Frauengeführtes Theater
Wanda Puvogel wird neue Tanzchefin in Luzern
Der legendäre japanische Künstler Saburo Teshigawara ist Tänzer und Choreograf, Lichtgestalter, Kostümbildner, Bildhauer, Maler – kurz, ein Allrounder. Zurzeit weilt er in der Schweiz. Am Theater Basel kam im März sein Stück „Verwandlung – Teshigawara“ auf die Bühne, eine Kombination von Teilen aus seiner früheren Choreografie „Metamorphosen“ und einem Uraufführungs-Fragment „Like a Human“. Dazu hatte ihn die neue Basler Ballettchefin Adolphe Binder engagiert. Jetzt tourt er im Rahmen des Festivals Steps zusammen mit seiner Bühnen- und Lebenspartnerin Rihoko Sato mit „Tristan und Isolde“ (UA 2016 in Tokio) durch verschiedene Schweizer Städte.
Tristan und Isolde? Das ist doch die leidenschaftlich-tragische Geschichte des Ritters, der in sagenhaften alten Zeiten die irische Prinzessin Isolde mit König Marke aus Cornwall zusammenführen sollte. Die aufgrund eines falsch abgegebenen Liebestranks – er war eigentlich für die Hochzeit von Isolde und Marke bestimmt – bis zu ihrem Tod durch Leidenschaft, Ehebruch, Trennung, Wiedervereinigung, Betrug und Reue verbunden sind. Die Sage hat im Epos „Tristan“ von Gottfried von Strassburg im 13. Jahrhundert ihren wichtigsten literarischen Niederschlag gefunden. Und dann in der Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner anno 1865.
Tanz ohne Körperkontakt
Rund vier Stunden dauert die Oper, eine Stunde lang der Tanz von Teshigawara und Rihoko Sato in ihrem Stück. Und wie sie tanzen! Dass er inzwischen 71-jährig ist und sie über 50, vergisst man bald einmal. Ganz in Schwarz gekleidet, in einem dunkel ausgekleideten Raum, bewegen sie sich ruhelos, sehnsuchtsvoll, ohne sich zu berühren und meist ohne Blickkontakt. Manchmal bleiben sie nur durch ein paar Zentimeter getrennt, gegen Schluss wird gar eine Umarmung angedeutet, indem er seine Arme von hinten beinahe um sie schlingt. Sonst nur Bewegung aufeinander zu oder voneinander weg, voller Begehren und Todessehnsucht.
Meist liegt die Bühne im Halblicht, manchmal wird es stockdunkel oder grell hell. Tänzer und Tänzerin bewegen sich pausenlos, auf dem Boden robbend, in Ekstase ausbrechend, als wären sie blutjung. Oft fällt das Licht auf ihre Gesichter und immer wieder auf ihre ausdrucksvollen Hände. Sie allein bilden schon eine wundersame Art Ballett.
Von Heimsuchungen verfolgt
Aus dem Off erklingen dazu Auszüge aus der Wagner-Oper, mit den berühmten Leitmotiven, den überwältigenden Tenor- und Sopranstimmen von Tristan und Isolde. Oft fortissimo – dann droht die Musik den kleinen Zuschauerraum im Luzerner Theater fast zu sprengen. Inhaltlich beschränkt sich das Stück auf das Ende von Tristan und Isolde, er krank in der Bretagne, sie von Heimsuchungen verfolgt auf dem Weg aus England über das Meer zu ihm, bis zu ihrem Liebestod.
Der Schlussapplaus in Luzern begann zögernd, vielleicht deshalb, weil jemand irrtümlich schon vor dem richtigen Ende geklatscht hatte. Dann steigerte er sich aber zu einem wahren Begeisterungs-Sturm. Teshigawara und Sato nahmen ihn lächelnd entgegen, fassten sich an den Händen, rückten immer näher zusammen und winkten zuletzt freudig ins Publikum.
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