Nummernrevue mit Menschlichkeit

„Rock the Ballet“ im Hamburger St. Pauli Theater

Sieben Wochen lang begeistern zehn Tänzer*innen das Publikum in der Hansestadt mit einer akrobatischen Dance-Show zu rund 30 Pop-Titeln aus gut drei Jahrzehnten.

Hamburg, 30/06/2024

Auf der Hamburger Reeperbahn mischen sich in diesen Tagen Fans aller Art: Die einen gehen fahnenbehangen zur Fußball-Fanmeile, die anderen steuern das St. Pauli-Theater neben der legendären Davidswache an. Dort findet seit dem 13. Juni jeden Tag (außer montags) eine Vorstellung (am Wochenende sind es sogar zwei) von „Rock the Ballet“ statt – geschlagene sieben Wochen lang! Die Revue, die der Choreograf Rasta Thomas zusammen mit Adrienne Canterna 2008 ebenfalls im St. Pauli-Theater ins Leben gerufen hat, verantwortet Canterna heute allein. 2019 hat sie die Show komplett runderneuert. Jetzt zeigt sie eine Art „Best of“ mit einigen neuen Titeln.

Geboten wird eine solide, aber auch etwas altbackene Nummernrevue – ein Popsong folgt auf den nächsten, einer wie der andere mit wummernden Beats, die sich doch sehr gleichen. Dazu die typischen effekthascherischen Dance-Moves: schnelle Schrittwechsel, Battements, Pirouetten, Arabesque, Attitude, Grand Jeté ... und dann alles da capo in verschiedenen Variationen und bei beachtlichem Tempo. Choreografisch macht sich mit der Zeit da doch eine gewisse Redundanz breit. Das technische Niveau der zehn erkennbar klassisch geschulten Tänzer*innen ist allerdings beachtlich.

Dem Publikum gefällt’s: Es applaudiert nach jedem Musiktitel begeistert, darunter in der Nachmittagsvorstellung natürlich viele ballettbegeisterte Kinder an der Hand ihrer besorgten Eltern (Wann darf man in einem so jungen Alter schon mal auf Hamburgs Sündenmeile?!).

Mitreißende zweite Hälfte

Nach der Pause wird es etwas abwechslungsreicher und anspruchsvoller, sowohl was die Musiktitel als auch die tänzerischen Arrangements betrifft: „Rolling in the deep“ von Adele für ein Tänzerinnen-Solo, „Rocket Man“ von Elton John, „Vogue“ von Madonna, und Adrienne Canterna höchstselbst zelebriert mit roten Handschuhen, gehoben und getragen von ihren Tänzern ein emotionales Solo zu „Somebody to love“ von Queen. Auch die Lichtregie zeigt mal so richtig, was sie draufhat. Und so steigert sich das Niveau sowohl der Songs als auch das der Tänze bis zum furiosen Finale.

Schade nur, dass es weder zum Programm noch zu den Tänzer*innen oder der Playlist nähere Informationen gibt. In einem Interview mit Sat.1 Regional sagt Adrienne Canterna, sie wolle „mit jedem Stück ein bisschen Menschlichkeit zu den Leuten bringen“. Wenn das gelingt, ist in Zeiten wie diesen das allein schon einen Besuch wert.

 

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