrison Claxton und Alejandro García Bustos beweisen dies mit atemberaubender akribischer Akrobatik. 

Jeder Muskel ihres Körpers ist angespannt in dieser einstündigen Performance, in der dennoch jede Bewegung ganz natürlich wirkt: Die Holzkonstruktion in der Mitte der Bühne erinnert zunächst an einen Plattenbau. Doch als sich die mittlere Tür in ein horizontal drehbares Brett verwandelt, das, wenn es sich dreht, die Tür zwei Meter über den Köpfen der Akrobaten stehen lässt, beginnt ein atemberaubender Wettlauf der Sprünge und der Zusammenarbeit, damit wenigstens einer durch die Tür kommt. 

Zum Höhepunkt der Show lässt Claxton seinen Kollegen Bustos auf die Schultern fallen und Bustos stolziert auf seinen Schultern. Dabei balanciert er eine riesiges wackeliges Brett. Die Kinder im Publikum sind begeistert und alle würden es am liebsten selbst ausprobieren. Es ist gar nicht so schwer, aus dem Erwachsenenalter herauszukommen!

Acht Tage, 25 Vorstellungen von 12 Companys. Auf dem Think Big! Festival, künstlerisch geleitet und koordiniert von Simone Schulte-Aladağ und Andrea Gronemeyer, gibt es noch einiges zu entdecken – für Junge und jung Gebliebene gleichermaßen.

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